Wie so oft im Leben überholen die Abläufe die Absichten :
Eigentlich wollte ich hier zeitnah und regelmäßig von unserer “Kleinen Ostseerunde” berichten; diese Absicht ist ein wenig in`s Stocken geraten : Es gibt einfach zu viel zu sehen und auch zu tun, angefangen von der “navigatorischen” Vorbereitung der jeweiligen Etappe über das Einkaufen, Kochen, Essen, Trinken, Rumlaufen, Erzählen, Staunen bis hin zum Ausschlafen und absichtslosen “Chillen” und vieles andere mehr… So bleibt wenig Zeit zum “posten”, dafür mehr für das eigentliche Erleben und Reisen…
Und das ist sehr gut so…!
Zwischenzeitlich sind die Jungens von Bord gegangen und Jürgen gekommen, die Häfen sind dänisch und nicht mehr polnisch und am kommenden Wochenende kehren wir mit der Else voraussichtlich nach Kappeln zurück.
Einmal mehr haben Wind und Welle die Abläufe bestimmt und die Zeit vergessen lassen, Wochentage und Uhrzeit sind in Vergessenheit geraten…
Am vergangenen Dienstag – hiermit ist mittlerweile der 7.Juli gemeint (Gründe siehe oben 🙂 ) – hat der hat der Wind entsprechend der Vorhersage abgeflaut und wir sind in aller „Herrgottsfrühe“ gegen 9:00 Uhr an die Tankstelle des Marina Yachtzentrums Greifswald gefahren, um genügend „Treiböl“ für die weitere Reiseetappe zu bunkern.
Gegen halb zehn ging es dann in Richtung Greifswalder Bodden auf dem Ryck stromabwärts, wo wir „auf den Punkt“ zur Brückenöffnung ankamen.
Auf dem Bodden war das Wasser „fahrbar“, aber ungemütlich; immer wieder gab es Schauer und ein böses graues Wasser mit kleinen giftigen Wellen, die in mir immer wieder erneut die Frage aufkommen lässt, warum ich mich eigentlich auf, hoffentlich nie in, dieses Element begebe. Im Herzen und vom Habitus bin ich nach wie vor einfach nur eine „Landratte“…
Schon bald haben wir Lubmin und den so genannten Struck passiert und der „Eingang“ zum Peenestrom ist nach der Passage von gefühlt zahlreichen betonnten Rinnen erkennbar.
In der Mündung des Peenestroms wird das Wasser glatt und je weiter wir stromaufwärts fahren zum Ententeich.
Der Peenestrom schlängelt sich durch eine optisch an Norddeutschland erinnernde Landschaft mit Ufern aus Schilf und Wiesen.
Schon nach kurzer Zeit kommt Wolgast und die beeindruckende Hubbrücke für Straße und Bahn im Verlauf der B111, ebenso wie die Kirche im Zentrum von Wolgast und das auffällige Werftgebäude der Peenewerft in Sicht.
Kurze Zeit später machen wir an einem fast leeren Sportboothafen der „Schlossinsel-Marina“ der Horn-Werft fest.
Die Sorge, urlaubszeitbedingt keinen Liegeplatz zu finden, löst sich ein weiteres Mal in Wohlgefallen auf…
Die Marina ist ein wenig in die Jahre gekommen, ein freundlicher älterer Hafenmeister ist zum freundlichen Plaudern aufgelegt, mit den Worten „wir sind keine Luxusmarina“ will er wohl auf Defizite hinweisen, die ich nicht als solche empfinde, sondern eher schätze…
Wolgast ist auf unserem Weg ins „Achterwasser“ nur eine Zwischenstation, ob der frühen Ankunftszeit haben wir aber Zeit für einen ausgiebigen Stadtbummel und einmal mehr empfinde ich Wolgast als possierliches Städtchen, in dem ich mich durchaus auch länger aufhalten könnte.
Am Abend gibt es endlich mal nicht Pizza oder Grieche, sondern Felix „Nudelkreation“, nämlich eine super Soße aus Pilzen, Tomaten, Oliven und Peperoni und vielen passenden Gewürzen.
Am nächsten Morgen brechen wir nach etwas längerem Ausschlafen gegen 12 Uhr rechtzeitig vor der Brückenöffnung – wir passen „ungeöffnet“ unter der Brücke durch – um dem „Seglergerudel“ zu entgehen.
