„Könnt ihr denen da helfen…?“
So der kurze Zuruf von einer entgegenkommenden Segelyacht, als wir heute morgen aus der City-Marina Stralsund aufbrechen.
Der vermeintliche Havarist kreist unter Motor enge Kreise unweit der langen Steinmole, die das Stralsunder Hafengebiet vom Strelasund abtrennt.
Eine ältere, eher teilnahmslos wirkende Frau ist an Bord, wir signalisieren ihr, sie möge uns eine Leine zuwerfen, damit wir sie abschleppen können.
Gefühlt unendlich langsam macht sie das, während die Segelyacht weiterhin stoisch ihre Kreise zieht…!
Die Versuche, die Leine zu übernehmen, schlagen fehl, wir kommen nicht nah genug heran, weil durch das „Kreiseln“ unter Motor ständig Zusammenstoßgefahr besteht. Warum die Frau nicht den Motor ausmacht und den Anker wirft, erschließt sich uns nicht, Ruder- und Motorprobleme gleichzeitig erscheinen uns ausgeschlossen…?!
Wir signalisieren ihr, dass wir Hilfe holen, sie nimmt das irgendwie teilnahmslos zur Kenntnis und wir rufen auf Kanal 16 Bremen Rescue.
Bremen Rescue meldet sich sofort in Form einer engelsgleichen klaren Frauenstimme und fragt nach dem Begehr.
Wir schildernd die Situation, geben die Position und den Stand der Dinge durch…
Letzter ändert sich während der “Lagemeldung”: Das Kreiseln der Segelyacht endet abrupt mit einem sonoren Krachen auf die Steinmole, wo sie nun fest und sicher sitzt, der Motor läuft weiter…!
Bremen Rescue kündigt die „Mobilisierung“ der SAR-Bootes im Stralsunder Hafen an und bittet uns, in der Nähe des Havaristen zu bleiben.
Das tun wir auch, allerdings nehmen wir bald unser ursprüngliches Vorhaben, zu tanken, wieder auf, weil auch das „in der Nähe“ ist und wir nicht weiter helfen können…!
Zwischenzeitlich beginnen sichtbar die Aktivitäten auf dem SAR-Boot im Hafen, kurze Zeit später fahren die Retter an die Yacht heran und gehen längsseits, das passt gerade noch…
Selbst die Wasserschutzpolizei hat zwischenzeitlich begriffen, dass irgendwas im Gange ist und fährt mit einem noch größeren Boot und mit Vollgas in Richtung des auf der Steinmole liegenden Havaristen und schiebt eine derartige Welle vor sich her, dass Schlimmes zu befürchten ist…
Der Fahrer (Kapitän??) auf dem Polizeiboot begreift das denn wohl auch und reduziert seine Geschwindigkeit, der bis dahin sinnlos erzeugte Schwell bringt dennoch Unruhe in die Bemühungen der Retter…
Kurze Zeit, nachdem die SAR-Männer an Bord der Yacht längsseits und an Bord gegangen sind, fährt auf der Mole mit Blaulicht ein Notarztwagen vor. Wir befürchten Schlimmeres, nämlich dass die Frau “nur mitreisend“ war und der “eigentliche” Skipper handlungsunfähig ist; nach dem Tanken an der Unfallstelle vorbeifahrend sehen wir, das die beiden Polizisten und die SAR-Retter tatenlos an Bord des Segelyacht stehen und wir hoffen im Stillen, dass unsere Befürchtung ein Irrtum ist…!
Ziemlich nachdenklich fahren wir durch den Strelasund und den Greifswalder Bodden unserem Tagesziel, Sassnitz entgegen und brüten viele Male darüber, was der Crew passiert ist und was man anders hätte machen können…
Im Nachhinein schien uns die Frau völlig handlungsunfähig, vermutlich, weil ihr nie jemand gezeigt hat, was in so einem Fall zu tun ist…!
Das passt ins häufig beobachtete Bild, ein großer Teil der Crew’s auf den Yachten scheint aus einem aus einem gottähnlichen Skipper und einer „handlangenden“ “Skipperin” zu bestehen, die nur genau das kann und darf, was ihr Herr befiehlt…!
Unser bisheriger Urlaub besteht natürlich nicht nur aus diesem unschönen Erlebnis, sondern erfreulicherweise aus „herunterfahren“, mal wieder nicht unfreiwillig um sechs Uhr Morgens aufwachen und bisher ausnahmslos überwiegend schönem Wetter und vielen schönen Reiseeindrücken ! Mehr dazu später…
Technische Probleme gab es auch schon wieder, zum Glück nichts “Bedrohliches”:
Schon am ersten Urlaubstag ist wieder die bereits in 2013 erneuerte Warmwasserleitung hinter dem Warmwasserspeicher kaputt gegangen – Ersatz war zum Glück noch an Bord – und bei der Weiterreise von Poel ist der Autopilot “verstorben” : diesmal sein “Hirn”, er konnte zwar noch denken, aber nicht mehr die Befehle an den – diesmal funktionierenden – Servoantrieb geben und fuhr nur noch im Kreis…
So ist ins Stralsund kurzfristig “Bosmann II” an Bord gekommen, in Form eines neuen „Hirns“ für den Autopiloten…
Zwischenzeitlich ist alles wieder gut und auf der heutigen Fahrt von Stralsund nach Sassnitz bei zum Teil 7 Beaufort – zum Glück von vorne- konnte Bosmann 2 in seinem “Autolearn”-Modus sich an Elses Fahreigenschaften gewöhnen und steuert sie zwischenzeitlich wie auf Schienen durch die heute eher aufgewühlte Ostseee…!
Morgen soll der Wind nachlassen und die Sonne scheinen und unser Tagesziel heißt Bornholm…!
Die havarierte Segelyacht auf der Mole…
DAS dürfen wir morgen ganz früh von der Wasserseite aus betrachten…
PS : Irgendein “Boatspotter” hat auf “Marinetraffic” sehr schöne Bilder von Else auf dem Elbe-Lübeck-Kanal hochgeladen, wir haben den guten Mann auch bei Fotografieren beobachtet, das sehenswerte Ergebnis findet man hier…
Das “Positionstracking” bei Marinetraffic klappt aus irgendwelchen Gründen nur dürftig, an unserem AIS liegt´s nicht, wir “sehen” alle Schiffe in der Nähe und die sehen uns, sagen sie…
Weiter einen schönen Urlaub!
Von meiner Lieblingsinsel Bornholm wünsche ich mir viele Bilder, büddeeee….!