1757 Seemeilen später…

Angekommen in Kappeln…!

Am letzten “Fahrtag” unser Reise bleibt uns das Wetter treu :

Nachdem es bei der Abfahrt in Vejrö schon durchaus nicht unangenehm war, klart das Wetter an der Südspitze Langelands auf, die Sonne kommt endgültig heraus und das letzte Seestück von “Dovns Klint”, dem “Südkap” von Langeland gibt es nur noch blauen Himmel und blaue Ostsee.

Knapp 25 Seemeilen sind es von hier nach Schleimünde und wir haben beide gar keine Lust, das dieses letzte “Seestück” in diesem Jahr zu Ende geht, fast sind wir geneigt, unser Geschwindigkeit von unseren üblichen 7.5 Knoten noch zu reduzieren und “Baltic Dream” auf diese Weise “hilflos” zu verlängern…

Ein bisschen Wehmut kommt auf, auch wenn wir uns auf zu Hause freuen…

Gegen 15 Uhr kommt 15 Seemeilen voraus ganz schwach Schleswig Holstein`s Ostküste in Sicht, man muss schon genau hinsehen, achtern ist Langeland noch gut zu erkennen, steuerbords sieht man die Insel Aerö, die Sicht ist einfach fast unendlich…

Wir geben doch noch einmal Gas, wollen bei schneller Gleitfahrt noch mal Rumpf und Antrieb vom Bewuchs befreien und die arme treue ELSE muss das erste und das letzte Mal eine Zeit lang Vollgas fahren und erreicht trotz fast vollem Tank, Bewuchs und “Übergewicht” durch unsere “Mitbringsel” und nicht verbrauchte Lebensmittel u.v.a.m knapp 27 Knoten…

Von Schleimünde sehen wir zuerst die signifikante Baumgruppe nördlich der Mündung, dann auch den Leuchturm…

Einige Zeit später ist die “Safewater”-Tonne, die hier natürlich nicht mehr so heißt, von Schleimünde und wir fahren in die Schlei ein.

Eine knappe Stunde später erreichen wir Kappeln, unter der geschlossenen Klappbrücke passen wir immer noch durch, obwohl wir uns zugegebenermaßen ein bisschen größer fühlen als sonst…!

Kurz danach liegt Else an ihrem Liegeplatz, als ob sie nie weg gewesen wäre…

Der Steg in Kappeln ist wie immer in der Woche fast verwaist, nur ein Dauerlieger ist anwesend und begrüßt uns und fragt uns gleich interessiert nach dem Erlebten aus, unsere Reise hat sich hier rumgesprochen…

Wir erzählen kurz ein bisschen, wollen erst einmal “ankommen”, und sind trotz des Endes der Reise glücklich, einfach über das unglaublich viel Erlebte, das fast unglaubliche Glück mit dem Wetter, dass unser “Baltic Dream” in Gänze und unbeschadet Realität geworden ist und und und…!

Wir genießen die immer noch unnachahmliche Aussicht auf die Schlei am Liegeplatz in Kappeln, genießen die Nachmittagssonne und das ruhige Spätsommerwetter…

“Balic Dream” ist noch lange nicht vorbei, nur in eine andere “Phase” übergegangen, von der wir mindestens genauso “zehren” werden wie von der eigentlichen Fahrt, nur länger, dass spüren wir deutlich…

Und : Nach der Reise ist vor der Reise…!

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Plotteranzeige auf dem letzten Seestück”, noch 20,24 Seemeilen bis zum Wegpunkt “Schleimünde”…

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Einfahrt in die Schlei nach drei Monaten…

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Angekommen im “Heimathafen”…!

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der geliebte Blick nach achtern am Liegeplatz in Kappeln…!

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gelungene Überraschung : strahlende Gesichter von Mutti und großer Tochter bei der “Wiedervereinigung” in Kiel, kurz vor der Abfahrt von Alena und Jonathan nach Schweden…!

Vejrö – Kappeln…

Morgens um sieben macht der Wecker das, was gefühlt tausend Fliegen bis dahin nicht geschafft habe : Er reißt mich endgültig aus dem kurzen Schlaf.

Ich bin gespannt, ob das Wetter so ist wie vorhergesagt, ist es, aber warum hat ELSE merklich Schlagseite ???

Ein Blick auf die Festmacher offenbart die Ursache, die Leinen sind gespannt wie die Sehne eines Bogens, über Nacht hat die Ostsee ohne nennenswerten Wind fast einen halben Meter Wasserstand verloren, wie man an der hölzernen Pier gut erkennen kann. So abrupt innerhalb weniger Stunden und in s einer offenen Lage haben wir das an der Ostsee noch nie erlebt, wahrscheinlich hat der Vollmond das Wasser mitgenommen…

Uli geht es deutlich besser und ziemlich schnell sind wir auf aufbruchbereit und verlassen schweren Herzens Vejrö…

Um die Insel nach Norden herum nehmen wir Kurs auf den großen Belt, Vejrö versinkt schon bald am Horizont.

Südlich der Insel gibt es zahlreiche Untiefen und wir sind zu faul uns diesen nur etwas kürzeren Weg da durchzuschlängeln.

Wider Erwarten war die Reinigung der augenscheinlich nur wenig verschmutzten Seewasserfilter erfolgreich : So niedrig und bei beiden Motoren identisch war die Kühlwassertemperatur noch nie…!

Zwei Stunden später sind wir im Großen Belt in Richtung Süden unweit der Ostküste Langelands unterwegs.

Das Wetter hält was versprochen wurde, es ist hell bewölkt, manchmal guckt die Sonne durch die Wolken, das Wasser ist mittlerweile wieder ganz ruhig und unter unserem Verdeck herrschen T-Shirt-Temperaturen…

Heute Morgen gab es noch eine sehr freudige Überraschung : Die Mön-Bilder sind doch noch da, zum Glück waren sie nicht auf der nur teilweise lesbaren Speicherkarte, sondern auf einer anderen…

Bei den vielen Karten und Sicherungen kann man schon mal den Überblick verlieren…

Zur Feier dieses Ereignisses nachstehend gleich die schönsten Mön-Bilder…

Hier ist mir nun beim Veröffentlichen von drei vorbereiteten Post etwas durcheinander geraten, die Bilder habe ich dem vorangegangenen Post zugeordnet..

Zwischenzeitlich hat Uli unsere letzte, die dänische, Gastlandsflagge eingeholt, und ELSE ist das erste Mal seit drei Monaten nur mit der deutschen Flagge -die übrigens mächtig ausgeblichen und zerzaust ist – unterwegs.

Die Südspitze von Langeland ist mittlerweile in Sicht..

Diesen Post darf ich erst Donnerstag veröffentlichen :

Wir wollen Alena bei ihrer Abreise nach Schweden in Kiel überraschen ! Sie fährt mit der Schule eine Woche nach Schweden und hätte Mutti vorher noch zu gerne gesehen…!!

Zusagen konnten wir ihr das nicht, weil wir ja nicht wussten was das Wetter oder das “Schicksal” mit uns vor hat und umso größer wird die Freude bei dieser Überraschungsaktion sein…!

Und die soll natürlich keiner vorher mitkriegen..

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die “verbrauchten” Gastlandsflaggen auf der Steuerbordseite…

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und die auf der Backbordseite…

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Langelands Südspitze..!

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Uli holt die letzte Gastlandsflagge ein…!

Am Abend vor der Heimkehr…

Der Countupzähler unseres Blogs zeigt unerbittlich, dass seit unserer Abreise im Mai schon 93 Tage vergangen sind…

Eines Tages musste es passieren, der letzte Tag des “Baltic Dream” bricht an und nun ist es tatsächlich so weit, dieser Tag ist da…

Uli geht es wieder besser und versüßt wird uns das Ende unserer Reise durch Vejrö, dieses unnachahmliche Eiland und dass tolle ruhige Spätsommerwetter, dass es für uns bereitgehalten hat…

Heute Abend ist der Hafen fast leer, die wenigen, die noch da sind haben an den Grillstellen Lagerfeuer entfacht und Vejrö graviert sich mit allen Sinnen ins Gedächtnis, mit dem Geruch von Meer und Lagerfeuer, einem über dem Wasser aufgehenden Vollmond und einer Stille, die nur durch gelegentliches Glucksen des Wassers, das Zirpen von Grillen und Vogelstimmen unterbrochen wird.

