Vor drei Tagen sind wir morgens in Ruhnu aufgebrochen und nach Kuressare auf Saaremaa gefahren…
Die Tage sind sehr lang, es wird nur wenige Stunden dunkel, besser dämmerig und sie sind ausgefüllt mit tausenderlei Wahrnehmungen und so bleibt trotz der langen Tage nur wenig Zeit, alles Erlebte in Gänze aufzuschreiben…
Das Ablegen in Ruhnu mache ich “einhand”, Uli hat Magenkrämpfe von ihren “Diclacs” für´s Knie und liegt in der Koje…
Dabei gibt es einen Schreck, das Bugstrahlruder funktioniert nur noch in eine Richtung ! Da es kaum windig und die Ablegesituation “anspruchslos” ist, macht das zunächst nichts, aber “was ist jetzt wieder” und wie geht das weiter ?
Das Bugstrahlruder ist ziemlich unverzichtbar bzw. erleichtert An- und Ablegen erheblich…! Weit genug von Ruhnus steinigem Flachwasser entfernt fange ich an, die Kabelverbindungen im Bereich des Bedienteils und der Fernbedienug zu prüfen und kurze Zeit später ist alles vorbei und der Bugstrahler geht wieder in beide Richtungen, ein Stecker war “wackelig” !
Gleich ist es Mitternacht und morgen früh wollen wir weiter nach Kuivastu, unserer vorvorletzten Etappe auf dem Weg nach Tallin und darum ist hier jetzt erst einmal Schluss, wie immer ist noch ein wenig die Route des nächsten Tages vorzubereiten, die zunehmend, gerade im Bereich der Hafenansteuerungen schmal und von Steinen und flachen Bereichen gesäumt ist. Hinzu kommt, das uns das Lesen der estnischen Seekarten nicht so leicht fällt wie der bisherigen Kartensätze, es fehlen die “Übersegler”, die einem einen Gesamteindruck vermitteln…
Zu Saaremaa und Kuressare vorerst nur eins: Liebens- und erlebenswert, einfach toll ! Scheinbar endlose Wälder und Natur, naturbelassene , teils rauhe Küsten, einzelne Gehöfte und “Wohnstellen”, kaum “richtige” Orte…
Kuressare selbst hingegen lebhaft, “kolonial skandinavisch”, bei dem warmen Wetter auch ein bisschen mediterran wirkend, was durch viele gut besuchte Straßencafes und Restaurants mit Tischen im Aussenbereich unter Pavillions betont wird ! Eine warme, milde und ruhige Stimmung, man muss sich einfach wohl fühlen !
Nun wenigstens ein paar Bilder, die ein bisschen die Stimmung wiedergeben…

Eine der vielen Kirchen auf Saaremma, die älteste, aus dem 13. Jahrhundert, gerade wird die Orgel “versunken”, nicht sakral, von einer jungen Frau bespielt und da ansonsten kein Mensch da ist, macht das ganze einen unwirklichen, fast mystischen Eindruck….
In sieben Stunden geht es weiter nach Kuivastu; man mag nicht schlafen gehen, im Westen noch Abenddämmerung, im Osten schon Morgendämmerung und die beleuchtete Burg schaut zu, seit fast fünfhundert Jahren…!
Geil…
Seid froh, dass ihr das erlebt und dass ihr jemanden habt, mit dem ihr das unmittelbar teilen könnt.
Lieben Gruß von Bernd, der sein Böötchen verkaufen muss…