Der angedachte Abfahrtstag stellt sich am frühen Morgen bedrohlich dar:
„Else“ ächzt und stöhnt und knarzt an ihrer Holzpier, immer wieder gibt es harte Stöße beim Aufprall auf die fast zusammengedrückten Fender und das Schiffchen springt und bockt an den Leinen…
Da unser Abwassertank voll ist, muss ich notgedrungen zunächst das warme Bett und dann das soweit angenehme Schiffsinnere verlassen und die Toilette im Sanitärgebäude aufsuchen.
Auf dem Weg dahin ist der Blick über die Brüstung der Hafenmole möglich und verheißt nichts Gutes: An den Schären und der Hafenmole züngeln und “gischten” gierig nicht wirklich hohe, aber böse und giftig anmutende Wellen mit weißen Schaumköpfen, weiter draußen sieht es nicht wirklich besser aus…
Nachdem es heute Nacht sintflutartig geregnet hat, ist es jetzt zwar fast trocken, aber dunkle Wolken und starker Wind machen das Szenario nicht einladender…
Windy und Wetter Online verheißen immer noch die „Wind- und Wellenberuhigung“ gegen Mittag – aktuell ist sie auch eingetreten und Sonne und Wolken wechseln sich freundlich ab und das Wetter und das Wasser ist wieder einladender…
Gleichwohl haben wir unter dem Eindruck einiger den Hafen verlassender heftig schaukelnder Schiffe unseren Plan geändert und hier den Liegeplatz in Lerkil für einen weiteren Tag gebucht und in Göteborg unsere um einen Tag verschobene Ankunft auf unserem reservierten Liegeplatz avisiert.
Segelschiffbesatzungen sind da meistens robuster, einige Schiffe laufen aus, unser “Achterlieger” läuft aus und kommt gleich zurück, allerdings nur, weil er seine Fahrräder am Steg vergessen hat…!😀😅
Ich helfe beim Anlegen und reiche ihm die Räder an Bord und auch er sagt, dass er lieber bleiben würde, aber morgen da und da – ein unverständlicher schwedischer Name – sein muss und deswegen fährt…
Der Nachmittag wird wieder eher lieblich, die Zwischenzeit haben wir mit dem Absaugen unseres Fäkalientankes verwendet: In Schlauchreichweite steht die Fäkalienabsauganlage und erstmalig benutze ich den Absaugstutzen der Else. In Deutschland muss man funktionierende Fäkalienabsauganlagen „mit der Lupe suchen“, meistens sind sie wirklich eher versteckt und wenn man sie dann gefunden hat, funktionsunfähig. Hier brauche ich nur den Schlauch ausrollen und alles funktioniert super…
Uli fragt ketzerisch, ob ich auch weiß, was ich tue und an den richtigen Öffnungen hantiere, unvergessen mein „Dieseldrama“ in 2013 in Danzig, das ich hier nicht verlinke, um die wahrscheinlich größte Peinlichkeit meines Lebens nicht noch einmal allen einfach zugänglich zu machen…
Wer will, kann im Blog danach suchen…
Der Nachmittag verläuft – wieder einmal funktioniert die Wettervorhersage bestechend – wie vorhergesagt: Es wird ruhiger, die Welle wird weniger und wenn alles wie vorhergesagt klappt, ist das Wetter morgen und übermorgen schön und ruhig und wir in Göteborg!
Ich erkunde noch ein bißchen Lerkil und Umgebung mit dem Fahrrad und “beneide” die Schweden um ihre genialen Schärengrundstücke mit schönsten Häusern darauf…
Auch wenn die Häuser nicht auf der Schäre stehen, strahlen sie in ihrer Feld-, Wald- und Wiesenumgebung eine ziemlich unbeschreibliche “Wohnlichkeit” aus und außer Frage “wohnen” die Schweden gerne : überall “Accessoires” zum gemütlichen Zusammensein, Grillen, Essen Trinken und “im Freien aufhalten”…!
Die olfaktorische Melange aus frischer Seeluft, Duft nach Kiefern und Wiesen, ein bisschen Landwirtschaft und sich heiß anfühlender Luft ist unnachahmlich und -beschreiblich und ich brüte darüber nach, wie man wenigstens einen Teil der davon konservieren und mit nach Hause nehmen kann…
Wie erklärt man im häuslichen Garten einem Findling, dass er bitte nach Schäre riechen möge…?
“Mitnehmen” geht wohl “nur” im Kopf… Alles andere muss zwangsläufig scheitern…
Der Abend endet wieder in der “Lerkilsbaren” bei super Pizza und eiskaltem Bier !
Zwischenzeitlich sind wir nach wirklich fantastischer und unvergesslicher Schärenfahrt in Göteborg angekommen, davon mehr im nächsten Post…
Die Impressionen des weiteren Liegetages: