Ich habe lange gehadert, ob ich von diesem unseren in der Überschrift schon angedeuteten Plan berichte, das Ganze ist mir ziemlich peinlich…!
Wir haben eine Donaukreuzfahrt gebucht!
Abgesehen davon, dass neuerdings Kreuzfahrten im Zeichen des Klimawandels ein absolutes No-Go sind, hatten uns die Berichte von Jörg eigentlich davon geheilt, in diesem Leben noch einmal eine Kreuzfahrt machen zu wollen.
Eine Flusskreuzfahrt ist dem Vernehmen nach nun eigentlich etwas mehr für Altersgruppe 80+, andererseits verspricht eine Kundschaft von maximal ca. 150 Passagieren, von denen die Hälfte zudem vermutlich entweder scheintot oder bewegungsunfähig ist, ein im Vergleich zu Aida und Co. eher ruhiges Ambiente und Erleben.
Zudem hat ein Flusskreuzfahrtschiff trotz der geringeren Passagieranzahl ein spezifisch deutlich geringeren Brennstoffverbrauch pro Passagierkilometer als eine Queen Mary o.ä. und ist von daher ökologisch kompatibler zum Zeitgeist als das klassische Seekreuzfahrtschiff…!
Trotz All inclusive, Bahnanreise von Lüneburg nach Passau und einer Hotelübernachtung in Passau hat das Preis-Leistungs-Verhältnis eher das Niveau einer Jugendherberge.
Genug Gründe, sich dieser Art des Reisens einmal zuzuwenden, aber der Hauptgrund ist eigentlich ein anderer:
Mein immerwährendes Bestreben nach „was geht“, besonders was das Bootfahren angeht, kam mir so der Gedanke, man könnte eigentlich mal die Donau befahren, verspricht sie neben zahlreichen Ländern und Metropolen auch ein großartiges Naturerlebnis zwischen Passau und dem Schwarzen Meer.
Nun ist es so, dass sich die Else weit ab von diesem Revier befindet und eine Anreise auf eigenem Kiel über Elbe, Elbe-Seitenkanal, Mittellandkanal, Rhein, Main, Main-Donau-Kanal bei zielstrebiger Fahrt überschlägig wohl ca. 3 Wochen benötigt, bevor man die Donau im Kielwasser hat…!
So entstand dann die Idee, die Else auf dem Landweg nach Schlögen in Österreich transportieren zu lassen.
Ein zwischenzeitlich vorliegendes Angebot für einen Landtransport der Else von Kappeln nach Schlögen brachte dann die befürchtete Ernüchterung: ca. 5.000,00 Euro werden fällig, zzgl. raus- und reinkranen, ggf. behördlicher Auflagen beim Transport (Polizeibegleitung o.ä.!) und vieles andere mehr. Insgeheim hatte ich diese Summe schon befürchtet und „leistungsbereinigt“ erscheint sie auch völlig gerechtfertigt, muss doch die Else auf einem Tieflader mit Überbreite und Begleitfahrzeug von einem in das andere Revier befördert werden.
Selbst wenn man den ökologischen Fußabdruck einer solchen Aktion und die Kosten zunächst einmal ausblendet, kommen einem doch verschiedene Zweifel auf: Was ist, wenn einem das Revier nicht gefällt? Was ist, wenn man dort, ähnlich wie auf dem Oberlauf der Elbe, kaum Anlegemöglichkeiten findet? Was ist, wenn die Österreicher alle genauso komisch sind, wie sich sie viele Jahre im beruflichen Umgang erlebt habe? Okay, es gibt insgesamt zehn Anrainer-Staaten und irgendeine Mentalität wird schon passen!
Was ist, wenn es einem da schlicht nicht gefällt??
Viele Fragen, wenige Antworten!
Wie seinerzeit bei unserer Elbe-Reise gibt es im www über dieses Revier nicht wirklich viele Informationen. Als „seriöse“ Grundlage für ein solches Vorhaben hat mir bisher der Törnführer „Die Donau“ aus dem Delius Klasing Verlag gedient, in memoriam an die Erlebnisse 2011 auf der Elbe, weicht das Geschriebene aber nicht selten deutlich von der Realität ab…!
So ist dann die Idee entstanden, auf einer preisgünstigen Flusskreuzfahrt sich vor Ort ein eigenes Bild über die Eignung der Donau für die Sportschifffahrt zu machen.
Kaum war die Idee geboren, waren wir dann aber doch ein Stück weit Feuer und Flamme für diese Reise: Ein wenig gruseln wir uns aber schon bei der Vorstellung, wir müssen in Abendkleid und Anzug – über solche Gegenstände verfügen wir aktuell gar nicht, zumindest nicht passend – zwischen honorigen Senioren sitzen und gut erzogen dem Verhaltenskodex dieser Gesellschaftsgruppe entsprechen.
Auch die Vorstellung, dass wir als Personal oder Künstler durchgehen würden oder Uli sogar ein bisschen ihrer Tätigkeit aus der Tagespflege nachgehen kann, mochte uns nicht wirklich die Schwellenangst nehmen…!
Bei der Suche nach einer geeigneten Reise sind wir dann bei Phoenix-Reisen und dort dem bulgarischen Flusskreuzfahrtschiff „MS Sofia“ gelandet: Die Sofia ist so alt, dass man ihr Baujahr entgegen sonstiger Gepflogenheiten der Branche tunlichst verschweigt und stattdessen ein eigentlich eher professionelles Imagevideo bei Youtube eingestellt hat :
Das Video versucht auf seichte Art und Weise die Sofia richtig schön zu reden, lässt beim Ansehen, insbesondere beim mehrmaligem, aber durchaus einen guten Rückschluss auf das zu, was einen erwartet: Ein altes Schiff, das möglicherweise überwiegend nur noch von der Farbe zusammengehalten wird, liebevoll umschrieben mit „elegant und nostalgisch“ und eine Crew, die Freigang aus dem Gruselkabinett zu haben scheint!
Bei Betrachten des Videos beachte man die Feinheiten: Wann hat man zuletzt ein Telefon mit Wählscheibe gesehen?! Auf der Sofia gibt es sowas!
Je öfter man das Video betrachtet, umso mehr fallen einem Feinheiten auf, mit denen augenscheinlich versucht wird, das „Produkt“ anzupreisen!
Wie sagt man: Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte, so gesehen ein Video erst Recht!
Nichts desto trotz: Wir haben die Reise auf der Sofia gebucht in der Erwartung und Hoffnung, dass das Publikum eher prollig als blasiert ist und die bulgarische Crew eher rustikal als hochnäsig ist: Der Reisepreis unterstützt diese Hoffnung und so sind wird auf das Äußerte vorbereitet und können eigentlich nur noch gewinnen auf dieser für uns so gesehen „Forschungsreise“!
Hinterher sind wir schlauer und werden nach einem sicherlich so oder so eindrücklichen Erlebnis auch Gewissheit darüber haben, ob die Donau möglicherweise ein – mehrjähriges ? – Revier für die Else sein kann oder eben auch nicht…
Das Video von Phoenix-Reisen :