Mariehamn…

Der Nebel in Hellsö weicht nicht ernsthaft, er verändert sich nur : Mal sieht man mehr, mal weniger…

Es fahren Boote raus in den Nebel und es kommen welche in den Hafen und ich frage mich, ob ich ein “Schisser” bin…

Im Gespräch mit einem motorbootfahrenden Finnen und einem schwedischen Seglerpaar und einem deutschen Segler erfahre ich eine einhellige Meinung und fühle mich bestätigt :

Der Finne und die Schweden halten das Auslaufen und Fahren durch die Schären nach GPS und Kartenplotter bei diesen Bedingungen schlicht für “stupid”, der Deutsche berichtet, dass er bei strahlendem Sonnenschein ausgelaufen ist und zwei Stunden später “in die Suppe” geraten ist, trotz Fahren nach Plotter urplötzlich ein Seezeichen auf einem Felsen nur wenige Meter vor ihm aufgetaucht ist, dann, nur wenig später, zum Greifen nahe eine Fähre urplötzlich aus dem Nichts aufgetaucht ist und auch er bestärkt uns, nicht auszulaufen mit der vagen Hoffnung auf “wird schon besser…!”

Radar : “Da siehst du alles und nichts” ist die ergänzende Auskunft…

Ich muss zugeben, das mich das Warten an der Tankstelle bei schönstem Sonnenschein mit Blick auf den Nebel ohne zu wissen “geht`s heute noch los oder nicht” nervt, obwohl es eigentlich keinen Grund dazu gibt, Sonne pur, ruhige heimelige Schärenhafenstimmung, alles ist gut, aber zu sehr sitzt manchmal (immer) noch drin “es muss doch weitergehen…!”

Uli liest stoisch-beruhigend ein Buch nach dem anderem, ich klettere in regelmäßigen Abständen auf den nächstgelegenen höchsten Punkt, der “Restaurang”-Schäre, um festzustellen, dass der Nebel irgendwie anders aussieht und die flachen Schären aus ihm rausgucken…

Nach den Gesprächen mit den anderen Bootsfahrern steht die Entscheidung entgültig : Für heute ist Schluss, morgen sehen wir weiter und nach der Entscheidung kehrt bei mir Ruhe ein und wir genießen den sonnigen Abend im Nebelmeer…!

Am nächsten Morgen ist es bewölkt, aber die Sicht beträgt geschätzte fünf Seemeilen. Wir warten noch einige Zeit, ob sich dieser Zustand wie am Vortag vielleicht noch plötzlich ändert, trinken Kaffee, rauchen die eine oder andere Zigarette, streichen Schweden als Tagesziel, wollen “kleine Brötchen backen” und entscheiden uns für das zuvor gestrichene, deutlich näher liegende Mariehamn, der Hauptstadt Alands. Zudem liegen zwei “Ausweichhäfen” auf diesem Fahrwasser für den Fall, dass es urplötzlich “local fog or mist” gibt…

Los geht`s, diesiger Himmel, befriedigende Sicht und eine unkomplizierte Navigation , Papierkarte, Plotter und Tablet, alles passt und wir kurven durch die Schären und können uns trotz des bewölkten und diesigen Wetters kaum satt sehen…!

Wir fahren teilweise auf einem mit einer Maximaltiefe von 1,5 Metern gekennzeichnetem Fahrwasser, welches uns teilweise zum Greifen nah an den Schären vorbeiführt, passieren eine Brücke zwischen zwei Schären -Segler müssen draussen bleiben- und kommen irgendwann in den Bereich von Mariehamn.

Zahlreiche große Fähren laufen aus und ein und liefern sich ein “Elefantenrennen”, wir mittendrin, nicht nur dabei, und einige Zeit später erreichen wir den uns bereits in Tallin von einem Finnen empfohlenen “West Harbour” des auf einer Landzunge gelegenen Mariehamn.

Der Hafen erscheint vom Wasser aus nett und hat diverse freie Plätze.

Anlegen mit Heckbojen, zum erstem Mal gibt es keinen “alongside” Platz und keinen hilfreichen Segler, der mit seinem Beiboot ELSE`s Heckleine übernimmt und an der Boje befestigt.

Dafür kommt unser in Helsinki erworbener Bojenhaken und die ebenfalls in Helsinki gekaufte Seiltrommel für die Heckleine erfolgreich zum Einsatz : Uli fängt den Bojenhaken mit Erfolg beim ersten Mal, lässt den Haken fallen und die Heckleine von der gebremsten Trommel laufen, rast über das Gangbord nach vorne und springt trotz ihrer demolierten Gelenke bei der ersten Gelegenheit auf den einen Meter tieferen Steg, ich stoppe auf, Uli macht die Bugleinen fest und ich ziehe die Boje an die ELSE heran und wundere mich, wieviel und kräftig man so eine Heckboje an sich heranziehen muss, bis das Schiff richtig liegt…

Wir sind zufrieden, wenn nicht sogar ein bisschen stolz über unser gut gelungenes erstes “Bojenmanöver”…!

Mariehamn : Es ist tatsächlich ein bisschen “Konglomerat” aus dem bisher gesehenen, gleichwohl eine charmante Kleinstadt mit vielen Holzhäusern alten und jüngeren Baujahrs und üppigem Baumbestand, der in Deutschland längst aus Haftungsgründen “eleminiert” wäre…

Wir besichtigen den letzten weltweit “original erhaltenen” Frachtsegler, das Museumsschiff “Pommern“, in dem die Ära und das Leben und die Arbeit auf diesen Segelschiffen überaus lebendig und anschaulich vermittelt wird, ebenso wie in dem dazugehörigen Seefahrtsmuseum…

Ein sympatisches Aland-Erlebnis : In einem “Supermarkt” kaufen wir ein : ich stehe hilflos vor dem Molkereiprodukteregal und suche Quark, finde ihn nicht gleich; hinter dem Fleischtresen springt ein Verkäufer hervor und fragt mich ” can i help you ? “

” I search quark ” sage ich und er : “here is the quark”..! Daneben steht etwas quarkähnliches und ich frage, was das denn ist…

“thats for dip” erklärt er mir, bedeutet mir mitzukommen und zeigt mir mit sichtlichem Wohlbehagen an anderer Stelle verschiedene Geschmacksrichtungen “Dipmischungen”, die in eben diese quarkähnliche Zubereitung gemischt werden und die Chips dazu und wünscht freundlich “enjoy”…

Mal ehrlich, auch “urlaubsbereinigt”, macht das jemand bei Kaufland, Karstadt und Co ??

Ich fühle mich sehr “aufgehoben” und wohl dabei..!

Heute laufen wir noch mal in Mariehamn rum, Uli kauft Fisch und ich “Zubehör” zu ihrem baldigem Geburtstag, gestern wie heute regnet es das erste Mal auf unserer Reise richtig, dabei ist es mit zwanzig Grad nicht kalt…

Dadurch das das Wasser hier allerdings nur sechzehn Grad warm ist, kondensiert die feuchtwarme Luft derzeit aus…

Zu Nebel, der an die Themse passen würde, nicht jedoch in einen skandinavischen Sommer…

Allerdings kennen wir die Gepflogenheiten hier ja noch nicht richtig, möglicherweise gehört Nebel hier dazu…

Beim Wasser auffüllen komme ich noch ins Gespräch mit dem Skipper der “Skip Jack” neben uns , einem kleinen Segelschiff aus Großenbrode nett ins Gespräch und erhalte viele Hinweise zu Schweden, er von mir zu der vor ihm und hinter uns liegenden Tour durch “das Baltikum” und er stellt sich heraus das er aus dem Wendland kommt.

Mittlerweile ist es trotz 60. Breitengrad zappenduster, Mittsommer ist endgültig vorbei und bei dem zwischenzeitlich aufgekommenen starken Wind schaukelt ELSE an ihrer Heckboje gewaltig, allerdings ohne an die Pier zu rummsen wie in Warnemünde, Ustka oder Dirhami…

Nur ab und zu “küsst” sie, fenderbewehrt, kaum merklich die leeseitig neben uns liegende finnische Segeyacht…

Morgen früh soll es schachwindig und sonnig sein und wir wollen nach Furusund in Schweden…

Mal sehen wie es kommt…

Ein paar Eindrücke, wie immer unsortiert, diesmal aber kommentiert…

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Mariehamn-Impression….

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Kapitänssalon der “Pommern”…

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Gymnasium von Mariehamn…

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Seezeichen bis der Arzt kommt…

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“Elefantenrennen” der Fähren vor Mariehamn…

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Die “Pommern”…

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da müssen wir durch, nicht nur zum Spaß, sondern durch das Fahrwasser mit “garantierten” 1.5 Meter Mindesttiefe…

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dasselbe, schon näher und größer…

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“Schärerei” ohne Ende, aber gut betonnt….

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“dito”…

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für Segler tabu ; Brücke zwischen zwei Schären, Durchfahrtshöhe 5,2 Meter…

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“Segelimpression” in Hellsö…

Also echt jetzt, dass ist alles sowas von…!!

 

 

 

 

 

 

The Fog III

Der Wecker ist um sechs gestellt.

Nach zu kurzem Schlaf erwartet uns ein glasklarer Morgen, spiegelglatt liegt das Wasser im Fjord da. Alles schläft noch, alles ist ruhig, die Sonne lukt über die Felsen. Ganz weit draussen, ausserhalb des Fjords, ist eine Fähre zu erkennen. Wir kochen schnell Kaffee, machen uns startklar zum Aufbruch Richtung Schweden.

Am Fjordausgang ist eine komische kleine Wolke zu erkennen.

Wir lösen die Bugleinen, ziehen uns händisch, ohne Motor an die Heckpfähle heran und können wider Erwarten die Knoten des Hafenmeisters gut lösen.

Motoren angelassen, mit dem Bugstrahlruder gedreht und los geht es in Richtung Fjordausgang.

Die komische Wolke ist weg.

Aus ihr ist in nur wenigen Minuten eine feiste Nebelwand geworden, die wabernd in den Fjord hineinzieht und das Sonnenlicht dämpft…

Mit einer “Resthoffnung”, in der Erwartungshaltung “das ist bestimmt nur fünfzig Meter dick…! fahren wir weiter und können Minuten später kaum mehr als fünfzig Meter sehen…

Wir drehen um, folgen ohne verwertbare Sicht dem Track des Plotters zurück in den Fjord, Richtung Hafen…

Schon bald tauchen aus dem Nebel die Masten auf.
An unseren Liegeplatz, an dem ohne Hilfe kaum anzulegen ist, fahren wir nicht zurück.

Wir machen, wo wohl, an der Tankstelle fest.

Diese ist ausser Betrieb und hier können wir abwarten, bis sich der Nebel auflöst.

Gestern war das am frühen Nachmittag der Fall.
Das Liegen und Warten an Tankstellen sind wir gewöhnt…

Unser Tagesziel werden wir nicht Erreichen, dafür vielleicht am Nachmittag zwanzig oder dreißig Meilen weiterkommen, vielleicht bis nach Mariehamn, wo wir zunächst ja gar nicht hin wollten…

Seit der Abfahrt ist gerade mal eine Stunde vergangen, der Hafen schläft immer noch und die Sonne scheint -hier im Fjord- warm und gleißend ins Cockpit und trocknet den Tau…

So lässt es sich angenehm warten.

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glasklarer Morgen…

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Nebel am Fjordausgang…

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warten an der Tankstelle, mit Saunahäuschen…

Hellsö, Aland-Inseln…

Hanko hält uns fünf Tage fest, das ruhige Wetter des Ankunftstages geht über in starken Wind, teilweise in Sturmstärke. An Weiterfahren ist nicht zu denken, zumal unser nächstes Tagesziel mitten in den Alandinseln liegen wird und dieser Weg ist im wahrsten Sinne “steinig” die Fahrwasser von Schären und Steinen gesäumt.

So warten wir denn auf besseres, sprich ruhigeres Wetter, wirklich schlecht ist es trotz des starken Windes nicht, überwiegend scheint die Sonne.

In Hanko sind wir das erste Mal auf unserer Reise besch…en worden, im Gespräch mit dem “Hafenmeister” stellt sich heraus, das unser Liegeplatz nur deswegen fünfzig Euro kostet, weil wir in unserer Box nicht am Fingersteg, sondern am Haupsteg festgemacht haben und somit “bequem” “alongside” liegen…! Einen Meter weiter nach steuerbord, am Fingersteg, reduziert sich die Liegegebühr auf fünfunddreißig Euro ! “you have the ropes on the wrong side” erklärt der “schichtführende” Hafenmeister Uli mit breitem Grinsen…Wir wechseln die Seite und zahlen fortan “nur noch” fünfundreißig Euro für den Liegeplatz..

Hanko ist ein unpersönlicher Hafen, nicht wegen vorstehenden Erlebnisses, vielmehr ist er ein Tummelplatz der “Reichen und Schönen”, soviel Markensegelkleidung mit unübersehbaren Markenlogos und soviel “schöne” ausschließlich und sorgfältigst maritim gestylte Menschen, soviel Bootschuhe aus handgeklöppeltem Elefanten…leder, die wohl auch zum Schlafen nur ungern ausgezogen werden, habe ich noch nie auf einem Haufen gesehen.

Die Schiffe werden unmittelbar nach dem Einlaufen mit zig Kubikmetern Frischwasser ausgiebig vom Salzwasser und Sonstigem befreit und insgesamt kommen wir uns etwas asozial und deplaziert vor.

Am Tag vor unser geplanten Abreise – der Wind soll nachlassen- stellt der Hafenmeister kommentarlos zwei “Reservierungskegel” vor unseren Liegeplatz und erklärt erst auf Nachfrage, “dass der Platz ab morgen belegt sei und wir da weg müssen…!” Warum erschließt sich uns nicht, es gibt genug andere Plätze, egal, morgen sind wir eh weg..

Es gibt auch nette Menschen in Hanko, einen lernen wir am ersten Abend an der örtlichen “Burger-Bude” kennen und es stellt sich heraus, das er am gleichen Steg liegt…Er wie ein anderer am Steg geben uns viele Hinweise auf das bevorstehende Revier der Alands und auch im Ort sind alle finnisch freundlich…

Hanko hat einen beeindruckenden Wasserturm und eine “Vorzeigeschäre”, die alles liebliche der Schärenlandschaft in sich vereint. Leider ist sie offensichtlich beliebt und das erste Mal auf dieser Reise ist alles etwas vermüllt, nicht flächig, aber im Vergleich zur dem bisher Erlebten auffällig.

Am zweiten Tag unseres Aufenthaltes in Hanko erhalten wir Besuch unserer Freunde Regina und Henning, mit denen wir uns schon in Helsinki getroffen hatten und die mit ihrem Wohnmobil, “dem kleinen NIK” nun wieder auf der Rückreise sind. An diesem Tag gehen wir abends Essen und fühlen uns ein bisschen wir zuhause, der Kellner kommt zuerst nicht, ist ziemlich genervt, steht wippend vor uns, “nun macht hin mit der Bestellung” und wird erst etwas “entspannter” als sich das Restaurant leert und sein Feierabend naht…! Auch neu auf dieser Reise durch bisher fünf Länder, aber wie gesagt, durchaus ein Gefühl wie in Kappeln in der Hochsaison…

Unsere wetterbedingte Wartezeit vergeht irgendwie schnell und am Mittwoch Morgen folgt das Wetter der Vorhersage, es ist sonnig und fast windstill.

Flugs brechen wir auf, tanken noch an der automatisierten Tankstelle, verlieren nach dem Verlassen des Hafens kurz etwas die Orientierung, eine Tonne, die wir laut Karte erwarten, gibt es nicht, finden gleich darauf aber den Weg auf das eng und gut betonnte Schärenfahrwasser und  meine Sorge, dass wir in den Schären auf Nimmerwiedersehen verloren gehen, erweist sich als  unbegründet.

Gleichwohl gibt es nur wenige Passagen, die man “einfach so” fahren kann, überwiegend ist ständige Aufmerksamkeit und ständiger “Abgleich” der Karten- und Plottersituation mit der Realität erforderlich, jede Tonne wird “identfiziert” und in der Karte mit Bleistift abgehakt..!

Manche notwendige Richtungswechsel sind nicht betonnt, dafür gibt es auf den Schären immer wieder Landmarken und Peilmarken an Land, die man zur optische Deckung bringen muss, um auf Kurs zu sein. Manchmal stehen diese Peilmarken auch hinter uns, der Blick zurück macht Sinn und so lernen wir minütlich, zum Glück gefahrlos, dazu…

Sandvik auf Alands südwestlichster Schäreninsel Kökar ist unser Ziel und die Fahrt dort hin führt uns bei schönstem ruhigen Wasser und Sonne pur durch eine grandiose Schärenlandschaft.

Manchmal zum Greifen nahe, manchmal etwas weiter entfernt passieren wir Schäre für Schäre, alle haben lustige Namen, nie gibt es einen “offenen” Horizontblick, überall lugt schon die nächste Schäre hervor…

Dem betonnten Fahrwasser folgen anfänglich viele Segler und einige Motorboote, die Segler mangels Wind, aber auch wegen der “beengten” Verhältnisse überwiegend unter Motor.

Immer wieder liegen an den Schären festgemachte Boote, in den Naturhäfen in den Schären sieht man hinter Baumwipfeln die Masten von Segelbooten hervorluken..

Nach längerer Fahrzeit gibt es eine etwas “offenere” Teilstrecke, die großräumiger betonnt und durchgängig tief und breit ist. Hier nimmt der Wind zu und von vorne kommen nun kurze harte Wellen, die ELSE gischtend mit ihrem Bug zerteilt.

Gegen Abend erreichen wir Kökar und folgen dem Fahrwasser in das Schärengewirr in Richtung Sandvik. Das notwendige Erkennen der Farben der Seezeichen im gleißenden Gegenlicht fällt schwer, ist oft nur kurz vor Erreichen der jeweiligen “Stange” möglich. Kurz vor Erreichen von Sandvik “disponieren” wir um und fahren in Richtung Hellsö, einem anderen, etwas näher gelegenen kleineren und mutmaßlich schönerer gelegenen Hafen in einem fjordähnlichen Einschnitt in die Insel Kökar.

Unsere Entscheidung sollten wir nicht bereuen : In dem kleinen, völlig idyllisch gelegen Hafen in dem Fjord legen wir zzunächst längseits an, um dann mit Hilfe eines jugendlichen Hafenmeisters zwischen zwei Heckpfähle bugsiert zu werden. Er nimmt die Heckleinen von seinem Aussenborderboot an und “verknotet” sie so an den Heckpfählen, das uns fraglich erscheint, ob wir hier jemals wieder wegkommen…! Aber, toller “Service” und das für fünfzehn Euro Liegegebühr, die preiswerteste der ganzen Reise ! Wir sind nicht zum Erkunden von Liegegebühren und Umgangsformen der Hafenmeister hier, aber der Unterschied zu Hanko ist unübersehbar.

Der Hafen ist nicht wirklich ein Ort, ein paar Ferienhütten, ein Selbstbedienungsflohmarkt direkt neben ELSE, ein hölzernes Restaurant mit grandiosem Blick über die Schärenlandschaft und das Hafenmeisterhäuschen, in dem auch ein paar Lebensmittel verkauft werden…

Wir haben unbewusst ins “Schwarze der Schärenlandschaft” getroffen lesen wie später in unserem Reiseführer über die Alandinseln…

Schöner scheint es kaum mehr zu gehen, einfach fantastisch und wir fühlen uns hier schlicht “sauwohl”…

Der nächste Tag erwartet uns mit dem gleichen “Kaiserwetter” wie der Ankunftstag und wir mieten für Uli beim Hafenmeister ein Fahrrad und ich “sattele” mein Klapprad.

Was folgt ist schwer in Worte zu fassen : Eine paradiesische Insel mit einer Landschaft, für die man zehn Augen braucht, es riecht nach Wald, Wiese, Heu, Wildblumen, See und Tang, Sumpf und Schilf und und und…!

Wir treffen nur vereinzelt Mensch und noch weniger Autos, überwiegend sind keine, gar keine Zivilisationsgeräusche zu hören, die Stille wird nur durch das Wiegen des leichten Windes in den Bäumen und Pflanzen, das Zirpen von Grillen und das gelegentliche Gezwitscher von Schwalben und anderen Vögeln, überwiegend Seeschwalben und anderen Seevögeln unterbrochen, besser: untermalt…

In einer Bucht halten wir an, setzten uns auf auf die flachen Felsen und ich halte die Füße ins hier warme Wasser. Ein Kopf taucht aus dem Wasser auf, verharrt, taucht ab und macht schlängelnd kehrt, eine veritabele Schlange, ich glaube eine Ringelnatter zu erkennen…!

Wir fahren weiter über die Insel nach Karlby, dort gibt es auch einen Hafen und einen “richtigen” Laden mit der Bezeichnung “Havenbod”, in dem man alles bekommt, was der Inselbewohner und die paar Touristen so brauchen, bis hin zur Blumenerde, Motoröl, Glühlampen, Schreib- und Haushaltswaren und natürlich zu Essen und zu Trinken.

Der Rückweg zur ELSE ist nicht weniger schön und nach für uns langen ca. fünfundzwanzig Fahrradkilometern kommen wir wieder in Hellsö an und müssen das Gesehene erst mal sacken lassen…

Wir beschließen, Kökar nicht schon wie ursprünglich geplant am nächsten Tag zu verlassen, sondern noch einen Tag auf dieser fantastische Insel zu verweilen…!

Abends gehen wir in dem Restaurant oberhalb des Hafens Essen, genießen den Rundumblick mit der in den Schären glutrot versinkenden Sonne und werden von einer schüchternden, sehr gut deutsch sprechenden Kellnerin (“zwei Jahre Österreich”) freundlich bedient und genießen zwei “Original Alandbiere” namens “Stallhagen”.

Ein ziemlich unglaublicher Tag geht zu Ende…!

Heute haben wir außer “chillen” und Vorbereiten der Weiterfahrt nichts vor.

Dafür warten die Alandinseln oder zumindest “unser” Fjord mit einer neuen Erfahrung auf : Wir sitzen im schönsten Sonnenlicht und der Ausgang des Fjordes ist durch dichtesten Nebel versperrt…!

Einige Schiffe fahren los, offensichtlich auch ohne Radar, der Henker weiß wie oder warum sie das machen, nur nach dem Plotter zu fahren ist m.E. leichtsinnig und diese Meinung teile ich mit einem Motorboot fahrenden Finnen. Ständig sind Nebelhörner. Die meisten fahren tatsächlich auch erst am Nachmittag los, als sich der Nebel plötzlich lichtet…

Neben uns liegt seit gestern eine Segelyacht aus Deutschland: beim genauen Hinsehen entecke ich, das auf ihrem Heck Lüneburg als Heimathafen angegeben ist und nach näherem Nachfragen stell sich heraus, das der Skipper aus dem Nachbardorf Deutsch Evern ist !

Sehr gesprächig ist er nicht und so endet die “Kontaktaufnahme” auch gleich wieder und er widmet sich seinem mitreisenden Hund und scheint auch von seinen ebenfalls deutschen Bekannten auf der Backbordseite etwas genervt…

Ansonsten ist in diesem Gebiet die Anzahl der deutschen Yachten stark zurückgegangen, deutsche Motorboote haben wir seit Helsinki nicht mehr gesehen…

Mariehamn, die Hauptstadt Alands haben wir nach dem Lesen der Hafen- und Reiseführer “von der Liste” gestrichen, wir wollen “Zeit gewinnen” für die geruhsame Rückfahrt an der schwedischen Ostküste, um auf unserem Rückweg nicht “hetzen” zu müssen, wenn uns das Wetter möglicherweise wieder noch einmal ein paar Tage “wegnimmt”.

Mariehamn erscheint uns ein bisschen als “Konglomerat” der bisher erlebten “Regionen” und so fällt uns der Verzicht zugunsten einer “entspannten” Rückreise leicht, zumal wir zum einen nicht wissen, was wir wirklich verpassen und zum anderen sind wir sicher, das wir auf den Alands nicht das letzte Mal gewesen sind…

So wird es dann morgen früh weiter gehen in Richtung des Stockholmer Schärengartens, vorausgesetzt, der Nebel steht nicht wieder vor der Ausfahrt des Fjords…

Ein paar Eindrücke der letzten Tage, zunächst unvollständig und unvollständig…

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Bucht auf Kökar

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Hafen Hellsö auf Kökar…

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ELSE in Hellsö, man beachte die Wasserpflanzen…!

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Dichter Nebel am Fjordausgang, während wir "ein paar Meter" weiter in der Sonne sitzen...

Dichter Nebel am Fjordausgang, während wir “ein paar Meter” weiter in der Sonne sitzen…

Mini-Tsunami…

Während der Einfahrt in den Hafen von Tallin, besser schon in der Bucht davor ist uns aufgefallen, was für eine Bug-und Heckwelle die “Tallink”- Fähren schon kurz nach dem Auslaufen und auch bis kurz vor dem Einlaufen “erzeugen”…

Insbesondere die von Uli zutreffend wegen der auffallend in den Farben der hannoverschen Straßenbahnen lackierten “ÜSTRA -Fähren” genannten Tallink-Fähren sind darin richtig gut…

Während unserer Tage in Tallin versorgen sie den Sportboothafen mit üblem “Schwell”, an den wir mittlerweile ganz gut gewöhnt sind, der andere Skipper aber zum Wechseln des Liegeplatzes veranlasst.

Auf der Überfahrt nach Helsinki überholt uns steuerbords in ca. drei Seemeilen Entfernung die “ÜSTRA” und im Fernglas sehe ich ihre in voller Fahrt noch beeindruckendere Bug- und Heckwelle…

Ich beobachte die Welle weiter, scheinbar ohne Kraft zu verlieren läuft sie, durchgängig mit einer sich ständig brechenden Schaumkrone verziert, geschätzte zehn Minuten lang auf uns zu…

Kurz bevor sie uns erreicht, drehe ich ELSE`s Bug vorsichtshalber in Richtung der Welle und wenig später macht ELSE einen Riesensatz, der Bug taucht vollständig in die Welle ein und wird trotz ELSE´s hohen Freibords komplett, bis zur Windschutzscheibe vollständig überspült ! An der Rettungsinsel bricht sich die Welle, der Rest überspült das Solarmodul, das gleich Spiel findet mit einer zweiten nachfolgenden kleinere “Ausfertigung” der Welle statt…

Spektakulär und nicht richtig schlimm, viel höher hätte die Welle aber auch nicht sein dürfen und darüber, was wäre wenn ich sie einfach so oder bei schlechter Sicht nicht bemerkt hätte und sie uns seitlich getroffen hätte mag ich nicht weiter nachdenken…

Fähren haben aber auch Vorteile : Ohne Welle – es geht konstruktiv also auch anders – überholt uns ca. 5 SM vor Helsinki eine Fähre der “Viking-Line” mit offensichtlichem Kurs auf Helsinki; da die Fähren und Kreuzfahrtschiffe unweit von unserem Zielort in Helsinki anlegen, begebe ich mich mittig in das Kielwasser der Fähre und folge ihr bis in die Schären kurz vor unserem Ziel. Die Fähre läuft etwa 22 Knoten und in ihrem glatten Kielwasser kann ich das Gas zurücknehmen und kriege etwa drei Knoten “geschenkt”, d.h., unser Geschwindigkeit nimmt hinter der Fähre aufgrund des “glattgebügelten” Wassers immer weiter zu…

Erst kurz vor dem Ziel navigieren wir “eigenständig” weiter und kommen kurze Zeit später auf der dem Stadzentrum von Helsinki vorgelagerten Insel “Blekholmen” an, die uns als “ultimativer” Liegeplatz in Helsinki von einem freundlichen Finne, bei dem ich mich über Helsinki und Finnland “schlau gemacht”, empfohlen wurde. Diese Empfehlung und weitere Ratschläge des Finnen -“please come on board, i will give you some recommendations..!”- sind der Auftakt einer ganzen Reihe überaus guter und liebenswürdiger Erfahrungen mit den Finnen…!

“Mein erster Finne” ruft aus Tallin noch in Blekholmmen an, fragt nach einem freien Liegeplatz, bericht dort von unserem Respekt vor Heckbojen (“I give him some technical Informations..:O))” ) und so kriegen wir einen Liegeplatz “alongside” und werden bei unserer Ankunft winkend und einweisend vom Hafenmeister begrüßt am, Zitat, “best place in Helsinki” !

Das macht richtig Freude, der Platz auf der kleinen Schäreninsel ist einfach toll, zentrumsnah und trotzdem ruhig, weil er nur über ein Motorboot, welches die Hafenmeister regelmäßig fahren, erreichbar ist….
Finnland und Helsinki kann beginnen !

Tallin war schon, soll hier in den nächsten Posts auch nicht zu kurz kommen, obwohl nun die Reihenfolge ziemlich durcheinander geraten ist…
Wir sind hier aber nicht zum Schreiben, sondern zum Leben und Erleben…!

Mittlerweile sind auch die Zeiten, in denen man während der Fahrt schreiben kann vorbei; Die “Schärennavigation” fordert uns ganz und ständige Aufmerksamkeit und einen ständigen “Abgleich” zwischen der einem Puzzle ähnelnden Papierseekarten, der elektronischen Seekarte und der Realität…

Und alles weicht immer zumindest etwas voneinander ab…

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Tallink-Fähre mit schon kurz nach dem Auslaufen beeindruckender Bugwelle…

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der bedrohliche “Mini-Tsunami” der Fähre, die schon längst vorbei und weg ist…

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“Follow me” : der bequeme Weg nach Helsinki hinter der “Viking-Line”-Fähre…

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Vorbote von Helsinki…

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die “Schärerei” beginnt…

 

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idyllischer Liegeplatz auf der Insel Blekholmen…

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nochmal der schöne ruhige Liegeplatz…

Helsinki, Dom...

Helsinki, Dom…

orthodoxe Kirche in Helsinki...

orthodoxe Kirche in Helsinki…

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Stadtpanorama Helsinki, von Blekholmen, unserem Liegeplatz, aus gesehen…

von hier aus fährt das "Zubringerboot" zwischen Blekholmen und dem "Festland" (Fahrzeit  etwa fünf Minuten)

von hier aus fährt das “Zubringerboot” zwischen Blekholmen und dem “Festland” (Fahrzeit etwa fünf Minuten), im Hintergrund Blekholmen mit dem Clubhaus  von 1910 des  NJK

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Abendstimmung am Liegeplatz kurz vor dem späten Sonnenuntergang…

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Grillplatz auf Blekholmen, auch einmal benutzt…

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Abends verlässt die “Viking-Line” durch die Schären wieder Helsinki, gesehen vom Liegeplatz aus…

nochmal Abendstimmung, mi Sicht auf den Dom...

nochmal Abendstimmung, mit Sicht auf den Dom…

im Radio "Suomipop"..., wir sind ganz in Finnland...!

im Radio “Suomipop”…, wir sind ganz in Finnland…!

 

 

 

 

Hanko…

Man kann es glauben oder nicht : Die Zeit läuft…! Irgendwie finde ich keine Musse, die Erlebnisse und Bilder von Tallin und Helsinki einzustellen, nicht unschuldig daran sind ständig abk….enden oder gar keine Wlan- Verbindungen, Internetverbindungen über das Tablet oder das Handy funktionieren zwar, machen aber geschwindigkeitsmässig aber auch nicht wirklich Spass, zumal dann, wenn man Bilder hochladen will und von denen gibt es tausende und eins ist schöner als das andere…

Zwischenzeitlich sind wir von Helsinki nach Hanko an der südwestlichste Spitze Finnlands gefahren und sind seit gestern im Yachthafen “Smultongrund” in Hanko und harren dort ein wenig der Dinge : Zum einen ist Uli ein bisschen krank und zum anderen ist es windig, besser gesagt, der Wind erreicht zeitweise Sturmstärke..! Das  ist wohl hier nicht unüblich, seit Jahrhunderten vertreiben sich Seefahrer hier die Wartezeit auf besseres Wetter damit, sich im Fels der Schären mit Namen zu verewigen…

Mangels geeignetem Werkzeug tun wir das nicht und vertreiben uns die windige Wartezeit mit Erkundigung des Ortes, Uli zusätzlich mit gesund werden und ich mit dem Fahrrad in einem etwas größeren Radius in der schönen “schärigen” Umgebung.

Zuvor war gestern unsere Fahrt von Helsinki durch die Schären aufregend : Kurz nach der Abfahrt aus Helsinki-Blekholmen haben wir die Übersicht bei den vielen Seezeichen -ohne die gewohnten “Topzeichen” , die die zu umfahrende Richtung anzeigen, statt dessen nur farbliche Markierungen, die anzeigen, ob man östlich südlich oder was weiss ich daran vorbeifahren soll- verloren und ich war fest entschlossen, mit der Bahn nach Hause zu fahren…

Einige Zeit später haben wir uns dann auf die eindeutig mit Tonnen und Richtzeichen markierte “Schärenautobahn” eingeschossen und sind ca. vier Stunden durch für unsere Empfindung eng “befelste” Gewässer navigiert, um dann auf den freien “Gulf of Finland” zu flüchten und die Reststrecke nach Hanko auf dem mehr oder weniger offenen Wasser zu fahren.. Da wir nicht ganz  weit raus gefahren sind, haben uns auch hier auf der “Landseite” immer wieder Untiefen mit schäumenden Wellen angestarrt…!

Gegen 16:30 Ortszeit haben wir Hanko “gefunden” und erreicht und uns in die Reihe einlaufender Sportboote eingeschleust und glücklicherweise auch einen Liegeplatz bekommen…

Leichte Hektik beim Einlaufen : Ich hatte mir eigens gemerkt, dass man nach dem Passieren der Tonnen im Hafeneingang NICHT gleich zu den Liegeplätzen  fahren darf, weil dort Steine liegen, vielmehr soll man eigentlich ein weiteres Tonnenpaar im Hafenbereich passieren… Kein Schiff vor uns macht das, alle (alles Segler) biegen gleich ab über die Untiefe und da ELSE den geringeren Tiefgang hat und alles andere mit Schiffen voll ist, folge ich den Seglern, der Tiefenmesser zeigt, das die Karte recht hat und die Segler, offensichtlich auch ortsfremd, nur Glück….

Die Segler finden in diesem Hafenteil keinen Platz und drehen um, ELSE kriege ich rückwärts in eine enge Lücke rein und alles ist gut…

Heute, Freitag,  “chillen” wir, Uli beschäftigt sich mit gesund werden und ich mache, wie eingangs geschrieben, eine Fahrradbtour…

Hanko ist grundlos richtig teuer, fur Schiffe bis zwölf Meter Länge zahlt man fünfzig (!!) Euro pro Tag ! Da tröstet auch wenig, das Strom, Duschen, Wasser und Sauna inklusive  sind…

Andererseits haben wir auch einiges gespart : In Helsinki habe ich den seit langem erwünschten und in Deutschland ziemlich teueren “Omnia-Backofen”, ein Teil, was man auf die Gas- oder Spiritusflamme stellt und welches dann mit Erfolg Backofenqualitäten entwickelt, günstig erstanden und in Tallin für nur neun Euro eine überaus bordtaugliche quadratische beschichtete Bratpfanne mit Klappgriff, für die ich in Deutschschland nicht bereit war, 45 Euro zu bezahlen… So ist alles relativ und die Sauna inklusive wäre in Deutschland undenkbar…

Nach wie vor macht das Samsung-Tablet beim surfen, mailen, chatten, navigieren und so weiter die mit Abstand “beste Figur”, so auch bei diesem Post und so gibt es heute nur Bilder, die wir mit dem Tablet gemacht haben…

Und leider klappt auch das gerade nicht,  weil der ” weekpass” der Telekom in die reduzierte Upload-Geschwindigkeit übergegangen ist und ich keine finnische Datenkarte belommen habe, obwohl alle sehr nett bemüht waren….

andermal. …!

Saareema-Tallinn-Helsinki…

Manchmal duldet das Schreiben keinen Aufschub :

Eigentlichg gibt es noch viel von unserer Fahrt von Kuressare über Kiuvatsu nach Dirhami zu berichten, aber jetzt, noch 15 SM vor Tallinn taucht bei “Pol zu Pol”-Sicht und zwischenzeitlich ruhigem Wasser fast plötzlich Tallinn am Horizont auf…! Vielmehr schweben Kirchen und Hochhäuser von Tallin gleichermaßen über dem Wasser am Horizont und lösen die bisherige Naturküste mit Wald und Steilküste ab.

Auf der ganz rechten Seite fahren wir in das “Verkehrstrennungsgebiet”vor Tallin, eine Art Autobahn mit vorgeschriebenen Fahrtrichtungen ein und werden diesem, gut betonnt bis in die “Old City Marina” folgen.

Bevor man dort hinein darf, muss man das Fährschiff- und Kreuzfahrtterminal passieren/kreuzen und darum ist es erstmals in Estland erforderlich und vorgeschrieben, sich über Funk anzumelden und die Genehmigung einholen.

Die “Old City Marina” liegt, wie der Name schon sagt, unmittelbar am Stadtzentrum und an der Altstadt, alle anderen Marinas liegen außerhalb Tallinns oder nicht fußläufig vom Zentrum entfernt, und das ist nicht schön, wenn man in Tallinn ist und es wie Danzig und Riga “erleben und erlaufen” will…

Diese “Pole Position” lässt sich die Marina mit vierzig Euro pro Tag “vergolden”, die teuerste Liegeplatzgebühr, die ich je in meinem Leben bezahlen musste…! Egal, wenn schon denn schon, hat sich doch in Danzig und Riga herausgestellt, dass man die Stadt nur richtig wahrnehmen kann, wenn man sie zu jeder Stunde des Tages einmal erlebt und wir wollen sie erleben und dazu nicht auf Bus oder Taxe angewiesen sein…

Tallinn kommt näher, immer mehr Einzelheiten werden sichtbar und das ganze wird wieder einmal von ” Kaiserwetter” gekrönt…!

Jetzt muss ich aufhören zu schreiben, es gibt zu viel zu sehen !

So war es vor einigen Tagen, es duldete keinen Aufschub !

Auch jetzt, zwischenzeitlich in in Helsinki angekommen, möchte ich alles direkt “aus dem Bauch heraus” gleich aufschreiben, um mich später noch besser und realistischer an das Erlebte zu erinnern als ich es ohnehin schon werde; allein es fehlt die Zeit und mittlerweile mutet der Lauf derselben an wie das morgendliche Weckerklingeln in “Nichturlaubszeiten” : Eben noch mal umdrehen und nach fünf Minuten ist eine halbe Stunde vergangen, mit dem Unterschied, dass hier ganze Tage auf diese Weise “verschwinden”…!

Um es vorweg zu nehmen : Unsere Überlegungen, Helsinki aus Zeitgründen von der Route zu streichen haben wir verworfen und zwischenzeitlich sind wir den fünften Tag in Helsinki und sind sehr froh, dass wir unsere Überlegungen “storniert” haben, Helsinki ist fantastisch und hebt sich wohltuend, frisch und weltoffen von den “Backsteinerlebnissen” der letzten Wochen ab !

Nicht das uns Danzig, Riga und Tallinn nicht sehr gut gefallen hätten, es ist vielmehr wieder eine ganz andere “Lebensart”, Kultur, wie auch immer man es beschreiben soll, die Helsinki auszeichnet und abhebt. Auch wenn wir nicht gewusst hätten, was wir auslassen, aus jetziger Sicht wäre es unverzeihlich gewesen…!

Doch der Reihe nach :

Von Kurressare sind wir über Kuivastu und Dirhami bei schönstem Wetter nach Tallinn gefahren.

Kuivastu auf der Insel Muhu war, wie Dirhami am Eingang zum “Gulf of Finland”, jeweils ein “reiner” Zwischenstopp auf dem Weg nach Tallinn.

Nichtsdestrotz präsentieren sich beide Häfen als angenehm : Kiuvastu als umtriebiger Fährhafen, über den der gesamte Fährverkehr nach Saareema läuft, gleichwohl mit einem kleinen Hafenbecken für Sportboote und ausschließlich natürlicher Umgebung, der eigentliche Ort ist drei Kilometer entfernt.

Wir beschränken uns auf “rumlaufen”, finden es “interessant”, das auch in so einem Hafen ständig eine Sauna für die Hafengäste “unter Dampf” ist und die Frage nach der Sauna auch die erste der schwedischen und finnischen Bootsbesatzungen ist…

Wir kommen mit einem “alternativ” wirkenden Paar des vor uns liegenden “etwas anderen” schönen deutschen Segelschiffes ins Gespräch, der Skipper leiht unsere Karten aus um seine zu aktualisieren und versorgt uns nett dozierend mit “Informationen zum Revier”…

Nach eine ruhigen Nacht brechen wir früh bei ruhigem, sonnigem Wetter mit dem Tagesziel Dirhami auf. Haapsalu wollen wir aus Zeitgründen und auch aufgrund eines “komischen” engen, widersprüchlich betonnten Fahrwassers auslassen, auch wegen der in allen Hafenführern erwähnten Streitigkeiten zweier Marinas um die Gäste – die uns später auch bestätigt werden-.

Vor Haapsalu führt der Kurs ebenfalls durch ein eng, aber gut betonntes Fahrwasser, das wir nördlich von Haapsalu  in Richtung “Gulf of Finland”, auf deutsch “Finnischer Meerbusen”, verlassen. Entsprechend der Wettervorhersage, nur deutlich ausgeprägter, erwartet uns dort bald ziemlich heftiger Wind und Welle von vorne und das Fahren wird “sportlich”, da uns die Gischt ganz schnell das ganze Cockpit völlig nass macht.

Das Einknöpfen des vorderen Verdeckteiles gestaltet sich bei diesen Bedingungen, kaum das man sich auf den Beinen halten kann, schwierig und nass, gelingt aber nach einiger Zeit. Trocken geht die Fahrt bei zunehmendem Wind, der mir etwas Sorge macht, weiter und gegen späten Nachmittag erreichen wir die auf dem Plotter eingegebene “Safewater”-Tonne von Dirhami.

Durch ein grün-rotes Tonnenpaar, rechts und links gesäumt von schäumenden Felsen, geht es hinein in den Hafen, der im wesentlichen nur aus einer Mole besteht, an der wir anlegen.

Hilfe erhalten wir dabei von der Crew der Segelyacht “Ruby Tuesday”, die uns freundlich mit “Die Else aus Riga…!” begrüßt. Dort waren wir erstmal mit den beiden, Ute und Peter, ins angenehme Gespräch geraten und so freuen wir uns, uns unerwartet wiederzusehen. Die schön beschriebene, Reise der beiden lässt sich unter syrubytuesday.wordpress.com verfolgen.

Wir sind froh, Dirhami erreicht zu haben, nimmt doch der Wind heftig zu und die Wellen brechen sich gischtend an der Aussenseite der Mole und versorgen uns mit “Spray”…

Wir laufen noch ein bisschen in der schönen Umgebung des “ortlosen” Hafen herum, Wald, Strand und Natur pur lassen trotz des stürmischen Windes die etwas wackelige Anreise schnell vergessen.

Die Nacht wird unruhig : Obwohl wir mittlerweile Spezialisten im Vertäuen und “Fendern” sind, schwellt und wummert es, vor uns müht sich “Ruby Tuesday” und hinter uns ein großes Stahlschiff, die richtige Leinenlänge und Position zu finden…

Ziemlich vergebens, selbst liegend in der Koje rollt man hin und her…In den frühen Morgenstunden versuche ich es mit etwas längerer Vorleine, was tatsächlich wider Erwarten zu einem Teilerfolg führt, es ruckt nicht mehr, es “schwellt” nur noch…!

Es gibt deutlich belastbarere Zeitgenossen : Noch bevor wir Schlafen gehen, kommt bei bösem Wind und Welle ein nur wenig mehr als fünf Meter langes Segelbötchen unter deutscher Flagge mit Aussenborder in den Hafen “gesurft”, gesteuert von einem einzigen Menschen mit kurzen Hosen und auch sonst eher dürftiger Austattung.

Und am Morgen liegt hinter uns – um vier Uhr war es noch nicht da – ein kleines russisches Segelboot mit Aussenborder aus St. Petersburg, auf dem ein Mensch sämtliche Klamotten einschliesslich Schlafsack zum Trocknen aufhängt und mit Schwamm und Eimer hantiert und nicht unerhebliche Mengen Wasser aus dem nach hinten offenen Segelboot befördert…

Wir bieten dem Russen einen Kaffee an, den er irgendwie ganz höflich ablehnt…

Kurze Zeit später glauben wir den Grund für seine Ablehnung zu erkennen :
Er ist nicht allein ! Auf dem Boot tummeln sich auf einmal fünf Erwachsene und ein Kind, der den Kaffee Ablehnende bietet Uli noch freundlich Hilfe beim Erklimmen der Pier an und kurze Zeit später bricht das Schiffchen wieder auf in die immer noch ziemlich kabbelige See…!

Neben gehörigem Respekt stellt sich das Gefühl ein, dass wie Memmen sind, macht mir doch das Wetter, in das sich andere ganz unbefangenen begeben, “manchmal immer” durchaus Gedanken, wenn nicht gar Sorge…! Vielleicht sind die anderen auch ein bisschen leichtsinnig oder zu unbefangen, zumindest teilen auch unsere “Seglerbekanntschaften” diese Meinung…

Eine Stunde nach den Russen aus St.Petersburg brechen auch wir auf und die Welle ist immer noch gut genug, um meinen “Seaman” einige Stunden grün werden zu lassen…

Nach einigen Stunden kommt Backbord voraus ein Segelschiff in Sicht, welches sich – über Funk angesprochen- wie erwartet als die “Ruby Tuesday” herausstellt, die einige Zeit vor uns aufgebrochen war…

Wir nehmen weiter Kurs auf Tallinn, während “Ruby Tuesday” zunächst die Tallinn vorgelagerte Insel Naissaar als Tagesziel hat.

Die Stimmung, die uns vor Tallin einfängt, ist am Anfang dieses Posts wiedergegeben…!

Bald danach laufen wir in den “Old City Harbour” in Tallin ein und bekommen vom am Pier gestikulierenden Hafenmeister einen Liegeplatz unweit der Tankstelle zugewiesen, was wir seit der Danzig-Erfahrung mit der “Marina Lotus” irgendwie als vertraut empfinden…

Tallinn kann beginnen..!

Mehr dazu und zu dem überaus liebenswerten Helsinki, in dem wir derzeit bei strahlendem Sonnenschein und skandinavischem Himmel und Licht besseres, vielmehr windstilleres Wetter, “in bester Lage” abwarten, später…

Ein paar Eindrücke, die wie immer nur einen Bruchteil des Erlebten wiedergeben können…: :

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ELSE in Kiuvatsu auf Muhu, dem Fährhafen nach Saareema…

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Kiuvatsu, unweit des Hafens…

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Begegnung auf dem Wasser mit unserer “Vorabendbekanntschaft”…

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“Angst” : steinumsäumte Hafeneinfahrt von Dirhami…

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Dirhami, sicher im Hafen, den “Schwell” sieht man nicht…

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“liebliche” Hafenumgebung von Dirhami…

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Sonnenuntergang in Dirhami, weiter draussen, vor einer steinigen Untiefe, ist es richtig wellig…

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“Strandimpression” bei Dirhami…

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Das Boot der tapferen Russen aus St.Petersburg…

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ELSE in Dirhami, kurz vor der Abfahrt, das Wasser ist wieder fast friedlich…

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Tallinn in Sicht, hier schon ziemlich nah…

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Liegeplatz in Tallinn, wir quer hinter der kleinen Schwester von ELSE…

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Sicht vom Liegeplatz auf das Fährterminal bei Nacht…

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Stadtmauer in Tallinn…

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Tallin, aus der “Oberstadt” betrachtet…

Saaremaa…

Vor drei Tagen sind wir morgens in Ruhnu aufgebrochen und nach Kuressare auf Saaremaa gefahren…

Die Tage sind sehr lang, es wird nur wenige Stunden dunkel, besser dämmerig und sie sind ausgefüllt mit tausenderlei Wahrnehmungen und so bleibt trotz der langen Tage nur wenig Zeit, alles Erlebte in Gänze aufzuschreiben…

Das  Ablegen in Ruhnu mache ich “einhand”, Uli hat Magenkrämpfe von ihren “Diclacs” für´s Knie und liegt in der Koje…

Dabei gibt es einen Schreck, das Bugstrahlruder funktioniert nur noch in eine Richtung ! Da es kaum windig  und die Ablegesituation “anspruchslos” ist, macht das zunächst nichts, aber “was ist jetzt wieder” und wie geht das weiter ?

Das Bugstrahlruder ist ziemlich unverzichtbar bzw. erleichtert An- und Ablegen erheblich…! Weit genug von Ruhnus steinigem Flachwasser entfernt fange ich an, die Kabelverbindungen im Bereich des Bedienteils und der Fernbedienug zu prüfen und kurze Zeit später ist alles vorbei und der Bugstrahler geht wieder in beide Richtungen, ein Stecker war “wackelig” !

Gleich ist es Mitternacht und morgen früh wollen wir weiter nach Kuivastu, unserer vorvorletzten Etappe auf dem Weg nach Tallin und darum ist hier jetzt erst einmal Schluss, wie immer ist noch ein wenig die Route  des nächsten Tages vorzubereiten, die zunehmend, gerade im Bereich der Hafenansteuerungen  schmal und von Steinen und flachen Bereichen gesäumt ist. Hinzu kommt, das uns das Lesen der estnischen Seekarten nicht so leicht fällt wie der bisherigen Kartensätze, es fehlen die “Übersegler”, die  einem einen Gesamteindruck vermitteln…

Zu Saaremaa und Kuressare vorerst nur eins: Liebens- und erlebenswert, einfach toll ! Scheinbar endlose Wälder und Natur, naturbelassene , teils rauhe Küsten,  einzelne Gehöfte und “Wohnstellen”, kaum “richtige” Orte…

Kuressare selbst hingegen lebhaft, “kolonial skandinavisch”, bei dem warmen Wetter auch ein bisschen mediterran wirkend, was durch viele gut besuchte Straßencafes und Restaurants mit Tischen im Aussenbereich unter Pavillions betont wird ! Eine warme, milde und ruhige Stimmung, man muss sich einfach wohl fühlen !

Nun wenigstens ein paar Bilder, die ein bisschen die Stimmung wiedergeben…

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Fantastischer Himmel und Wasser bei der Überfahrt von Ruhnu nach Kuressare / Saaremaa…

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Nochmal, man kann sich nicht satt sehen…!

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Angekommen in Kuressare, mit “Burgblick!…!

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“Gutshaus” auf der Insel im Burgraben in Kuressare…

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Westküste von Saaremaa… hier steil…!

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Westküste von Saaremaa… hier flach…!

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Eine der vielen Kirchen auf Saaremma, die älteste, aus dem 13. Jahrhundert, gerade wird die Orgel “versunken”, nicht sakral, von einer jungen Frau bespielt und da ansonsten kein Mensch da ist, macht das ganze einen unwirklichen, fast mystischen Eindruck….

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von innen…!

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alte Windmühle..!

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“Hauptkrater” eines Meteoritenfeldes, “mass at impact 1000 tons..”

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Kuressare…

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das essen wir gleich…!

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“Nahansicht” unseres Essens, Pifferlinge “satt”…!