Morgen werden wir von hier aus durch den großen Belt östlich an Langeland vorbei unsere letzte Etappe auf dieser Reise fahren und am späten Nachmittag in Kappeln sein.

Das Wetter ist ruhig vorhergesagt und es ist nicht zu befürchten, das Neptun am letzten Tag unserer Reise noch einmal seinen Dreizack herausholt…

Es gibt keinen Frust über “das Ende unserer Zeit,” es überwiegt die Freude und Dankbarkeit über das, was wir alles erleben durften, über tausend Eindrücke und Bewußtseinserweiterungen, die uns auch lange nach unserer Reise täglich begleiten werden und den Alltag in einem anderen Licht dastehen lassen.

Baltic Dream hat etwas von Weihnachten mit zu vielen Geschenken, auch danach bleibt noch einige “auszupacken”…

In den letzten Tagen und so auch heute Abend wandern die Gedanken zwangsläufig, aber auch gerne an Zuhause, an “Kind und Kegel” und alles “drum herum” und wir freuen uns auf vielfältiges Wiedersehen und auf “Haus und Hof”.

Eine gute Woche haben wir noch Urlaub und den werden wir gleichermaßen genießen wie auch “benötigen”, um wieder “Bodenkontakt und -Haftung zu bekommen.

Nicht zuletzt wird es wieder eine Zeit lang dauern, bis uns nicht mehr der Boden unter den Füßen schwankt, dass tut er nämlich derzeit gerne, insbesondere in geschlossenen Räumen…

Auch bis das Bett und das Klo zuhause nicht mehr schaukelt, wird wieder einige Zeit vergehen, dass kennen wir schon aus viel kürzeren Fahrten.

Uli schläft schon, ist morgen hoffentlich fast wieder gesund, ihr Zustand heute Abend lässt das hoffen, und ich trinke noch drei letzte Gläser Wein und gucke dem Vollmond beim Steigen zu..

Zwischenzeitlich ist es fast eins geworden und ich muss auch dringend in die Koje angesichts der knapp sechzig Seemeilen nach Kappeln, die in sechs Stunden beginnen.

Nur ganz schwer kann ich mich der Stimmung entziehen…

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Vejrö : Abendstimmung vor dem letzten Tag…

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etwas näher, der gute Mond in Vejrö…

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Mön…

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Mön, Strand neben dem Hafen, Wasser angenehm warm…

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Mön, Kreidefelsen von See aus gesehen…

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Mön kommt in Sicht, noch ca 10 Seemeilen entfernt…

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nun zum Greifen nah…!

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nun von Land aus…

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Blick von oben auf das Ufer, doch ziemlich tief…!

 

 

 

 

 

Bilder von Karlskrona bis Ystadt…

Nun klappt es mal mit einer üppigen Internetverbindung und bevor es morgen früh weitergeht, will ich noch ein paar Bilder von Karlskrona, Simrishamn und Ystadt einstellen…

Klintholm und Vejrø folgen später, wobei die Speicherkarte die tollen Møn-Bilder gefressen hat…

So nützt auch meine ständige Sicherung der Bilder auf dem Rechner und einer externen Festplatte wenig, wenn es die Speicherkarte schon alleine schafft, die Aufnahmen zu vergessen…Zum Glück haben wir noch ein paar Bilder von Møn und Klintholm auf dem Tablet, dennoch schade, die waren echt schön…

Da wir sicher in nicht allzu ferner Zukunft Møn noch einmal einen Besuch abstatten – auch da muss man einfach mehrfach hin -, ist der Verlust eher zu verschmerzen, als wenn es Bilder “aus dem hohen Norden” oder dem Baltikum wären…

Den Tag heute in Vejrø  hat Uli fieberig und hustenend in der Koje der Achterkajüte verbracht. Heute  Abend ging es ihr schon besser und wir sind noch ein bißchen auf Vejrø rumgelaufen.

Vom Wetter werden wir gnadenlos verwöhnt, den ganzen Tag schien die Sonne, bei fast Windstille räkelte sich eine knallblaue Ostsee um die Insel, die ich ausgiebig mit dem Fahrrad erkundet habe…

Vejrø ist einen eignen Post wert…

Ansonsten war basteln angesagt : Die Klopumpe hat ihren Geist aufgegeben, wie schon vor zwei Jahren auf der Elbe festgestellt, ist sie einer so “nachhaltigen” Nutzung nicht gewachsen, unsere Nutzung auf dieser Reise entspricht gefühlt vielen Jahren “normaler” Boots- oder besser Toilettenbenutzung…

In “weiser Voraussicht” hatte ich nicht nur den Reparaturset für die Pumpe dabei, sondern in dem bestens ausgestatteten “Marineshop” in Kalmar auch noch gleich eine Reservepumpe gekauft…

Die ist nun montiert und verrichtet ihre bzw. unsere Geschäfte…

Ferner habe ich das erste Mal auf dieser Reise die Seewasserfilter der Motorenkühlung gereinigt : Bei der Fahrt zwischen den dänischen Inseln vielen mir erst Unmengen Quallen und Seegras auf, dann eine leicht über den bisher gewohnten Temperaturen liegende Kühlwassertemperatur, was für das Zusetzten der Filter mit den vorgenannten Meeresbewohnern spricht…

Teile derselben habe ich auch in den Filtern gefunden, für die “erhöhte Temperatur” erschien mir das eigentlich zu wenig… Mal sehen, was die Motoren morgen sagen…

Nun die Bilder, unsortiert wie die tausendfältigen Erlebnisse in unseren Köpfen :

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manchmal denke ich an die Arbeit…

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ELSE ganz nah…

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Kirche in Simrishamn…

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Rathaus in Simrishamn…

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Ystad in Sicht…

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ELSE angekommen in Ystad…

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Theater von Ystad…

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Marktplatz in Ystad…

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Ystad-Impression…

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nochmal Ystad-Impression, überall der liebevolle üppige Blumenschmuck…

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Stadtkirche in Ystad…

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Klosterkirche in Ystad, wieder mit Blumenschmuck…

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nochmal der mich immer wieder beeindruckende üppige “großformatige” Blumenschmuck…

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Ystad, am Kloster…

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Klosterteich ?

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“Gästhamn” Ystad mit ELSE rechts im Vordergrund…

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Ystad, Stadtrundfahrt mit alten Feuerwehrautos, mal was anderes…

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Kloster in Ystad…

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zum Freuen…

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Vejrø in Sicht….

 

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Seezeichen am Himmel ??

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der Skipper schreibt Posts….

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während Bosman, der Autopilot, lenkt… (kein Fake, siehe Stellung der Gashebel…)

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auch hier immer und überall Blumen…!

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Domkirche in Karlskrona…

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?? in Karlskrona, muss ich noch mal nachsehen was das nun wirklich war…

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Karlskrona-Impression…

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noch mal der Dom in Karlskrona, wieder mit Blumen ohne Ende…

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Abendstimmung gerade jetzt in Vejrø…

Zu spät, mehr Bilder schaff ich nicht…

 

Ystad – Klintholm – Vejrø

Mein “Seaman” ist krank…!

Das vorgestrige Schwimmen in der 20° warmen Ostsee mit darauf folgendem kühlen Wind hat sie gefällt und nun liegt Uli rekonvaleszent in der Koje.

Zum Glück ist es nahezu windstill und das Fahrwasser unserer heutigen Tagesetappe zwischen den dänischen Inseln Falster, Møn und Seeland gut und eindeutig betonnt und problemlos “einhand” befahrbar, sogar Zeit und Muße zu diesem Post bleibt zeitweilig.

Doch der Reihe nach :

Vorgestern standen wir pünktlich um sieben vor der dann öffnenden Tankstelle des Gästehafen Ystad, haben vollgetankt und haben uns auf den etwa 55 Seemeilen langen Weg nach Klintholm auf der dänischen Insel Møn  gemacht.

Das Wetter ist in Form eines “Zeitfensters” von etwa 12 Stunden ruhig vorhergesagt und dieses “Fenster” wollen wir gleich nach dessen “Öffnung”, die wohl irgendwie in der Nacht stattgefunden hat, nutzen.

Die Erfahrung der letzten Wochen, derzufolge das fahrbare Zeitfenster entgegen der Wettervorhersage manchmal “vorzeitig und heftig” geschlossen wird, hat uns Respekt eingeflößt und wir haben keine Lust mehr, die Grenzen der ELSE – die weit oberhalb unserer liegen – weiter zu erproben…

Nach dem wir am Vorabend der Abfahrt mit der dänischen Gastlandsflagge nunmehr unsere letzte Gastlandsflagge gesetzt haben, geht die Fahrt über eine oberflächlich glatte Ostsee mit einer dennoch schaukeligen Restdünung Richtung Møn.

Einmal mehr auf dieser Reise gönnen wir uns eine Stunde “zeitverkürzende” Gleitfahrt und nach etwa drei Stunden Fahrtzeit tauchen die Kreidefelsen von Møn aus dem Dunst am Horizont auf. Eine weitere Stunde Fahrt sind sie zum Greifen nah vor uns, ein letztes “Highlight” auf unserer Reise.

Wir können uns nicht satt sehen, reduzieren unsere Geschwindigkeit auf Schrittempo, damit dieser Anblick nicht zu schnell vorübergeht.

Aus jeder Richtung sehen die Felsen anders aus, mal spitz, mal rund, von schroff bis lieblich ist alles dabei…

Ein Schweinswal -der erste seit langer Zeit-  zeigt sich kurz und taucht ab…

Backbords passieren uns in ein paar Seemeilen Abstand “alte Bekannte”, Peter Pan, “Finntrader” und Co. wie auf der Autobahn.

Langsam ziehen “Møns Klint” vorbei und wir nehmen Kurs auf Klintholm.

Die Seekarte weist für das Gebiet unmittelbar im Bereich der Zufahrt zum Hafen Klintholm Stellnetze aus; wir halten ordentlich Ausschau und entdecken viele Pfähle im Wasser. Das muss sie sein, die dänische Variante der Stellnetze. Durch eine große Lücke zwischen zwei “Pfahlgruppen” wollen wir durch, dazwischen schwimmen viele Seevögel auf dem Wasser…

Beim Näherkommen -und auch mit Brille erst kurz davor- entpuppen sich die Seevögel als joghurtbechergroße selbstgebastelte Bojen, an den offensichtlich Netze zwischen den Pfahlgruppen befestigt sind !

Wir weichen zügig aus und umfahren die Pfähle weiträumig !

Ein uns folgendes Motorboot kann sich wohl keinen Reim auf unseren Kurs machen, fährt erst mal weiter, um dann das gleiche “Manöver” wie wir zu machen, nur noch abrupter…

Der kann noch schlechter gucken…

Bei nur etwas Seegang hätte man die Bojen beim besten Willen nicht gesehen und wäre in das Netz gefahren, ebenso wie man die Pfähle dann oder insbesondere Nachts schlecht oder gar nicht sieht !

Radarreflektoren auf Netz oder Pfählen ? Fehlanzeige !

Am Tag fahren behält seinen Sinn, obwohl ich wirklich gerne auch mal nachts fahren würde…

In Klintholm legen wir an einem Längsseitssteg hinter einer Steinmole in einem fast leeren Hafen an, die Saison scheint trotz Sonne, Wochenende und warmen Wasser endgültig vorbei…!

Wir machen es uns in der Sonne erstmal kommod, trinken einen “Einlaufkaffee” – für das Einlaufbier ist es noch zu früh – und erkunden dann Klintholm.

Das ist schnell erledigt, außer Ferienhäusern am Hafen, einen Laden, ein paar Restaurants und einen Fischereihafen gibt es in Klintholm nicht viel zu sehen..

Dafür gibt es links und rechts des Hafens schönen Sandstrand und RUHE und auf die freuen wir uns nach unserer “Städtetour” der letzten Tage durchaus…

Abends gehen wir im Restaurant am Hafen eine wunderbare Scholle und “Møn Is”, auf einem Hof auf Møn hergestelltes tolles Eis essen…

Am nächsten Tag ist das Wetter nicht wie gewohnt richtig schön, es ist windig, “nur” 20° warm und die Sonne scheint kaum..

Mit dem Fahrrad mache ich mich auf in Richtung “Møns Klint”. der Kreidefelsen auf Møn, um diese auch von der “Landseite zu bestaunen.

Uli hat kein Fahrrad, mag wegen ihrer Gelenke auch nach wie vor nicht Rad fahren und erkundet die nähere Umgebung “fussläufig”.

Mein Weg führt etwa sieben Kilometer durch eine schöne dänische Landschaft, hügelig, teils bewaldet, teils mit Blick auf die Ostsee. Nur einzelne Gehöfte oder ein paar Häuser auf einem Fleck liegen an meinem Weg, Orte gibt es auf dem Weg zu den Klippen nicht.

Viele deutsche Autos überholen mich, seit langem erstmals mit einem “Affenzahn”, als ob die Klippen in Kürze abgerissen werden…

Nebenbei : Der Hafen von Klintholm ist mittlerweile fest in deutscher Hand, am Steg gegenüber liegt u.a. ein Segler mit einem Paar aus Wendisch Evern…

Ansonsten sind die meisten coole weitgereiste “Dänemarksalznacken”, die lauthals ihre nautischen Erfahrungen austauschen, so laut, das sie auch ja jeder hören kann…

Selbst im Funk, auf dem internationalen Anruf- und Notkanal, hört man ihre Erlebnisse und Lagemeldungen zum Stand der Essensvorbereitung und ähnlich wichtiger Dinge…

Ich muss zugeben, ich mag viele meiner “Landsleute” nicht besonders…

Schilder am Zeitschriftenstand des örtlichen Lebensmittelgeschäftes “Bitte die Zeitschriften nicht hier lesen” und einige andere “Verhaltenshinweise” an Deutsche sprechen eine klare Sprache …

“Mallorca-Habitus” der Deutschen auch in Dänemark, erfreulich, dass die Freundlichkeit der Dänen dennoch und auch zum Saisonende und am Wochenende ungebrochen  ist !

Auch auf den Kreidefelsen tummeln sich überwiegend Kurt, Annemarie und Co., gerne mit verhaltensgestörten, an der Leine hinterhergezerrten Rassehunden und Enkelkindern (“Chantaaal, mach ma Winke für die Oma…!”) und so beschränke ich mich auf einen kurzen Fußmarsch an die Klippen, genieße den Ausblick und kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass wir gestern mit unserer ELSE da unten ganz nah vorbeigefahren sind…

Auf dem Hinweg gab es Gegenwind, auf dem Rückweg gefühlt auch, wobei ich mit meinem Klapprad bergab dennoch eine teils atemberaubende Geschwindigkeit erreiche und fast aus der Kurve getragen werde…

Am späten Nachmittag beginnt Uli krank zu werden und der Wind nimmt weit über die Vorheresage zu.

Uli verkriecht sich schon bald in die Koje und Klintholm wird durch den zur Sturmstärke zunehmenden Wind zur Zuflucht vieler Segler.

Ein Anlegemanöver nach dem anderen scheitert : Der Seitenwind beim Anlegen ist so stark, dass es kaum jemand zwischen die Dalben “in die Box” schaft, Dieselmotörchen heulen auf, Bugstrahlruder sind wirkungslos gegen den Seitenwind, die Schiffe krachen beim Anlegen gegen die Dalben oder liegen quer dazwischen, Flaggenstöcke brechen ab und Holz splittert, hilflose Skipper schreien ebenso hilflosen Ehefrauen sinnlose Befehle zu, Chartercrews bedienen ohne Sinn und Verstand Motor, Ruder und nicht vorbereitete Leinen…

Die meisten geben auf und legen sich im “Multipäckchen” -mehrere Boote aneinander – in Windrichtung zusammen.

