Abwarten…
27.Mai 2022
Der starke Wind, in Böen bis 70 km/h lässt das Weiterfahren wie erwartet nicht zu.
Wir erkunden weiter Nakskov, gehen am Ufer bis zum Stadtrand um einen Blick auf den Fjord zu werfen, auf dem wir gekommen sind.
Überraschenderweise ist tatsächlich gestern ein weiteres Schiff an der Stadtpier, ein Segler, eingetroffen und hat an vor uns festgemacht. Ansonsten ist hier, was Sportboote und insbesondere in Nakskov angeht nach wie vor erfreulicherweise „tote Hose“ …
Neben neuen Schuhen für mich haben wir ein neues Kochbuch, gefühlt dass millionste, mit schönen und vor allem anderen und neuen Salatrezepten gekauft.
Ansonsten geht trotz des Wartens die Zeit viel schneller herum als man sich vorstellen mag: neben ausgiebigem „chillen“ gibt es auch immer etwas zu basteln:
Gestern funktionierte auf einmal die Spülwasserzufuhr des WC`s nicht mehr , ich wähnte das Ende der Pumpe, da diese schon mehrere Jahre und intensiv im Einsatz ist und ich mittlerweile weiß, dass die Lebensdauer der Jabsco-WC-Pumpe bei intensiver Nutzung auf zwei bis drei Jahre beschränkt ist. Aus diesem Grunde habe ich auch immer eine Ersatzpumpe und einen Reparaturset dabei. Kein funktionierendes WC auf dem Boot ist schlimmer als Heimweh!
Diesmal war die Ursache eine andere, in 20 Jahren Bootfahren eine neue Erfahrung: der Ansaugschlauch war voller Seetang, der sich wie eine Wurst auf dem Schlauch ziehen ließ. Den Schlauch kurz rückwärts mit Druckluft aus der Dose gespült schien erfolgsversprechend, bereits beim nächsten Pumpversuch war der Schlauch jedoch schon wieder mit Seetang gefüllt. Im Moment spülen wir deswegen mit Frischwasser aus der Schlauchbrause…
Ich bin gespannt, ob auch die Seewasserfilter der Motoren den Seetang angesaugt haben, man merkt das immer recht schnell mit leicht erhöhten Kühlwassertemperaturen.
Überraschenderweise hat dann leider auch die Webcam ihren Geist aufgegeben, nicht wie bei solchen Gadets üblich durch Verbindungsabbruch oder Softwareprobleme, nein, diesmal ist sie einfach und ehrlich elektrisch verstorben und auch nicht wieder zu beleben gewesen.
Die Webcam ist zwar eher „nice to have“ als notwendig, schade ist es trotzdem und so versuchen wir uns bei Amazon eine neue zu bestellen, die wir dann in einem Paketshop in Kopenhagen abholen können. Laut der netten Amazon Mitarbeiterin wäre das kein Problem, mal sehen..
Für den Tod der Webcam ist mutmaßlich verantwortlich die leichte Bordüberspannung: die Webcam will eigentlich nur 12 V und vielleicht haben ihr die zum Teil etwas über 14 V Spannung beim Laden den Garaus gemacht. Darum bestelle ich auch noch gleich einen Spannungskonstanthalter mit, der am Ausgang wirklich dauerhaft nur 12 V liefert …!
In den nächsten Tagen soll das Wetter ruhig werden und und wir bereiten mithilfe des Plotters und des Tablets die Route nach Stege vor.
Wenn das Wetter so wird wie vorhergesagt – und das tut es in den letzten Tagen erstaunlich oft – wird das eine sehr angenehme Fahrt …
Weiterfahrt…
28.Mai 2022
Für Samstagabend gegen Mitternacht ist das Abflauen des starken Windes vorhergesagt und wir beschließen, uns am sehr frühen Sonntagmorgen auf die nächste Etappe zu begeben: wir wollen nach Stege auf Møn, zum einem, weil Stege mir aus einer Motorradtour vor einigen Jahren als ein possierliches Städtchen in Erinnerung geblieben ist und zum anderen ist Stege gleichzeitig ein gutes Etappenziel auf unserem nächsten größeren Ziel Kopenhagen ist.
Und : Møn ist schlicht und einfach super !
Durch die „autorouting“- Funktion des Plotters erscheint das z.T. sehr enge Fahrwasser ab dem „Storstrømmen“ bis Stege auf einmal nicht mehr so kompliziert und die Routenplanung sagt mit unseren 7,5 Knoten und dem eingegebenen Tiefgang von 1,5 Meter eine Fahrzeit ca. 8 Stunden vorher.