Da die Brücke in Wolgast nur wenige Male am Tag öffnet, sammeln sich beidseitig der Brücke von einer zur nächsten Brückenöffnungszeit viele Segler an und machen an allen möglichen und unmöglichen Stellen fest oder „kreiseln“ im Fahrwasser.
So entschwinden wir dann rechtzeitig dem „Spuk“ und fahren weiter den Peenestrom stromaufwärts.
Wir werden weiter durch ein gut betonntes Fahrwasser durch eine gefühlt naturbelassene Landschaft geführt Nach etwa einer Stunde führt der neue Kurs nach Osten in das besagte „Achterwasser“.
Auch das Achterwasser ist gut betonnt, allerdings weniger das Fahrwasser, stattdessen diverse Untiefen, die mit zum Teil 0,5 m Wassertiefe selbst einem „flachgehenden“ Schiff wie der Else gefährlich werden könnten.
Unser Ziel im Achterwasser ist der Hafen Stagnieß: Laut „Hafenlotse“ ist der Hafen Stagnieß ein eher kleiner „Wasserwanderrastplatz“, der direkt in waldreicher Umgebung am Achterwasser liegt und von dem aus wir zu Fuß durch ein größeres Waldgebiet zum Ostseeufer der Insel Usedom gelangen können.
Wieder treibt mich ein wenig die „Angst“ vor einem vollen Hafen und keinem schönen Liegeplatz um und so spreche ich über Funk das augenscheinlich auch auf den Hafen Stagnieß zulaufende Fahrgastschiff „Jessica“ an und frage, ob er oder besser gesagt sie heute schon einmal in Stagnieß war und ob der Hafen voll ist.
Irgendwie kommt auch hörbar der Wille nach Antwort rüber, die Antwort selbst verschwindet allerdings in irgendwelchen Störgeräuschen im „Äther“ und ich bin mir nicht ganz sicher, ob mir tatsächlich die Jessica oder „Peenetraffic“ in Wolgast geantwortet hat. Egal, wir laufen durch einen beidseits mit Spundwänden gesicherten „Einlaufkanal“ in den Hafen Stagnieß ein, den wir, die Gastliegeplätze betreffend, nahezu leer vorfinden!
Wir machen problemlos komfortabel an Dalben fest, liegen gefühlt mitten im Wald und einer schönen Umgebung und haben hier vor, die nächsten, windig vorhergesagten, Tage abzuwarten und die Gegend zu Fuß zu erkundigen.
Aktuell setzt sich das Aprilwetter fort: Nach anfänglichem Dauerregen gibt es nun einen ständigen Wechsel zwischen Sonne und Schauern, dabei ist es angenehm warm und so stört es gar nicht besonders, wenn man denn auch mal nass wird.
Zwischenzeitlich haben die Jungs im nahe gelegenen Ückeritz Lebensmittel eingekauft und dabei noch ein Wildschwein beobachten können (auf dem Weg, nicht im Laden…!).
Vielleicht müssen wir auch auf dem Weg durch den Wald zur Ostseeküste ein wenig aufpassen, Usedom scheint bekannt für zum Teil gewalttätige Wildschweine, ein Video dazu findet man hier…!
Unseren Lebensgewohnheiten zu Gute kommt auch der keine 100 m entfernte Imbiss, an dem es eine überschaubare aber mutmaßlich attraktive Anzahl von einfachen Gerichten gibt, die wir heute Abend einmal ausprobieren werden…!
Die Stimmung ist seit gestern Nachmittag sowieso nochmal deutlich gestiegen, nachdem Kristian nach stundenlanger Suche noch zwei vermisst geglaubte Paletten Carlsberg in Elses “Keller” gefunden hat…!
Morgen soll nun das Wetter mit Ausnahme von etwas mehr Wind wieder richtig schön werde und wir werden von Stagnieß aus die Umgebung und den Ostseestrand und die Steilküste erkunden!
Wettermäßig trifft am nächsten Tag die Vorhersage zu und wir machen uns auf den Weg zum Strand auf der „anderen Seite“ von Usedom.