Zwei bleiben cool : Im Funk höre ich eine “pan pan pan”- Meldung, ein Segler ist auf Grund gelaufen und obwohl “pan pan pan” die” Vorstufe zum SOS ist, bittet er ohne jede Aufregung “all ships” um “tug assistance” …

Lyngby Radio, die regionale “Revierzentrale” nimmt Kontakt mit ihm auf und wünscht wiederholt “you are welcome” und avisiert das baldige Eintreffen des “rescue vessel”, welches wir auch auslaufen sehen…

Auf beiden Seiten offensichtlich Profis, völlig ruhige Stimmen, als ob man sich zum Kaffee verabredet…

Was der “Spaß” den Segler kosten wird ( ist er u.a. deshalb “welcome” ?) und warum man den Rest der Aktion über “handyphone” abwickelt und warum der Segler auf Grund gelaufen ist, erschließt sich mir nicht…

Selbst nach Sonnenuntergang laufen noch Segler ein und in memoriam an die kaum oder nicht sichtbaren Stellnetze beneide ich sie, auch um das Anlegermanöver bei fast völliger Dunkelheit, nicht…

Am nächsten Morgen ist der Spuk völlig vorbei und entsprechend der Wettervorhersage liegt tatsächlich eine spiegelglatte Ostsee vor dem Hafen.

Irgend jemand muss die nachts glattgebügelt haben, anders man kann sich kaum vorstellen, wie dieser Wandel vom Hexenkessel zum Dorfteich innerhalb weniger Stunden möglich ist.

Uli ist leider richtig krank und so beschränkt sich ihre Mitwirkung beim Ablegen auf das Notwendigste.

Da man auch hier so gut tanken kann,  wollen wir ein letztes Mal in diesem Urlaub nach- und volltanken, auch wenn seit Ystad noch nicht viel raus ist aus dem Tank.

An der Tankstelle hat gerade ein mittelalter dicklicher Segler festgemacht und blockiert unser Vorhaben eine halbe Stunde lang ohne Sinn und Verstand : Anweisungen und Befehle an seine weibliche Mannschaft, zu offensichtlich zu blöd den Automaten zu bedienen, vom Sprit geht ungefähr die Hälfte “in den Bach”, immer wieder spritzt es hoch und daneben ohne das ihn das sichtlich beeindruckt oder er auf die Idee kommt, mal etwas langsamer zu Tanken und zuguterletzt verbraucht er eine ganze Rolle Küchenpapier um sein Boot vom Diesel zu reinigen…

Die dieselgetränkten Küchentücher landen im Papierkorb und mit einem aufwendigen Manöver, bei dem seine beiden beflissenen weiblichen Crewmitglieder und mehrere Kugelfender vollen Einsatz zeigen müssen, legt er bei Windstille ab.

Segeln ist so rein, so natürlich und umweltfreundlich…

Kurze Zeit später haben wir nachgetankt – die Nachtankmenge entspricht wirklich fast immer genau dem je Motor angezeigten Verbrauch und eigentlich brauchen wir unsere defekte Tankanzeige nicht mehr – und legen ab und Uli sich wieder hin.

“Einhand” fahre ich ELSE zwischen den Inseln Falster, Møn und Seeland zur Insel Vejrø, die gegen 14 :30 Uhr bei strahlendem Sonnenschein am Horizont auftaucht.

Wieder “Wildwechsel”, mehrere Schweinswale kreuzen ELSE`s Kurs und ein Seehund guckt uns minutenlang nach…

Eine Stunde später, das Wasser ist immer noch spiegelglatt und der Himmel mittlerweile von Horizont zu Horizont knallblau, erreichen wir den Hafen von Vejrø und machen längsseits fest.

Schon jetzt ist erkennbar, dass die Kreidefelsen von Møn nicht wie angenommen das “letzte Highlight” auf unserer Reise waren : Vejrø  hat was, nämlich was ganz eigenes und einmal mehr wird eines unserer Reiseziele bei warmen Wetter durch strahlendes Sonnenlicht gekrönt…

Was haben wir nur für ein unverschämtes Glück….!

Hoffentlich ist Uli morgen wieder gesund….

Vejrø ist augenscheinlich ein kleines “organisiertes hochwertiges Ökoparadies”, hier scheint sich jemand mit ganz viel Geld einen tollen Traum realisiert zu haben, die Authentizität von Ruhnu oder Saarema fehlt, gleichwohl ist alles liebevoll “gestaltet”…

Mehr dazu später, ebenso wie Bilder, leider lässt die Internetverbindung mal wieder nicht das zu was man möchte….

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Endspurt…? Karlskrona-Simrishamn-Ystad

Der “Endspurt” unserer Reise gestaltet sich entgegen unserer Reise nicht als “Durch- und Weiterreise” mit eher uninteressanten Häfen oder unattraktiven Orten, das Gegenteil ist der Fall :

Auch gegen Ende unserer Reise weckt jeder neue Hafen mit seinem individuellen Charme “gewaltsam” unser Interesse, obwohl unsere Aufnahmefähigkeit schlicht am Ende ihrer Kapazität angekommen ist…

Karlskrona ist eine historische “Marinestadt” mit Weltkulturerbestatus, auf einer Halbinsel angelegt und hat viele sehenswerte Ecken und wir verbringen dort gerne einen “Extratag”, zumal das Wetter auch sehr windig vorhergesagt ist.

Nach unserem Tag in Karlskrona brechen wir am frühen Morgen dort auf und wollen “am Stück” die Hanöbucht, etwa 55 Seemeilen, überqueren. Der Plan ist gut, Wetter und Welle moderat vorhergesagt und wir haben vor, uns die lange Strecke wie schon so oft mit etwa einer Stunde Gleitfahrt zu “verkürzen”.

Daraus wird nichts : nur im kurzen Bereich der Schären vor Karlskrona ist das Wasser noch ruhig, der Ausblick auf das offene Meer offenbart einen auffällig wellig “gezackten” Horizont und Wellen laufen auch schon in die Schären hinein…

Da Wind und Welle direkt von vorne kommen, bleibt das ganze zunächst gut erträglich, nur die Gleitfahrt muss wegen der zu erwartenden “Rummserei” ausbleiben…

Es kommt anders : etwa anderthalb Stunden nach der Abfahrt aus Karlskrona nimmt Wind und Welle in der offenen Hanöbucht weit über das vorhergesagte Maß zu und schon bald wird ELSE´s Vordeck von den Wellen komplett überspült…

Mehr geht immer : Eine weitere Stunde später sind die Wellen noch höher, die Rettungsinsel auf dem Vorschiff fungiert als Wellenbrecher, das Solarpanel verschwindet zeitweilig unter Wasser und die Welle bahnt sich über die Windschutzscheibe den Weg durch das Verdeck ins Cockpit..!

Alles was im Cockpit ist einschließlich uns wird nass, das Wasser läuft hinten wieder raus und die Sonne sieht strahlend zu !

Jetzt verstehen wir auch den Aufkleber an der Kabinentür : “Bei Wellenhöhen ab zwei Meter schließen”, das ins Cockpit eindringende Wasser läuft nämlich lustig weiter über den Niedergang in den “Salon”. Wir schließen die Kabinentür und so bleibt es wenigstens unten trocken..

Als Landratten fühlen wir uns nicht wirklich wohl dabei, zumal noch etwa fünf Stunden dieser “Reiterei” bis nach Simrishamn vor uns liegen…

Stunde um Stunde vergeht quälend langsam und doch irgendwie schneller als erwartet, Bosman hat alle Hände voll zu tun um die Wellen auszusteuern, ich bin heilfroh, dass er das wieder kann..! Er steuert wie ein Irrer, das Steuerrad dreht sich wie eine Reifen und ich stelle seine “Dämpfung” etwas anders ein, woraufhin er immer noch artig Kurs hält, aber nur noch etwa halb so viel “kurbeln” muss…

Gefühlte Tage später erreichen wir patschnass die erste Ansteuerungstonne von Simrishamn, zwei Segler kämpfen sich unter Motor mit ähnlichen “Problemen” wie wir, nämlich eher ein U-Boot zu sein  als ein “normales” Schiff, ebenfalls in Richtung Simrishamn.

Meine Theorie, dass es in Reichweite der Küste aufgrund des ablandigen Windes wohl ruhiger sein wird, löst sich in Wohlgefallen auf, erst ganz kurz vor der Hafeneinfahrt wird es etwas besser und Uli kann raus, um Fender und Leinen vorzubereiten.

Zum Glück ist viel Platz zum Anlegen da, bei dem starken Seitenwind klappt das Anlegen aber erst beim zweiten Versuch und etwas schief.