Wir wollen der alten Erfahrung folgen, dass die „frühe Else den Steg fängt“ und wir einen guten Liegeplatz bekommen, was durch die derzeitige Vorsaison sicherlich ohnehin kein wirkliches Problem sein wird …
Nach nur wenigen Stunden Schlaf brechen wir bereits um 5:50 Uhr von Nakskov aus, die Wettervorhersage ist wie erwartet, nur der Himmel ist nicht ganz so blau und sonnig wie vorhergesagt!
Nach dem Verlassen des Nakskov-Fjordes aktivieren wir die vom Plotter berechnete Route nach Stege und Else nimmt Kurs auf den ersten Wegpunkt der berechneten Route.
Wie erwartet, muss man das Erreichen eines jeden Wegpunktes der Route bestätigen, mutmaßlich aus Sicherheitsgründen, ein automatisches Abfahren der Route funktioniert nicht oder ich habe irgendetwas nicht aktiviert…
Bei den errechneten ca. 150 Wegpunkten darf man also 300 mal bestätigen, nämlich einmal, ob man auf den neuen Wegpunkt Kurs nehmen möchte und dann zum zweiten Mal, ob man das wirklich will…! 😀
Das funktioniert wirklich wunderbar und so haben wir Musse, die ruhige Fahrt bei ruhiger See zu genießen.
Die Route hätte ich selbst so nicht gewählt, sie führt südlich an der Insel Vejrø vorbei, ein Seegebiet, welches ich schon mehrmals wegen vieler Untiefen vermieden habe und Vejrø immer nördlich umfahren habe : das Wasser sieht zwar überall gleich aus, der berechnete Kurs führt aber im Zickzack hin und her, weil rechts und links Untiefen lauern, die mit einer Tiefe zwischen 0,5 und 1 Meter selbst einer flachgehenden Else zum Verhängnis würden…!
Zwischen diesen Untiefen ist auch nicht wirklich viel Platz, manchmal weniger als 100 Meter. Von dem allen sieht man allerdings nichts, alles findet unter Wasser statt und nur das Echolot lässt das Ansteigen und Abfallen des Meeresbodens erkennen…
Zwischendurch sieht man diverse riesige Fischzuchtanlagen, die von Weitem aussehen wie ein entgegenkommender Güterzug. Diese Bereiche sind durch gelbe Sperrgebietstonnen markiert, einmal will der Autopilot eines dieser Sperrgebiete durchqueren; da wir durch das AIS nicht inkognito unterwegs sind, ändern wir den Kurs temporär händisch um das Sperrgebiet herum.
Die vom Plotter errechnete Route unter der Storstrømbrücke wirft Rätsel auf: sowohl in der digitalen als auch in der Papierkarte steht geschrieben, dass man das „mittlere Brückenfach“ zur Passage der Brücke oder das „achte Brückenfach“ von Norden benutzen soll, weil bei den anderen Brückenfächern mit herabfallenden Betonteilen zu rechnen ist!
Die Brücke ist wohl eher baufällig, darum ist eine weitere parallel dazu im Bau, vom Wasser aus deutlich sichtbar durch einen großen ersten in Sundmitte gegründeten Brückenpfeiler mit Kran darauf.
Der Autopilot ignoriert die Hinweise zur Passage der alten Sundbrücke und führt uns weder durch das mittlere noch durch das achte Brückenfach von Norden, sondern genau gegen den zehnten Brückenpfeiler von Norden!
Da uns Elses Kurs ein wenig skeptisch machte, haben wir dann händisch das große Brückenfach unter der Bogenbrücke durchfahren und dann wieder Else auf ihren vom Plotter ermittelten Kurs geschickt, der tatsächlich durch sehr enge betonte Fahrwasser virtuos eingehalten worden ist.
So haben wir ihr dann auch den kleinen Patzer mit der Brückenpassage nicht übel genommen…
Im Sund zwischen Sjælland und Møn haben wir dann Wildwechsel, unsere erste diesjährige Sichtung eines Schweinswalpaares und geben eine Positionsmeldung der Sichtung über die App „Ostseetiere“ ab.
Nach langer Fahrt erreichen wir trotzdem früh, nämlich gegen ca. 14:00 Uhr Stege und finden einen guten Liegeplatz in Zentrumsnähe im Nordhafen.
Von hier aus werden wir in den nächsten Tagen Stege zu Fuß und ich die weitere Umgebung mit dem Fahrrad erkunden.
Stege ist wie Møn vielversprechend und wir werden einige Tage bleiben!
Die Eindrücke der Fahrt und der Tage und ein paar Impressionen auf See :
Eindrücke der Fahrt von Nakskov nach Stege:
ruhiges Wetter, der Autopilot “Bosman” steuert, chillen, Kaffee trinken, lesen, Musik hören: wie entspannt kann man seinem nächsten Ziel entgegenreisen…😎