Hellsö, Aland-Inseln…

Hanko hält uns fünf Tage fest, das ruhige Wetter des Ankunftstages geht über in starken Wind, teilweise in Sturmstärke. An Weiterfahren ist nicht zu denken, zumal unser nächstes Tagesziel mitten in den Alandinseln liegen wird und dieser Weg ist im wahrsten Sinne “steinig” die Fahrwasser von Schären und Steinen gesäumt.

So warten wir denn auf besseres, sprich ruhigeres Wetter, wirklich schlecht ist es trotz des starken Windes nicht, überwiegend scheint die Sonne.

In Hanko sind wir das erste Mal auf unserer Reise besch…en worden, im Gespräch mit dem “Hafenmeister” stellt sich heraus, das unser Liegeplatz nur deswegen fünfzig Euro kostet, weil wir in unserer Box nicht am Fingersteg, sondern am Haupsteg festgemacht haben und somit “bequem” “alongside” liegen…! Einen Meter weiter nach steuerbord, am Fingersteg, reduziert sich die Liegegebühr auf fünfunddreißig Euro ! “you have the ropes on the wrong side” erklärt der “schichtführende” Hafenmeister Uli mit breitem Grinsen…Wir wechseln die Seite und zahlen fortan “nur noch” fünfundreißig Euro für den Liegeplatz..

Hanko ist ein unpersönlicher Hafen, nicht wegen vorstehenden Erlebnisses, vielmehr ist er ein Tummelplatz der “Reichen und Schönen”, soviel Markensegelkleidung mit unübersehbaren Markenlogos und soviel “schöne” ausschließlich und sorgfältigst maritim gestylte Menschen, soviel Bootschuhe aus handgeklöppeltem Elefanten…leder, die wohl auch zum Schlafen nur ungern ausgezogen werden, habe ich noch nie auf einem Haufen gesehen.

Die Schiffe werden unmittelbar nach dem Einlaufen mit zig Kubikmetern Frischwasser ausgiebig vom Salzwasser und Sonstigem befreit und insgesamt kommen wir uns etwas asozial und deplaziert vor.

Am Tag vor unser geplanten Abreise – der Wind soll nachlassen- stellt der Hafenmeister kommentarlos zwei “Reservierungskegel” vor unseren Liegeplatz und erklärt erst auf Nachfrage, “dass der Platz ab morgen belegt sei und wir da weg müssen…!” Warum erschließt sich uns nicht, es gibt genug andere Plätze, egal, morgen sind wir eh weg..

Es gibt auch nette Menschen in Hanko, einen lernen wir am ersten Abend an der örtlichen “Burger-Bude” kennen und es stellt sich heraus, das er am gleichen Steg liegt…Er wie ein anderer am Steg geben uns viele Hinweise auf das bevorstehende Revier der Alands und auch im Ort sind alle finnisch freundlich…

Hanko hat einen beeindruckenden Wasserturm und eine “Vorzeigeschäre”, die alles liebliche der Schärenlandschaft in sich vereint. Leider ist sie offensichtlich beliebt und das erste Mal auf dieser Reise ist alles etwas vermüllt, nicht flächig, aber im Vergleich zur dem bisher Erlebten auffällig.

Am zweiten Tag unseres Aufenthaltes in Hanko erhalten wir Besuch unserer Freunde Regina und Henning, mit denen wir uns schon in Helsinki getroffen hatten und die mit ihrem Wohnmobil, “dem kleinen NIK” nun wieder auf der Rückreise sind. An diesem Tag gehen wir abends Essen und fühlen uns ein bisschen wir zuhause, der Kellner kommt zuerst nicht, ist ziemlich genervt, steht wippend vor uns, “nun macht hin mit der Bestellung” und wird erst etwas “entspannter” als sich das Restaurant leert und sein Feierabend naht…! Auch neu auf dieser Reise durch bisher fünf Länder, aber wie gesagt, durchaus ein Gefühl wie in Kappeln in der Hochsaison…

Unsere wetterbedingte Wartezeit vergeht irgendwie schnell und am Mittwoch Morgen folgt das Wetter der Vorhersage, es ist sonnig und fast windstill.

Flugs brechen wir auf, tanken noch an der automatisierten Tankstelle, verlieren nach dem Verlassen des Hafens kurz etwas die Orientierung, eine Tonne, die wir laut Karte erwarten, gibt es nicht, finden gleich darauf aber den Weg auf das eng und gut betonnte Schärenfahrwasser und  meine Sorge, dass wir in den Schären auf Nimmerwiedersehen verloren gehen, erweist sich als  unbegründet.

Gleichwohl gibt es nur wenige Passagen, die man “einfach so” fahren kann, überwiegend ist ständige Aufmerksamkeit und ständiger “Abgleich” der Karten- und Plottersituation mit der Realität erforderlich, jede Tonne wird “identfiziert” und in der Karte mit Bleistift abgehakt..!

Manche notwendige Richtungswechsel sind nicht betonnt, dafür gibt es auf den Schären immer wieder Landmarken und Peilmarken an Land, die man zur optische Deckung bringen muss, um auf Kurs zu sein. Manchmal stehen diese Peilmarken auch hinter uns, der Blick zurück macht Sinn und so lernen wir minütlich, zum Glück gefahrlos, dazu…

Sandvik auf Alands südwestlichster Schäreninsel Kökar ist unser Ziel und die Fahrt dort hin führt uns bei schönstem ruhigen Wasser und Sonne pur durch eine grandiose Schärenlandschaft.

Manchmal zum Greifen nahe, manchmal etwas weiter entfernt passieren wir Schäre für Schäre, alle haben lustige Namen, nie gibt es einen “offenen” Horizontblick, überall lugt schon die nächste Schäre hervor…

Dem betonnten Fahrwasser folgen anfänglich viele Segler und einige Motorboote, die Segler mangels Wind, aber auch wegen der “beengten” Verhältnisse überwiegend unter Motor.

Immer wieder liegen an den Schären festgemachte Boote, in den Naturhäfen in den Schären sieht man hinter Baumwipfeln die Masten von Segelbooten hervorluken..

Nach längerer Fahrzeit gibt es eine etwas “offenere” Teilstrecke, die großräumiger betonnt und durchgängig tief und breit ist. Hier nimmt der Wind zu und von vorne kommen nun kurze harte Wellen, die ELSE gischtend mit ihrem Bug zerteilt.

Gegen Abend erreichen wir Kökar und folgen dem Fahrwasser in das Schärengewirr in Richtung Sandvik. Das notwendige Erkennen der Farben der Seezeichen im gleißenden Gegenlicht fällt schwer, ist oft nur kurz vor Erreichen der jeweiligen “Stange” möglich. Kurz vor Erreichen von Sandvik “disponieren” wir um und fahren in Richtung Hellsö, einem anderen, etwas näher gelegenen kleineren und mutmaßlich schönerer gelegenen Hafen in einem fjordähnlichen Einschnitt in die Insel Kökar.

Unsere Entscheidung sollten wir nicht bereuen : In dem kleinen, völlig idyllisch gelegen Hafen in dem Fjord legen wir zzunächst längseits an, um dann mit Hilfe eines jugendlichen Hafenmeisters zwischen zwei Heckpfähle bugsiert zu werden. Er nimmt die Heckleinen von seinem Aussenborderboot an und “verknotet” sie so an den Heckpfählen, das uns fraglich erscheint, ob wir hier jemals wieder wegkommen…! Aber, toller “Service” und das für fünfzehn Euro Liegegebühr, die preiswerteste der ganzen Reise ! Wir sind nicht zum Erkunden von Liegegebühren und Umgangsformen der Hafenmeister hier, aber der Unterschied zu Hanko ist unübersehbar.

Der Hafen ist nicht wirklich ein Ort, ein paar Ferienhütten, ein Selbstbedienungsflohmarkt direkt neben ELSE, ein hölzernes Restaurant mit grandiosem Blick über die Schärenlandschaft und das Hafenmeisterhäuschen, in dem auch ein paar Lebensmittel verkauft werden…

Wir haben unbewusst ins “Schwarze der Schärenlandschaft” getroffen lesen wie später in unserem Reiseführer über die Alandinseln…

Schöner scheint es kaum mehr zu gehen, einfach fantastisch und wir fühlen uns hier schlicht “sauwohl”…

Der nächste Tag erwartet uns mit dem gleichen “Kaiserwetter” wie der Ankunftstag und wir mieten für Uli beim Hafenmeister ein Fahrrad und ich “sattele” mein Klapprad.

Was folgt ist schwer in Worte zu fassen : Eine paradiesische Insel mit einer Landschaft, für die man zehn Augen braucht, es riecht nach Wald, Wiese, Heu, Wildblumen, See und Tang, Sumpf und Schilf und und und…!

Wir treffen nur vereinzelt Mensch und noch weniger Autos, überwiegend sind keine, gar keine Zivilisationsgeräusche zu hören, die Stille wird nur durch das Wiegen des leichten Windes in den Bäumen und Pflanzen, das Zirpen von Grillen und das gelegentliche Gezwitscher von Schwalben und anderen Vögeln, überwiegend Seeschwalben und anderen Seevögeln unterbrochen, besser: untermalt…

In einer Bucht halten wir an, setzten uns auf auf die flachen Felsen und ich halte die Füße ins hier warme Wasser. Ein Kopf taucht aus dem Wasser auf, verharrt, taucht ab und macht schlängelnd kehrt, eine veritabele Schlange, ich glaube eine Ringelnatter zu erkennen…!