Nunmehr machen wieder alle beim Helfen mit und so kommt eine gestresste Crew nach der anderen an und freut sich über helfende Hände, um dann bei zweiten bis vierten Versuch “in die Box” zu kommen…

“Uffz, dass war gar nicht nett”, mit dieser Stimmung kommen wir nach dem Festmachen salzwassergetauft mit einem “Einlaufbier” zur Ruhe.

Ein paar Stunden später ist der Spuk vorüber, es kehrt vorübergehend fast Windstille ein, um dann nachts und am nächsten Tag wieder richtig “loszulegen”.

Wider Erwarten belohnt Simrishamn mit einer kleinen netten Innenstadt, einer Buchhandlung, in der Uli sich mit neuen deutschsprachigen Büchern versorgen kann und eine geniale Räucherei garantiert ein überaus maritimes Abendessen mit kalt- und warmgeräucherten Fischen, verschiedensten Fischpasteten, Muscheln, Krebsen und vielem anderem MEER…

Der “Wartetag”in Simrishamn vergeht schnell und entspannt, ich schöpfe noch ein wenig Wasser aus dem Motorraum, dass während unserer stürmischen Überfahrt den Weg irgendwie dorthin gefunden hat und wir gehen für unsere Verhältnisse früh gegen Mitternacht schlafen, weil für den Folgetag halbwegs ruhiges Wetter vorhergesagt ist und wir dann weiter wollen.

An diesem Tag hat kaum jemand den Hafen verlassen, alle laufen hin und her, “pütschern” an ihren Schiffen und starren ständig gen Himmel und in alle Himmelsrichtungen…

Gefühlt wäre der Wind gar nicht so stark, wenn er nicht ständig in den Wanten der Segelschiffe heulen und Sturm vermitteln würde…

Am nächsten Morgen sind wir gegen halb acht “seeklar”, entgegen jeglicher bisheriger Erfahrung sind aber auch schon alle Segler auf den Beinen und verlassen den Hafen wie die Perlen auf der Kette…

“Hm, wenn die auch alle nach Ystad, dem nächsten sinnvollen Tagesziel in Richtung Deutschland wollen, ist es da sicherlich rappelvoll” befürchten wir, blasen das hier geplante Tanken kurzerhand ab und reihen uns in die auslaufenden Segler ein…

“Die frühe ELSE fängt die Mole” ist unser mittlerweile langjährige durchgängige Erfahrung und schon bald nach der Hafenausfahrt geben wir Gas und überholen etwa zehn Segler.

Alle sind unterwegs um Schwedens Südspitze in Richtung Westen, nur einer fährt in Richtung Bornholm…

Je mehr man um das “Kap” herumkommt und Richtung Westen fährt, umso stärker werden wieder die nun wieder genau von vorne kommenden Wind und Wellen und wir beenden unserere Gleitfahrt, vor uns kein anderes Schiff mehr. Es bleibt “kommod”, die Wellen gut erträglich, wir sind nur ein bißchen übersensibel geworden gegenüber ganz anderem als vorhergesagtem Wetter bzw. “zu kurzen Zeitfenstern” mit guten Bedingungen…

Bei mal wieder strahlendem Wetter mit “Sicht von Pol zu Pol” passieren wir die sich landschaftlich zunehmend verändernde schwedische Südküste, kahle Steilküsten, Wald und Strände wechsel sich ab und in der Ferne können wir am Horizont Bornholm ausmachen.

Noch vor zwölf Uhr Mittags erreichen wir Ystad und kommen in einer modernen aber trotzdem schönen  und fast leeren Marina an.

Um es kurz zu machen : Was hat Ystad wohl oder wie ist es ? Wieder einmal eine wirklich sehenswerte hübsche Innenstadt mit einem Kloster, schöne heimelige Fussgängerzonen mit vielen schönen Häusern, alles in einem liebevollen blumenreichen grünen “Ambiente”…

Es macht Spaß zu bleiben, und da der Freitag eh eher windig vorhergesagt ist, vergessen wir unseren “Stalldrang” und bleiben einen Tag…!

Gegen Nachmittag und Abend füllt sich der Hafen mit den aus Simrishamn und Karlskrona bekannten Schiffen.

Der Freitag fällt wettermäßig wieder anders aus als vorhergesagt, schon jetzt ist es sehr ruhig und unserer Weiterfahrt, die uns am Samstag etwa fünfzig Seemeilen von Ystadt nach Klintholm auf die Insel Møn führen soll, steht zumindest derzeit nichts im Wege.

Ein letztes Mal auf dieser Reise liegt ein relativ langes “offenes Seestück” vor uns und die Summe der insgesamt auf unserer Reise gemachten Erfahrungen lässt die gesunde Skepsis vor dem Verlauf des “Seetages” vollends erst weichen, wenn man sicher im Zielhafen liegt.

Durch den Wind der vergangenen Tage ist die See ordentlich “durchmischt” worden und die Wassertemperatur von fast 20 auf 15 Grad gesunken, keine schlechten Voraussetzungen für Seenebel…

Heute Morgen war es schon ziemlich diesig…

Hier gibt es keine Schären und ihre Felsen, dafür aber viele Fähren…

Es bleibt aufregend…!

Auf Møn sind wir sehr gespannt, haben wir doch von Anke schon viel Schönes darüber gehört und so passt es ganz gut, dass der Wind am Sonntag wieder zunehmen soll und wir bestimmt einen Tag bleiben “müssen”…

Im Gespräch mit einem dänischen Seglerpaar erfahre ich noch, dass es  in Klintholm keine Probleme mit Liegeplätzen geben dürfte, O-Ton “the rushhour is over for this year” und sie empfehlen dringend den schönen Weg durch die dänischen Inseln zu fahren anstatt “aussen rum”.

Sieben Länder und 36 Häfen liegen dann hinter uns, vor uns “nur noch” Dänemark !

Bilder folgen…

Durch- und Weiterreise….

Kalmar liegt hinter uns, vor uns der südliche Teil des Kalmarsundes, backbords die Südspitze Ölands, steuerbords das schwedische Festland.
Bosman steuert wieder !

In Kalmar hat er einen neuen Antrieb bekommen und nun bin ich im wesentlichen “arbeitslos” und kann mal wieder während der Fahrt schreiben…

Die Bootssaison in Schweden geht zu Ende, die Gastliegeplätze in Västervik sind fast verwaist und wir bekommen ein “special offer”, ” two nights for the price of one”…

Die Fahrt von Arkösund nach Västervik hat uns noch kurz durch ein enges Schärenfahrwasser geführt, der “Rest” war, wie auch jetzt fast durchgehend, “offene” Seestrecke, auf der man das eine oder andere Mal einer Tonne begegnet oder, unweit eines Robbenschutzgebietes der Robbe vom Dienst in Form eines aus dem Wasser guckenden uns musternden runden Kopfes…

Västervik ist eine unspektakuläre schwedische Kleinstadt, der wir, weil irgendwie träge, trotzdem einen Tag widmen und ein nettes Stadtzentrum mit einen schönen Kirche mit einer “gesprächsbereiten” deutschsprachigen Küsterin vorfinden.

Am nächsten Tag wollen wir weiten nach dem laut Hafenführern noch unspektakulären Oskarshamn. Da das Wetter aber überaus “fahrbar” ist und zwischenzeitlich telefonisch das Eintreffen des neuen Antriebes für den Autopiloten bestätigt ist, entschliessen wir uns trotz des eher späten Aufbruchs die insgesamt etwa 80 Seemeilen nach Kalmar durchzufahren.
Etwa auf halber Strecke passieren wir die sich für diese Region mit fast neunzig Metern hoch aus dem Meer aufragende “Bla Jungfru”, eine unbewohnte, geschützte Insel, die “nur” Flora und Fauna vorbehalten ist.
Gegen halb acht Uhr Abends und nach einer die Strecke verkürzenden Stunde Gleitfahrt kommen wir im Gasthafen von Kalmar an und finden einen schönen Liegeplatz.

