Flakfortet haben wir verlassen und uns am vergangenen Samstag aufgrund der guten ruhigen Wettervorhersage gegen 9 Uhr auf den auch eher kurzen Weg nach Helsingbork gemacht.
Ein Nachtrag zu Flakfortet: Woher kommt der im letzten Post erwähnte, aber nicht wirklich beschriebene Flair?
Zum einen ist es die ungewöhnliche „Anlage“ der künstlich geschaffenen Insel mit ihrem „äußeren“ die Insel umrundenden Wellenbrecher und dem daraus entstehenden „Burggraben“ einschließlich des eigentlichen Hafens. Zum anderen vermittelt der Zustand der nicht mehr genutzten militärischen Anlagen ein positives Bild der Abgängigkeit dahingehend, dass eben diese Einrichtungen zumindest zum Zeitpunkt der Einstellung des Betriebs nicht mehr benötigt wurden und somit ein Stück mehr Aussicht auf Frieden in der Welt bestand…
Zwischenzeitlich nagt der Zahn der Zeit und die Natur an diesen Überbleibseln des Kalten Krieges und das, verbunden mit dem Eindruck als grüner „Spot“ im blauen Meer und die Verlassenheit, wenn dann die Tagesgäste nicht auf der Insel sind, machen diesen “Flair” aus…
Nach der Abfahrt schippern wir etwa drei Stunden auf sehr ruhigem Wasser in richtung Helsingborg, backbord Dänemark, steuerbord Schweden in Sicht!
Nach zwei Stunden kommt steuerbords Helsingborg näher und präsentiert sich so, wie in einem Hafenführer beschrieben: „Es fällt schwer der Industrie- und Handelsstadt schöne Seiten abzugewinnen…!“ : Schornsteine, Industrieanlagen, einfach schon aus der Ferne unattraktiv…
Beim Einlaufen in den “Norra hamnen”, den Nordhafen, der für die Sportschiffart vorgesehen ist, präsentiert sich Helsingborg mit einer futuristisch anmutenden „Waterfront“ mit stylischen Wohnanlagen für Besserverdienende.
Es gibt jede Menge freie Liegeplätze. Der guten Seemannschaft folgend, belegen wir keinen bequemen Längsseitsliegeplatz an der etwas rummelig anmutenden „Waterfront“, sondern suchen uns eine freie Box, wo wir bequem gegen den Wind und an Fingerstegen anlegen können.
Nach dem Festmachen buche ich am Hafenautomaten erstmal für die nächsten vier Tage den Liegeplatz, zum einen, weil wir von Helsingborg auch etwas sehen möchten und zum anderen, weil es in den nächsten Tagen in Richtung Kattegat windig und wellig werden soll und wir, wie schon berichtet, aktuell mit unseren kurzen Fahrten bei ruhigem Wasser ziemlich verwöhnt sind…!
Der Hafenführer hat überhaupt nicht Recht:
Abgesehen davon, dass der Hafen „gut organsiert“ ist, ist im Liegeplatzpreis sogar die Benutzung der Sauna enthalten, Duschen, Strom und Wasser sowieso, aber gegen zusätzliche Gebühr auch Waschmaschine und Trockner!
Dafür funktioniert das WLAN etwas dürftig, mal fällt es ganz aus, „witzigerweise“ – noch nie erlebt – hakt auch die Mobilfunkverbindung: Immer wieder ist mit dem Handy keine Internetverbindung herzustellen, dementsprechend macht auch tatsächlich mein LTE-Router manchmal nicht mit und Ulis Handy hat sich erst Stunden nach der Einfahrt in den Hafen mit mobilen Daten in das Mobilfunknetz eingebucht.
Dafür, kleiner Vorgriff, gibt es in ganz Helsingborg kostenfreies und funktionierendes WLAN, sodass man sich gut mittels Google Maps von A nach B und von einer Sehenswürdigkeit zur anderen leiten lassen kann, ohne an Datenvolumen zu verlieren!
Also: Der Hafenführer hat überhaupt nicht Recht :
Wenn man die futuristisch anmutende Waterfront und den großen Hafen nicht mag, geht man nur ein paar Schritte weiter und gelangt in die überaus sehenswerte Innenstadt mit vielen gut erhaltenen alten Häusern und einer stilvollen, überwiegend schlichten Architektur der neu errichteten Gebäude.