Wir fahren weiter über die Insel nach Karlby, dort gibt es auch einen Hafen und einen “richtigen” Laden mit der Bezeichnung “Havenbod”, in dem man alles bekommt, was der Inselbewohner und die paar Touristen so brauchen, bis hin zur Blumenerde, Motoröl, Glühlampen, Schreib- und Haushaltswaren und natürlich zu Essen und zu Trinken.

Der Rückweg zur ELSE ist nicht weniger schön und nach für uns langen ca. fünfundzwanzig Fahrradkilometern kommen wir wieder in Hellsö an und müssen das Gesehene erst mal sacken lassen…

Wir beschließen, Kökar nicht schon wie ursprünglich geplant am nächsten Tag zu verlassen, sondern noch einen Tag auf dieser fantastische Insel zu verweilen…!

Abends gehen wir in dem Restaurant oberhalb des Hafens Essen, genießen den Rundumblick mit der in den Schären glutrot versinkenden Sonne und werden von einer schüchternden, sehr gut deutsch sprechenden Kellnerin (“zwei Jahre Österreich”) freundlich bedient und genießen zwei “Original Alandbiere” namens “Stallhagen”.

Ein ziemlich unglaublicher Tag geht zu Ende…!

Heute haben wir außer “chillen” und Vorbereiten der Weiterfahrt nichts vor.

Dafür warten die Alandinseln oder zumindest “unser” Fjord mit einer neuen Erfahrung auf : Wir sitzen im schönsten Sonnenlicht und der Ausgang des Fjordes ist durch dichtesten Nebel versperrt…!

Einige Schiffe fahren los, offensichtlich auch ohne Radar, der Henker weiß wie oder warum sie das machen, nur nach dem Plotter zu fahren ist m.E. leichtsinnig und diese Meinung teile ich mit einem Motorboot fahrenden Finnen. Ständig sind Nebelhörner. Die meisten fahren tatsächlich auch erst am Nachmittag los, als sich der Nebel plötzlich lichtet…

Neben uns liegt seit gestern eine Segelyacht aus Deutschland: beim genauen Hinsehen entecke ich, das auf ihrem Heck Lüneburg als Heimathafen angegeben ist und nach näherem Nachfragen stell sich heraus, das der Skipper aus dem Nachbardorf Deutsch Evern ist !

Sehr gesprächig ist er nicht und so endet die “Kontaktaufnahme” auch gleich wieder und er widmet sich seinem mitreisenden Hund und scheint auch von seinen ebenfalls deutschen Bekannten auf der Backbordseite etwas genervt…

Ansonsten ist in diesem Gebiet die Anzahl der deutschen Yachten stark zurückgegangen, deutsche Motorboote haben wir seit Helsinki nicht mehr gesehen…

Mariehamn, die Hauptstadt Alands haben wir nach dem Lesen der Hafen- und Reiseführer “von der Liste” gestrichen, wir wollen “Zeit gewinnen” für die geruhsame Rückfahrt an der schwedischen Ostküste, um auf unserem Rückweg nicht “hetzen” zu müssen, wenn uns das Wetter möglicherweise wieder noch einmal ein paar Tage “wegnimmt”.

Mariehamn erscheint uns ein bisschen als “Konglomerat” der bisher erlebten “Regionen” und so fällt uns der Verzicht zugunsten einer “entspannten” Rückreise leicht, zumal wir zum einen nicht wissen, was wir wirklich verpassen und zum anderen sind wir sicher, das wir auf den Alands nicht das letzte Mal gewesen sind…

So wird es dann morgen früh weiter gehen in Richtung des Stockholmer Schärengartens, vorausgesetzt, der Nebel steht nicht wieder vor der Ausfahrt des Fjords…

Ein paar Eindrücke der letzten Tage, zunächst unvollständig und unvollständig…

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Bucht auf Kökar

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Hafen Hellsö auf Kökar…

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ELSE in Hellsö, man beachte die Wasserpflanzen…!

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Dichter Nebel am Fjordausgang, während wir "ein paar Meter" weiter in der Sonne sitzen...

Dichter Nebel am Fjordausgang, während wir “ein paar Meter” weiter in der Sonne sitzen…

One thought on “Hellsö, Aland-Inseln…

  1. Deutsche Yacht mit Heimathafen Lüneburg?? Aber Tabaluga ist doch dort, wo sie sein sollte ;-). Im September und im nächsten Jahr könnte das aber sein, dass sie auch woanders zu finden ist! Wir freuen uns bei allem Neid aber darauf, euch bald wieder zu sehen und vielleicht schippern wir ja mal gemeinsam durch die Schären!

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