Schon von weitem macht Kalmar mit einem schönen Schloss und einem Dom auf sich aufmerksam und in unmittelnarer Nähe des Liegeplatzes liegt ein lebendiges, schönes Stadtzentrum. Einmal mehr auf unserer Reise, zwischenzeitlich der 33. Hafen, beschliessen wir, in Kalmar nicht nur Bosman wiederzubeleben, sondern auch diesen Hafen nicht nur als “Durchreisehafen” zu verstehen und Kalmar zu erkunden…

Durchreise : Zugegebenermaßen ist der “Dampf” ein wenig raus : Wir haben “zu viel” erlebt und gesehen, unsere Köpfe sind schlicht voll und unsere Aufnahmefähigkeit mittlerweile etwas “vermindert”…

Die sich unwiderruflich dem Ende nährenden drei Monate des “Baltic Dream” lassen erste Überlegungen zur “sinnvollen Einteilung der Reststrecke” entstehen, damit wir in der uns noch zu Verfügung stehenden Zeit “stressfrei” nach Kappeln kommen.

Die “kulturellen und landschaftlichen Höhepunkte” in Form der Hauptstädte des Baltikums, Helsinki, die finnischen und schwedischen Schären liegen hinter uns und sind einer nach dem bisher erlebten eher eintönigen Küste gewichen, die vor uns liegenden Häfen möchte man laut Beschreibung zum Teil eher auslassen und so stellt sich bei uns etwas “Durchreisegefühl” und ein gewisser “Stalldrang” ein…

Kalmar ist da eine willkommene Abwechselung. Am Tag nach unser Ankunft wird der neue Antrieb für Bosman eingebaut, nach einer halben Stunde ist alles wieder gut und Bosman kann wieder lenken.

Wir besichtigen begeistert das fantastische Schloss von Kalmar, schauen dem Treiben des Kalmarer Stadtfestes zu, betrachten den Dom von innen und aussen, kaufen zu Essen und anderes ein und freuen uns zum ungezählten Male über das warme und sonnige Wetter auf unserer Reise und unser diesbezügliches unverschämtes Glück…

Am Abend bereiten wir den Kurs des kommenden Tages vor und letztlich findet an Schwedens Südküste einen “Weichenstellung” für den Heimweg statt : Entweder rüber nach Bornholm, weiter nach Rügen, Rostock usw. oder eben die vermeintlich und voraussichtlich eher unantraktive schwedische Südküste..

Da die Wettervorhersage “indifferent” ist, entscheiden wir uns erst einmal für Karlskrona, die Strecke nach Bornholm mit ca. 90 Meilen ist uns anbetracht des zu erwartenen Wind und Welle von vorne zu lang und in Karlskrona wird man sich während der zu erwartetenden Wartezeit auf ruhigeres Wetter “besser beschäftigen” können. Und von Karlskrona aus bleibt der Weg sowohl über Bornholm als auch über Südschweden offen.

Das Stadtfest zeigt Folgen : Bässe wummern von den Openair-Bühnen herüber, kreischende Mädchen- oder Frauenstimmen von den “Fahrgeschäften”, hektisch-aufgedreht mit Getränkedosen in der Hand hin- und herlaufende überwiegend jugendliche Menschen, um Mitternacht wird es allerdings schon irgendwie ruhig und am nächsten Morgen hat jemand vor ELSE auf den Steg gekotzt…Besser dahin als auf ELSE..

Um neun brechen wir auf, tanken noch voll -das Rückrechnen des Tankinhaltes über die Betriebsstunden und die Verbrauchsanzeige passt und bewährt sich, der defekte Tankinhaltsanzeiger stört so gesehen nicht wirklich- und nehmen Kurs durch den Kalmarsund auf Karlskrona..

Nach Verlassen des kurzen Fahrwassers vor Kalmar haben wir achtern viele Seemeilen lang Rückblick auf die Kalmarsundbrücke und das Schloss von Kalmar. Beides versinkt irgendwann im Meer…

Die letzten Wölkchen verziehen sich und stundenlang steuert uns Bosman stoisch auf Südkurs an die südöstliche Spitze von Schweden.

Fast alle uns entgegenkommenden oder auf gleichem Kurs fahrenden Segler motoren, der Wind genau von vorne bzw. von hinten scheint ihnen nicht zu gefallen…

Es motoren überhaupt auffallend viele Segler, auch sie sind an die Distanzen zwischen den sinnvoll anzulaufenden Häfen mehr oder weniger gebunden und wenn der Wind in Stärke und Richtung ungeeignet zur Überwindung dieser Distanzen ist wird eben unter Motor gefahren und aus einem Segelschiff ein Motorboot.

Das ändert nichts daran, dass sich die Mehrzahl insbesondere der deutschen Segler als die besseren Menschen fühlt und mit wieder zunehmender Anzahl deutscher Segler bekommt man dies als Motorbootfahrer zu spüren. Das “Zweiklassendenken”, zweieinhalb Monate war es kein Thema, beginnt wieder, wie geschrieben, ausgiebig gelebt durch deutsche Segler.

Es fängt auch wieder an, dass man sich manchmal für seine “Landsleute” aus vielerlei Gründen “fremdschämt”…

Wir werden weiterhin Seglern, gleich welcher Nation, beim Anlegen helfen, genau so, wie uns viele Segler Hilfe anbieten…

Es fällt nur einfach auf, dass ein paar hundert Kilometer nördlich der Umgang zwischen den “Bootspezies” ein anderer war und nunmehr, im offensichtlichen “Haupteinzugsgebiet” deutscher Segler, der Kleingeist wieder so gepflegt wird, dass sich die Schweden offensichtlich genötigt fühlen, in deutscher Sprache “Hinweise” über das was man tun und nicht tun soll zu verfassen und aufzuhängen..

Um Missverständnissen vorzubeugen : Es geht nicht um alle Segler, aber um viele..!

Um (deutsche) Motorboote geht es nicht, ausser ELSE gibt es hier keine…

Kurz vor Erreichen der Südspitze Schwedens fahren wir ein letztes Mal in Schären ein, in den “Karlskrona Skärgard” und fahren auf einem Seglern wegen der geringen Fahrwassertiefe vorenthaltenen Fahrwasser durch die Schären vor Karlskrona, die ein ganz “anderes Gesicht” als alle bisher in Finnland, Aland und Schweden erlebten Schären haben : Sie sind flacher, “sanfter”, haben manchmal etwas von der Schlei und so sieht man auch mal die eine oder andere “Schärenkuh”…

Zwischen den Schären spüren wir den zwischenzeitlich deutlich zunehmenden Wind nicht so und die “Schärennavigation” geht uns mittlerweile “leicht von der Hand”, obwohl auch hier wieder “tausend Tonnen” zu beachten sind und neben dem Fahrwasser nach wie vor zum Teil nur knietiefes Wasser mit Felsen lauert…

Nach etwa zweistündiger Fahrt durch den “Karlskrona Skärgard” erreichen wir den Gasthafen von Karlskrona und finden eine freie Box neben einem deutschen Segler.

Wir können trotz des Seitenwindes gut ohne fremde Hilfe anlegen.

Wir legen rückwärts zwischen zwei der hier üblichen schwimmerbestückten Metallprofile, die am Schwimmsteg befestigt sind, an.

Die Metallprofile sind im Gegensatz zu “Fingerstegen” nicht begehbar, zumindest nicht in meiner Gewichtsklasse, sie versinken am schwimmerbestückten Ende einfach…

Zum endgültigen Festmachen der Bugleinen muss man sich  bäuchlings auf dem Bug liegend unter der Reling durchquetschen, um die “Festmacheösen” auf dem Metallprofil mit der Leine zu erreichen. Uli muss dabei ihre “Oberweite” sortieren und “aussenbords hängen”, ich löse bei dieser Aktion beinahe meine Automatikschwimmweste aus und komme aus meiner “Aussenbordposition” nur mit Mühe auf das Schiff zurück…Wir finden das alles ziemlich lustig..!

Auf dem deutschen Segelschiff sitzt ein feister, eine bonbonfarbene rosa Flüssigkeit in sich hineinschüttenden Segler, der seinen vogelspinnenartig behaarten, sonnengegerbten Körper sonnt. Abfällig beobachtet er unser Anlegemanöver und schafft es dabei, uns keines Blickes zu würdigen, geschweige denn Hilfe anzubieten…

Seine dümmlich wirkende Frau mit dem Habitus einer gealterten Barbie hilft ihm dabei nach Kräften…

Als kurze Zeit später an der anderen Stegseite ein britischer Segler anlegt, gerät die beharrte wabernde braune Masse erstaunlich behände in Bewegung, um dem “richtigen” Bootsfahrer beim Anlegen zu helfen…

Unser “unter der Reling hindurchquetschen” ist offensichtlich ein übliches Procedere, wir beobachten es später mehrfach und helfen einem in der Box neben uns anlegenden älteren Schweden, seine Leinen auf der Öse zu belegen.