Es gibt viele schöne, überwiegend kleine, aber auch größere Geschäfte und viele Restaurants mit unterschiedlichsten Speisen aus aller Herren und Damen Länder und diverse Lebensmittelläden („coop“).
In Helsingborg sind wir jetzt in der „alkoholfreien Zone“ angekommen, Alkohol gibt es nur im „Systembolaget“, dort mutmaßlich zu horrenden Preisen!
Wir haben noch genug „Erfrischungsgetränke“ an Bord, werden uns trotzdem, quasi als mentale Vorbereitung auf das unausweichlich Kommende, in den nächsten Tage einmal die Bier- und Weinpreise in Schweden anschauen, um zu wissen, womit wir rechnen müssen oder ob wir nach dem – derzeit nicht in Sicht befindlichen – Versiegen der Bordvorräte auf alkoholische Getränke verzichten werden!
Im Gegenzug ist die Auswahl an alkoholfreien Bieren und Weinen im normalen Supermarkt erstaunlich, da werden wir auch mal ein bisschen was probieren…
Am ersten Tag besuchen wir das „Tropikariet“, ein in einem vormals offensichtlich als “normales Gewerbegebäude“ genutztes, nunmehr liebevoll eingerichtetes und gestaltetes „Tropenhaus“ mit vielen Informationen, Pflanzen, Tieren, Insekten und Amphibien und Fischen.
Von da aus geht der Weg weiter in Richtung „Fredericksdal“, ein historisches Gutsgelände, welches sehr schön und authentisch in Szene gesetzt bzw., belassen wurde, viele verschiedene Wirtschafts- und Blumengärten werden noch bewirtschaftet, ebenso wie es Kühe, Pferde, Hühner und Schweine gibt!
Der Besuch ist kostenfrei, zumindest am vergangenen Sonntag…
Flankiert wird Fredericksdalen durch ein kleines altes, historisch belassenes Dorfviertel, unter anderem mit u.a. einem eindrucksvollen alten Frisiersalon, alles ist frei zugänglich, überall liegen Gegenstände rum, die in anderen Gegenden mutmaßlich schon in Souvenirjägern zum Opfer gefallen wären, hier jedenfalls (noch ?) nicht…!
Das Ende des Tages kündigt sich nach 17.000 Schritten auf dem Schrittzähler und Ulis Dienst einstellendes Knie an, umgerechnet sind wir ca. 13 km gelaufen und das ist für lädierte Knie und auch so gar nicht so wenig…
So suchen wir dann wieder unser Zuhause, die Else, auf, nicht ohne vorher noch ein bisschen einzukaufen und einen Fertigpizzateig zu erstehen, den wir dann mit den „Resten“ des Vortages füllen und im immer wieder erstaunlich funktionierenden Omnia-Ofen zu einer Calzone-Pizza backen.
@ Troll-Crew : ja, der Omnia-Ofen braucht eine Gasflamme oder, wie bei uns, Spiritus…
Durch den zunehmenden Wind und auch Schwell, der aus dem Öresund ein bisschen in den Hafen eindringt, schaukelt Else recht vernehmlich, allerdings ein angenehmes Schaukeln ohne Rucken ohne Knarzen, welches ein in einen sanften erholsamen Schlaf wiegen wird…!
Am heutigen Tag stand etwas Büroarbeit („shipoffice“) an, Uli probiert ihr etwas erholtes Knie wieder für einen kurzen Stadtgang und wir stellen uns mental auf weitere Tage in Helsingborg ein, da die Wettervorhersage für den von uns als nächstes anvisierten Teil des Kattegats in Richtung Göteborg nicht wirklich ruhiges Wetter vorhersagt.
Dafür ist es schön, Wolken und Sonne wechseln sich im richtigen Maße ab, der eine oder andere Schauer ist überschaubar und wirklich kalt ist es auch nicht und von daher fallen weitere Tage in Helsingborg nicht wirklich schwer.
Morgen werde ich das Fahrrad satteln und ein nördlich von Helsingborg gelegenes Schloss besuchen, vorausgesetzt, ich komme gegen den Wind an…
Die Impressionen der Tage: