Auszug aus dem Reisetagebuch von Uli…
Die Touristen sind im Gegensatz zu den “Ureinwohnern” in Riga gut zu erkennen.
Wer bei strahlendem, stechenden Sonnenschein im Anzug, Krawatte und Laptoptasche oder im flotten Kostüm mit High Heels über das Kopfsteinpflaster hastet, ist bestimmt kein Touri..
Auch die Muttis mit Schweißperlen, FlipFlops, Kinderwagen und plärrendem Fußvolk wohnen bestimmt vor Ort.
Wenn man dagegen eine Gruppe Menschen erspäht, die augenscheinlich vor kurzem bei “Jack Wolfskin” eingefallen sind um sich bequeme Outdoor-Besichtigungsklamotten zu kaufen, handelt es sich um Touristen…
Weit verbreitet ist die Outdoor-Sandale, die gerne mit “Tennissocken” getragen wird. Es finden sich auch niegelnagelneue “Bergschuhe”, die mit Kleid oder Shorts kombiniert werden, wobei man sich fragt, welche Berge in Riga bestiegen werden sollen…
Gerne gesehen sind auch Riemchensandalen und ” Ballerinas”, die ob der, durch Hitze und der Fußmärsche, geschwollenen Füße meist zu klein erscheinen.
Das kurioseste Schuhwerk waren die FlipFlops mit Absatz…
Trifft man eine Tourigruppe mit Rucksäcken, Schirmen und Outdoorsachen, lohnt es sich einmal genau hinzuhören. Ob der Sprachschwierigkeiten sind natürlich deutsche Gruppen am ergiebigsten…
Oft sind die Gruppen aufgeteilt in die voran marschierenden Herren und die nachfolgenden Damen. Letztere unterhalten sich gerne mit den “Reisefreundinnen” über die Belange der Daheimgebliebenen (Herbert, Klaus und Renate…), unterbrochen von “Aah” und “Ooh” für die Sehenswürdigkeiten…
Die Herren prahlen untereinander gerne mit ihrem -angelesenen- Wissen, wobei durchaus ein “Streit” ausbricht, wenn der eine etwas anderes oder mehr weiß…
So können sie minutenlang darüber diskutieren, ob an einem Botschaftsgebäude die irische, italienische oder spanische Fahne flattert, bis ein scheinbar Unbeteiligter sagt, dass doch “belgische Botschaft” auf dem Schild steht…
Die sofort eintretende Stille wird nur durch das “Geschnatter” der Damen unterbrochen, die dann auch noch lauthals fragen, was das denn für ein schönes Haus ist…
Während der Wanderung zur nächsten Sehenswürdigkeit werden die hohen Preise für alles erörtert.
Dann müssen alle auf die ein, zwei Nachzügler warten, die mal genauer hinsehen, damit man geschlossen in der nächsten Kirche einfallen kann – wobei man sich wieder über die Unmöglichkeit und Höhe von Eintrittsgeldern in Kirchen mokiert.
Da man sich so gut versteht, werden gerne Gruppenphotos auf ausgewählten Plätzen gemacht, wobei sich die meisten zu Hause fragen werden, wer denn der- oder diejenige gewesen ist, den/die man lachend umarmt hat…
Bedauerlich ist, dass viele Gruppenteilnehmer (Nationalität egal) sich nicht an “Regeln” halten. Gerade in Kirchen wird oft darum gebeten, nicht zu photographieren, nicht in Tops oder Shorts oder “bemützt” einzutreten und die Stille zu respektieren…
So viele “Pomanschetten”, knappe Tops, Blitzlichtgewitter und laut plappernde Menschen habe ich noch nie gesehen. Auch die Bitten der “Kirchenbediensteten” um Respekt und Ruhe werden teilweise ignoriert und abfällig abgewunken…
Einige haben halt mehr Rechte als andere…
Auch auf dem Markt erkennt man den besonderen Touri sofort – nicht nur durch Glotzen und Staunen – sondern durch lautes Lamentieren über Preise, dass es nichts Vernünftiges gibt und dass vieles “Igitt” und “ekelig” ist…
Eine Untergruppe im Touri-Rummel bilden die Kreuzfahrtpassagiere, von 60 aufwärts..
In legerer, edler Sommerkleidung -lange beige Hosen, helles Leinenkostüm, farbdezente Tücher, Pullover lässig über den Schultern – flanieren sie vom oder zum Schiff.
In der Nähe des Anlegers – wo man auch nicht übersehen kann, woher oder wohin sie gehen – entwickeln sie einen kolonialen Habitus mit weltmännischem Gesichtsausdruck…
Oder es sind “Japaner”, die sofort nach Verlassen des Schiffes beginnen, mit dem mitgeführten Tablet Photos der Partner und Freunde im typischen Stil zu machen – groß die Person, im Vordergrund posend, im Hintergrund irgendwas von Riga…
Touristen sind natürlich nicht immer und zwangsläufig laut, lärmend, auffällig und unangenehm :
Erwähnt werden sollen natürlich auch die Reisenden, die mit Interesse und Zeit durch die Stadt schlendern, alles genießen und sich nicht auffällig benehmen…
Aber die kann man nicht so gut beobachten…