Halluzinationen…?

Es gibt Dinge, die behält man lieber für sich.

Erzählt man sie weiter, läuft man im günstigsten Fall Gefahr, einfach nur ausgelacht zu werden, mit etwas Pech kann man auch schnell als “durchgeknallt” abgestempelt werden…

So bin ich dann auch mit meiner Beobachtung vor zwei Wochen umgegangen:

Anlässlich einer kurzen abendlichen Fahrt auf der Elbe mit meinem Freund Jürgen auf dessen “Greenline” beobachte ich etwa bei Elbkilometer 547 vor einem Buhnenkopf ein kleinen grauen treibenden Ball…

Zunächst schenke ich der Beobachtung keine weitere Bedeutung, gucke nur einfach weiter hin, wobei mich dann stutzig macht, dass sich der Ball nicht von der Stelle bewegt; badet da etwa jemand oder ist das eine Boje ?!

Allerdings hätte dann dieser jemand dann eine “Ganzkopfbadekappe” und einen ziemlich kleinen Kopf… Mit diesem Gedanken beschäftig, bewegt sich der kleine Ball zügig etwa fünf Meter gegen den Strom, um dann mit einem runden “Seehundrücken” abzutauchen !

Ein Seehund !!

Ich kann es nicht glauben, erzähle meine Beobachtung Jürgen, der diese aber nicht teilen kann, da er mit der “Schiffsführung” beschäftigt war. Meine “Entrüstung” auf sein mildes Lächeln ob meiner Schilderung geht in ein beruhigendes “Ja ja, ich habe hier auch schon viele Seehunde gesehen…” über…

Unser Verhältnis gibt es her, dass er sich nicht ungehemmt lustig über mich macht und meinen Ausführungen, dass ich mich ob der kurzen Distanz und meiner Erfahrung als “Seehundbeobachter” – ich habe schon viele dieser “Köpfe” gesehen, allerdings dann immer auf dem Meer- und die Tatsache, dass ich überhaupt nicht darauf fixiert war, einen Seehund in der Elbe zu sehen, sondern die Beobachtung eher als Täuschung abzutun, lässt uns dieses Thema nach einigem Hin und Her ad acta legen und den Genuss des Abends auf der Elbe fortsetzen.

Unter “Seehund in der Elbe” findet man bei Google eine Schilderung aus 2014, der zufolge sich in der Fischtreppe bei Geesthacht ein Seehund längere Zeit den Bauch vollgeschlagen hat, allerdings ohne Hinweis, ob im Ober- oder Unterwasser der Fischtreppe.

Eine “Uralt-Schilderung” von Prof. Grzimek – nur die Älteren unter uns erinnern sich an seine possierliche Art- gibt bekannt blumig Auskunft darüber, dass Seehunde um die Jahrhundertwende sogar in Tschechien gesichtet wurden seien, im Rhein sollen sie bis nach Bonn zum Bundeskanzleramt geschwommen sein und das Internet ist voll von Schilderungen und Bildern über den weißen Wal im Rhein im Jahr 1966.

Damals achtjährig, kann ich mich an die “Hype” durchaus noch erinnern…

So gesehen schien meine Beobachtung nicht im Bereich des Unmöglichen, allerdings habe ich mich darauf beschränkt, diese nur einem sehr vertrauten kleinen Personenkreis mitzuteilen, hat mir doch Jürgens “milder Blick” eindeutig erklärt, dass man so etwas lieber für sich behält…!

Zwei Wochen später erfahre ich aus der Zeitung, dass ich wohl doch nicht so ganz falsch gelegen haben kann:

In Hohnstorf, also keine 20 km von unserer Sichtung entfernt, haben Angler einen – vermutlich den gleichen – Seehund gesehen und mit Hilfe Dritter den “Heuler” zur Wildtierstation nach Hamburg “verbracht”. Der Zeitungsartikel hat mich nicht nur rehabilitiert, sondern auch meine letzten eigenen kleinen Zweifel ausgeräumt…

Der Artikel in der Lüneburger Landeszeitung :

Seehund  in der Elbe