Beim freundlichen Hafenmeister erhalten wir Prospekte über Karlskrona und wieder löst sich der “Durchreisegedanke” in Wohlgefallen auf :

Karlskrona ist trotz des nicht wirklich attraktiven Gasthafens eine offensichtlich sehenswerte Stadt (“Sweden at its best” wirbt der Prospekt…) und wir sind zum gefühlt tausendsten Mal gespannt darauf, was uns erwartet !

Wir werden Zeit dazu haben, für die nächsten Tage ist fast durchgängig starker Wind vorhergesagt, der unseren “Stalldrang” auf natürliche Weise bremst…

Ein paar Eindrücke, es gibt kein Wlan im Hafen von Karlskrona, darum wie so oft unsortiert aber kommentiert…:

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Västervik Impression…

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Västervik Impression…

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Kirche und Brunnen in Västervik…

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eine letzte enge Schärenpassage, mittlerweile völlig “angstfrei”…(immer schön mittig bleiben, jedenfalls meistens…!)

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wann hat man so einen Blick bei Abwaschen : Unsere schwedische Gastlandsflagge, gesehen durch das Oberlicht während der Fahrt nach Kalmar …

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“Bla Jungfrun…” im nördlichen Kalmarsund..

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Kalmar in Sicht…

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ELSE am Liegeplatz in Kalmar…

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ELSE am Liegeplatz in Kalmar, andere Sicht, im Hintergrund die Kalmarsundbrücke……

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gesehen im Schlossgraben des Schlosses von Kalmar…

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Stadtfest in Kalmar, schon Stunden vorher wird hier eine Open Air-Bühne um die besten Plätze belagert…

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Schloss in Kalmar…!

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Schloss mit Wassergraben davor, die Kajakfahrer haben uns vorher gebeten, ein “schönes” Bild von ihnen zu machen…

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ein Speisesaal im Schloss….

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“Mätressenzimmer” im Schloss, hier wurden zwei Blaublütler gezeugt……

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Schlosskapelle…

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noch einmal das beeindruckende Schloss…

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“Altstadt” in Kalmar…

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“Altstadt” in Kalmar…

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Wasserturm von Kalmar…

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nochmal eine “Altstadtimpression” von Kalmar…

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Dom in Kalmar, innen schlicht und schön und keine Betteleien um Spenden…

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der defekte Antrieb des Autopiloten “Bosman”…

Mariehamn – Schweden…

In Mariehamn brechen wir bei ruhigem, bewölktem Wetter auf in Richtung Schweden. Von hier aus sind es nur etwa 40 Seemeilen bis zum nächsten sinnvoll anzulaufenden Hafen.

Kurz nach Mariehamn ist das Schärenfahrwasser zu Ende und wir erreichen zusammen mit zwei Seglern die “Alandsee” und nehmen Kurs auf Schweden mit dem Ziel Furusund. Eine kurze Welle von vorne nimmt uns etwa einen Knoten an Geschwindigkeit.

Die Sonne kommt heraus und vertreibt wie auf unserer Reise fast durchgängig üblich die Wolken schnell und restlos.

Ich kämpfe ein wenig mit dem Weingenuss vom Vorabend und den nur vier Stunden Schlaf -einfach keine Lust gehabt in die Koje zu gehen, zu gemütlich die z.T. regnerische Nacht und das langsame hell werden – und Uli “kämpft” mit Viking, Eckerö und Silja, so heißen die Fährlinien, deren Schiffe ihr bedrohlich nahe kommen, während ich auf der Sonnenliege achtern in der Sonne “chille” und schlummere…

Gegen vierzehn Uhr verstirbt plötzlich “Bosman”, unser Autopilot; ohne Vorwarnung stellt er seinen Dienst ein, das Steuerrad wird “weich” ohne seine feste Hand und ELSE läuft aus dem Ruder…

Bosman ist nicht alleine tot, auch unsere Tankanzeige steht seit zwei Tagen defekt auf “leer”…

“Shit happens”, ich bin einmal mehr froh, dass etwas “Unwichtiges” ausfällt, Bosman ist letztlich nur Bequemlichkeit und “Erleichterung”, den Tankinhalt können wir nach dem Volltanken in Mariehamn errechnen aus der Durchflussanzeige und den Betriebsstunden und bei der derzeitigen Tankstellendichte gibt es durch die eine oder andere Ungenauigkeit dabei keine Probleme…

Und fortan werden wir ELSE wie die ersten Jahre halt einfach “händisch” steuern…

Schon bald stellt sich heraus, dass wir das Geradausfahren ohne Landsicht ein bisschen verlernt haben und Bosman uns doch mehr fehlt als erwartet…

Schweden und die ersten Schären des Stockholmer Schärengartens kommen in Sicht und die Seezeichen und die Betonnung weichen von denen in Finnland und Aland ab und sind zunächst im gleissenden Gegenlicht kaum auszumachen und / oder nicht eindeutig zu identifizieren (“grüne Tonne vor grünem Wald…!”)…

Ich kann kaum mitwirken beim Navigieren, weil ich mit Kurshalten beschäftigt bin, was uns bis zu seinem Ende Bosman abgenommen hat…

Bald darauf und viele bedrohlich im Fahrwasser schnell nah kommende Stockholmfähren später und wieder in “unserer” Zeitzone” “europäische Sommerzeit” zurück erreichen wir den Sportboothafen Furusund und machen zunächst längsseits hinter Heckbojen fest.

Ein jugendlicher, überaus freundlicher Hafenmeister bittet uns die Heckbojen zu benutzen, da sicher noch andere Boote kommen und wir längsseits natürlich zu viel Platz beanspruchen. Er bietet umfangreiche Hilfe mit seinem Schlauchboot an, aber wir kommen mittlerweile ganz gut klar mit den Heckbojen und er hilft “nur” beim Festmachen der Bugleinen…

Furusund ist Schweden pur : Bullerbü-Idylle wohin man sieht, heimelige “schärige” ruhige Stimmung und wir beschliessen, einen Tag zu bleiben, damit ich mich mit dem toten Bosman und der Tankanzeige beschäftigen kann.

Beides führt trotz Hingabe zu keinem Erfolg, ausser dass ich feststelle, dass Bosman ELSE`s Kurs mit Hilfe eines kleinen 12-Volt Motors augenscheinlich chinesischer Herkunft gehalten hat…

Der funktioniert auch noch, lediglich eine Magnetkupplung und eine Welle im Stellantrieb des Autopiloten hat ihren Geist aufgegeben und angesichts der Mechanik, die eher an eine Kuckucksuhr erinnert, wundere ich mich, dass sie diesen “Job” überhaupt so lange durchgehalten hat…

“Raymarine, world`s leading manufacturer …” in Sachen Marineelektronik lässt grüssen…

Egal, wir brauchen den Autopiloten nicht zwingend und meine “Bodenmannschaft” in Form meines lieben Bernd hat eine Werkstatt in Kalmar herausbekommen, die uns möglicherweise rechtzeitig zu unserer Ankunft dort eine neue “Kuckucksuhr” bestellt. Eingebaut wäre sie schnell und dann hat Bosman wieder eine “Hand” zum Lenken und wir Muße zum Chillen und Schreiben auf den langen anspruchslosen Seestrecken an Schwedens Südküste und den Küsten von Dänemark…

Zunächst bleibt es anspruchsvoll :

Bei schönstem Fahrwetter -wie sollte es anders sein- brechen wir gegen halb neun in Furusund auf mit dem etwas vierzig Seemeilen entfernten Tagesziel Dalarö…

Eine unglaublich beeindruckende Fahrt durch den fast als paradiesisch-lieblich zu beschreibenden Stockholmer Schärengarten ist das Geschenk des Tages, Schären klein und groß, mit Wald, ohne Wald, schroff und weich zugleich, Häuser und Häuschen auf den Schären hier und da, “Vogelschären”, auf denen Kormorane stoisch ihre Flügel zum Trocknen ausbreiten, Schilf, Buchten und Sunde ohne Ende…

Ein unglaubliches Licht und blaues Wasser, das “Rotbraungrau” der Schären und das üppige Grün, fast windstill und warm…!