Vom Hafen aus führt der Weg bis an den Strand nur durch einen üppigen, recht ursprünglichen Wald, in dem sich ein völlig naturbelassenes Sumpf-/Seegebiet, der Wognitzsee befindet, in dem dem Vernehmen nach viele eher seltene Tier- und Pflanzenarten ihr zu Hause gefunden haben.
Kurz vor Erreichen des Strandes „kollidiert“ man noch mitten im Wald mit einem geballten Strandbadambiente:
Neben einem gut gefüllten Waldcampingplatz stoßen wir auf ein ausuferndes Ensemble von Imbissen verschiedenster Art, Souvenirstände, Fahrrad- und Tretautovermietung, Verkaufsstände für Dinge, die die Welt nicht braucht, gefühlt überall Badelatschen, schrille Farben und schlimme Designs von Kopf bis Fuß, „Alarmanlagen“, wie Felix die schreienden Kinder nennt und ein insgesamt zumindest aus unserer Wahrnehmung fragwürdiges, aber an den See- und Strandbädern dieser Welt außer Frage übliches Ambiente mit von Sonnencreme geschwängerter Luft…
In der fast leeren, unmittelbar auf der Steilküste gelegenen „Strandklause Toskana“ essen wir eine Pizza abseits vom Trubel und genießen den weiten Blick bis zur Insel Greifswalder Oie und nach Swinemünde. Zum zweiten Mal im Leben sehe ich den Strand von Usedom und zum zweiten Mal erscheint mir diese Mischung aus tief blauem Wasser, schneeweißem Strand und der üppig grünen Steilküste, über allem ein tiefblauer, durch weiße Wölkchen aufgelockerten Himmel, unnachahmlich und im Gegensatz zu den zuvor angetroffenen Menschenmassen in dem „Neppspot“ verläuft sich hier alles sehr schnell und man hat den Strand schon bald nahezu für sich alleine.
Felix nimmt noch schnell ein Bad in der einladenden Ostsee und nach einem langen Strandspaziergang treten wir den Blick über Ückeritz zurück zum Boot an.
In den letzten Tagen ist uns aufgefallen, dass diese Gegend fest in ostdeutscher Hand ist: Man sieht nahezu keine Autokennzeichen aus Westdeutschland, gefühlt sind es höchstens 10 % der Autos, die aus der ehemaligen BRD hier umherfahren und Urlaub machen.
Überhaut erscheint uns wiederholt das hier Urlaub machende Klientel als eine verschworene Gemeinschaft mit aufrechter Gesinnung, gut passend zu den “Eingeborenen”…
Wir versuchen einen gedanklichen Sprung an ähnliche „Lokationen“ im Westen, und die dortige Verteilung der Autokennzeichen und des Habitus, kommen aber zu keinem klaren Ergebnis, außer dass „nachhaltiges Reisen“ vor Ort ja gar nicht so schlecht sein mag…!
Welchen Anteil Corona an der „Gästeverteilung“ in diesem Jahr hat, vermögen wir nicht zu sagen, insgesamt soll, laut Auskunft der Hafenmeister, was den Bootssport angeht, in diesem Jahr sehr viel weniger los sein, was sich ja auch in den eher leeren Häfen dokumentiert.
So auch in Uckermünde, unserer letzten Station vor dem Besuch von Swinemünde:
Gegen Mittag des folgenden Tages brechen wir in Stagnieß auf durch das Achterwasser und den Peenestrom in das Stettiner Haff und kommen gegen ca. 16 Uhr nach einer beschaulichen angenehmem Fahrt im Stadthafen von Uckermünde an.
„Traditionell“ hatte mich wieder die „Angst“ vor einem blöden oder gar keinem Liegeplatz umgetrieben, aber auch hier ist es nicht voll und wir finden unmittelbar vor der Klappbrücke einen zentral gelegenen Liegeplatz in der Innenstadt.
In Uckermünde wollen wir dann einen Tag bleiben, um dann am Dienstag oder Mittwoch nach Swinemünde zu fahren, um auch dort einige Tage vor unserer Rückkehr nach Greifswald zu bleiben.
Die Wettervorhersage verspricht für das Stettiner Haff und Swinemünde wie auch für die Rückfahrt nach Greifswald wunderbares Motorbootfahrwetter…!
So ist es dann auch gekommen…!
Bilder und Berichte folgen 🙂
Ein paar “unsortierte” Eindrücke der vergangenen Wochen :