Ein knallblauer Himmel, ganz entfernt am Horizont getupfte weisse Wölkchen…

Zunächst sind wir fast alleine, haken Tonne um Tonne, Seezeichen und kleine Leuchttürme auf den Papierseekarten ab – der Maßstab ist auf 1 : 25000 gestiegen und man braucht spätestens etwa alle dreißig Minuten eine neue Seekarte – und vergleichen mit dem “recommanded track” des Plotters, alles passt…

Im Laufe des Vormittags nimmt die Zahl der Sportboote – Segler wie Motorboote ! rapide und massiv zu, ganz Stockholm scheint auf dem Wasser zu sein, fast ausschliesslich Schweden, ein paar Finnen und an einer Hand abzuzählende deutsche Segler…

Schwedische Motorbootfahrer kennen offensichtlich nur Gleitfahrt und so ist der Schärengarten bald von Heckwellen der Motorbootfahrer aufgwühlt…

Alle Segler und wir in Verdrängerfahrt mit acht Knoten werden durchgeschüttelt, es scheint aber ein übliches “Procedere”, “Hackfressen” wegen der Motorbootwellen wie in Deutschland sind nicht zu sehen…

Gegen 15:30 kommen wir in Dalarö an und machen längsseits an einem Schwimmsteg am Ortszentrum neben dem Fähranleger und – wo wohl noch wie schon so oft –  der Tankstelle fest.

“Mehr Schweden geht nicht” war der Titel eines Posts in unserem “alten” ELSE-Blog anläßlich unserer Göteborgfahrt in 2010; spätestens jetzt wissen wir : “Es geht noch mehr Schweden”, umtriebiges skandinavisches Hafenidyll, Holzhäuser und Villen in fast bilderbuchartiger “Schwedenoptik” und ein possierliches Örtchen, dass im “Hafenführer” eher schlecht weg kommt…

Wir kaufen noch ein bisschen zu Essen ein, unter anderem Fisch und werden wie schon in Furusund fast arm dabei, kehren zu ELSE zurück und beobachten das Ausklingen des schwedischen “Schärenfreitagnachmittags”.

Wie schon in Furusund – dort gibt es auch eine Tankstelle- herrscht auch an der Tankstelle in Dalarö ein Kommen und Gehen -die “Raserei” fordert ihren Tribut- und es wird getankt, als ob Benzin und Diesel keine endlichen Stoffe sind…

Alt und jung, Babys in Windeln und Schwimmweste, Senioren, schöne und häßliche Menschen, Oma und Opa, Enkel und Geschwister, Verwandte, Hunde groß und klein mit Schwimmwesten bevölkern Motor- und Segelboote, es wird eingekauft in dem kleinen Laden an der Tankstelle, Bier, Essen usw. und ab gehts wieder aufs Wasser..

Zusammen mit den Fähren zwischen den Schären ergibt das alles einen dauernden Schwell und ELSE und alle anderen Boote am Steg schaukeln wie die Schaukelpferde.

Gegen Abend ist der Spuk vorüber, der Sund wird spiegelglatt und in ein samtweiches Abendlicht getaucht.

Ich rufe noch im “Gästhamn” Arkösund an, unserem nächsten Tagesziel auf unserem Weg durch die Schären nach Süden und bitte um Reservierung eines Längsseitsliegeplatzes, was nach Auskunft des Hafenmeisters kein Problem ist…

Ein wenig beschäftigen wir und noch mit der spannenden Beobachtung eines “Paares in den besten Jahren” auf einem “obercoolen” offenen Sportboot:

Den Habitus eines “blind date” vermittelnd, können uns nicht einigen, ob es bei den Beiden stylish gekleideten um das Ende oder den Anfang einer Beziehung geht, etwa “Eherettungswochenende”, Folge von “e-darling” oder ob ein plastischer Chirurg mit seiner Oberschwester am Werk ist.

Nach allerlei Gebalze, Getändel und ausgiebigem Zähneputzen verschwinden die beiden in der Schlupfkajüte.  Eine erwartungsschwangere Aura umhüllt das Boot..

Das strahlende Wetter am nächsten Morgen reicht nicht aus, um irgend etwas nächtlich offensichtlich Misslungenes wett zu machen : Er macht sie beim Ablegen für das aus seiner Sicht wohl stümperhafte Verhalten an, sie wendet ihre geschminkte “Hackfresse” demonstrativ ab und ab geht´s in Gleitfahrt in die Schären…

Die Fahrt von Dalarö nach Arkösund ist zweigeteilt, nämlich in eine ruhige Schärenfahrt, auf der man sich nicht sattsehen kann und ein entgegen der Wettervorhersage mit heftigem Wind und böser Welle “garniertes” offenes Seestück, auf dem meinem “Seaman” kotzübel und ELSE von Wellen überspült wird.

Uli feiert ihren Geburtag “grün”, mit Vomex und dem Gesicht nach unten, dass hilft ihr erstaunlicherweise nicht zu sterben und ich sehe vor dem Bug der ELSE abwechselnd nur Himmel oder Wellenberge…! Selbst seitlich schwappt die Welle auf`s Gangbord, alles wird nass, ein Bullauge ist undicht und nichts bleibt an seinem Platz…!

Das alles findet bei strahlender Sonne statt, dennoch, Spaß macht es nicht und ich habe Schiss, obwohl es objektiv wohl nicht gefährlich ist. Nach dreistündiger “tagelanger” Fahrt durch den blaugrünweissen Hexenkessel sichte ich die erste Fahrwassertonne des Fahrwassers nach Arkösund und die Spannung löst sich, die Welle wird durch den Richtungswechsel etwas erträglicher und mein “Seaman” erwacht schwach zum Leben, um beim bevorstehenden “Fertigmachen” zum Anlegen wieder mitzuspielen…

Arkösund belohnt für das Durchlittene, zwischenzeitlich sind wir schon in Västervik oberhalb der Insel Öland angekommen und haben in Kalmar einen neuen Antrieb für den Autopiloten bestellt, der Mittwoch eintreffen soll. Bosman fehlt uns mehr als gedacht…

Hier ein paar “unsortierte” Eindrücke :

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“Gallionsfigur”… besser : Frontfrau…!

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“Kormoranbäume…”

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Badevergnügen bei immerhin 20° Wassertemperatur…

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Wer lässt sich da nicht gerne beim Anlegen helfen…

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svenska ny potatis…

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Badevergnügen auf der “Badeschäre” am Hafen…

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Hafenumgebung Arkösund…

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reservierter Liegeplatz nach Voranmeldung…

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die wohnen da so schön…!

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Achterkajüte nach Seegang, sah schon vorher nicht gut aus, jetzt ist aber nichts mehr da wo es vorher war…!

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Uli plant den “Schärenkurs”…

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abendlicher Blick vom “Zollberg” in Dalarö…

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“nach Hause telefonieren”…

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bewohnte “Schärenoptik”…

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Durchfahrt durch die Schären…

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Hafen Furusund am Schärenfahrwasser, mit Tankstelle und ELSE, ganz klein, etwa Bildmitte…

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zahlreiche “Stockholm”-Fähren passieren Furusund, wir sehen “alte Bekannte” aus Riga, Tallin, Helsinki und Mariehamn…Zum Glück hier auf acht Knoten beschränkt, darum kaum Schwell..!

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und spät am Abend taucht die “Aida Mar” in voller Pracht aus dem Dunklen auf…

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“Schärengartenimpression…!”

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Dalarö, vom Liegeplatz aus gesehen…

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Kirche in Dalarö…

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irgendeine Burg und Seezeichen auf einer Schäre bei Dalarö…

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Liegeplatz in Arkösund…

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Die “Badeschäre” in Hafennähe…

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“Hafenimpression” Arkösund…

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Hafenumgebung Arkösund…

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Schwimmspaß…

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diese “Optik” hat man in der “Schwimmschäre”…!

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Weiter durch die Schären…

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“Kormoranfelsen”…

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“Schärenseezeichen”…

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“Schärendurchfahrt”…