In sieben Stunden geht es weiter nach Kuivastu; man mag nicht schlafen gehen, im Westen noch Abenddämmerung, im Osten schon Morgendämmerung und die beleuchtete Burg schaut zu, seit fast fünfhundert Jahren…!

 

Ruhnu…!

Wir sind immer noch in Ruhnu ! Und eigentlich möchte man da bleiben !

Schönstes Wetter, ein Bilderbuchstrand mit feinstem Sand, einzelnen großen Steinen, Wald und Schilf und kein Mensch weit und breit !  Nur Seevögel und viele Schwäne..!

Das Wasser ist “piwarm”, da es bei der Anfahrt auf dem offenen Meer schon 20° warm war, schätzen wir es am Strand auf irgendwie zwischen 22 und 24 Grad !

Wir fahren mit dem Rad auf der Insel rum – Uli hat sich am Hafen eines geliehen, die stehen da einfach rum und nach der Benutzung zahlt man bei der Hafenmeisterin “stundenweise”-, besuchen ein Mini-Inselmuseum, welches von der Geschichte Ruhnus berichtet, fahren durch Felder und Wälder, dieses mal im Wald kurz aber heftig von Mücken verfolgt und attackiert, und verbringen die eine und andere Stunde am menschenleeren Strand, es ist unbeschreiblich…

Die Segler benutzen, besser missbrauchen, Ruhnu nur als Zwischenstopp, gegen Abend fallen sie ein, nicht viele, vier,fünf Stück, um am Morgen gleich aufzubrechen nach Kuressare auf Saarema. Ruhnu nehmen sie nicht wahr… Tagsüber ist ELSE fast das einzige Schiff im Hafen.

Die junge Hafenmeisterin freut sich sichtlich, als ich ihr erzähle, das wir noch einen Tag bleiben, weil wir es so schön finden…Das scheint unüblich und das ist gut so !

Ein paar Bilder habe ich hochladen können, ich traue mich kaum, sie in den Post einzufügen, es sind zu wenig und der Eindruck kann nur unvollständig sein…! Später mehr…!

Morgen früh machen wir uns auf nach Kuressare, das Wetter ist schwachwindig und den ganzen Tag sonnig vorhergesagt…! Die Ansteuerung ist eher anspruchsvoll, das Fahrwasser vor Kuressare ist eher dürftig betonnt und rechts und links neben dem empfohlenen Kurs lauern in flachem Wasser dicke Steine..! Das letzte Stück in den Hafen ist eine schmale Baggerrinne, die rechts und links durch dass Baggergut begrenzt wird…

Dieser Teil ist denn so gesehen wohl leicht, würde in Kurassare nicht das Anlegen mit Heckboje auf uns warten…!

Schnell noch einen Abendspaziergang, dunkel wird es hier etwa eine halbe Stunde vor Mitternacht, um nur wenige Stunden später wider zu dämmern…

Den Kurs nach Kuressare müssen wir auch noch in den Kartenplotter eingeben…

Kuressare und Saarema wird uns mehrere Tage “kosten”, wir wollen ein Auto mieten und Saarema und Muhu, eine kleine Insel, die mit Saarema durch einen Strassendamm verbunden ist, erkunden..

Es wird dort viel zu sehen geben und irgendwie fühlen wir die Endlichkeit von drei Monate, die viel zu kurz sind und im Fluge vergehen, obwohl wir mit dem Schiff unterwegs sind…

Ein paar Bilder :

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Strandimpression…

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Ruhnu`s alte Holzkirche aus dem 16. Jahrhundert, dahinter die “neue” Kirche von 1912…

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Unsere “Seglerbekanntschaft” Annegret und Jochen auf dem Weg nach Kuressare…

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Der Leuchtturm von Ruhnu, von Gustave Eiffel höchstpersönlich entworfen,in Frankreich vorgefertigt und auf Ruhnu aufgestellt…(wie viele Architekten konnte der wohl nur “eine Sorte”…

Ach ja : In Riga waren wir aus Spaß beim Friseur…

Uli mit “Mermaid-Bluedip”, ich noch windschnittiger als “vorher”, als “George Clooney für Arme” (Zitat meiner Cousine Daniela, zumindest sinngemäß…)

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Touristen-Beobachtungen in Riga…

Auszug aus dem Reisetagebuch von Uli…

Die Touristen sind im Gegensatz zu den “Ureinwohnern” in Riga gut zu erkennen.

Wer bei strahlendem, stechenden Sonnenschein im Anzug, Krawatte und Laptoptasche oder im flotten Kostüm mit High Heels über das Kopfsteinpflaster hastet, ist bestimmt kein Touri..

Auch die Muttis mit Schweißperlen, FlipFlops, Kinderwagen und plärrendem Fußvolk wohnen bestimmt vor Ort.

Wenn man dagegen eine Gruppe Menschen erspäht, die augenscheinlich vor kurzem bei “Jack Wolfskin” eingefallen sind um sich bequeme Outdoor-Besichtigungsklamotten zu kaufen, handelt es sich um Touristen…

Weit verbreitet ist die Outdoor-Sandale, die gerne mit “Tennissocken” getragen wird. Es finden sich auch niegelnagelneue “Bergschuhe”, die mit Kleid oder Shorts kombiniert werden, wobei man sich fragt, welche Berge in Riga bestiegen werden sollen…

Gerne gesehen sind auch Riemchensandalen und ” Ballerinas”, die ob der, durch Hitze und der Fußmärsche, geschwollenen Füße meist zu klein erscheinen.

Das kurioseste Schuhwerk waren die FlipFlops mit Absatz…

Trifft man eine Tourigruppe mit Rucksäcken, Schirmen und Outdoorsachen, lohnt es sich einmal genau hinzuhören. Ob der Sprachschwierigkeiten sind natürlich deutsche Gruppen am ergiebigsten…

Oft sind die Gruppen aufgeteilt in die voran marschierenden Herren und die nachfolgenden Damen. Letztere unterhalten sich gerne mit den “Reisefreundinnen” über die Belange der Daheimgebliebenen (Herbert, Klaus und Renate…), unterbrochen von “Aah” und “Ooh” für die Sehenswürdigkeiten…

Die Herren prahlen untereinander gerne mit ihrem -angelesenen- Wissen, wobei durchaus ein “Streit” ausbricht, wenn der eine etwas anderes oder mehr weiß…

So können sie minutenlang darüber diskutieren, ob an einem Botschaftsgebäude die irische, italienische oder spanische Fahne flattert, bis ein scheinbar Unbeteiligter sagt, dass doch “belgische Botschaft” auf dem Schild steht…

Die sofort eintretende Stille wird nur durch das “Geschnatter” der Damen unterbrochen, die dann auch noch lauthals fragen, was das denn für ein schönes Haus ist…

Während der Wanderung zur nächsten Sehenswürdigkeit werden die hohen Preise für alles erörtert.

Dann müssen alle auf die ein, zwei Nachzügler warten, die mal genauer hinsehen, damit man geschlossen in der nächsten Kirche einfallen kann – wobei man sich wieder über die Unmöglichkeit und Höhe von Eintrittsgeldern in Kirchen mokiert.

Da man sich so gut versteht, werden gerne Gruppenphotos auf ausgewählten Plätzen gemacht, wobei sich die meisten zu Hause fragen werden, wer denn der- oder diejenige gewesen ist, den/die man lachend umarmt hat…

Bedauerlich ist, dass viele Gruppenteilnehmer (Nationalität egal) sich nicht an “Regeln” halten. Gerade in Kirchen wird oft darum gebeten, nicht zu photographieren, nicht in Tops oder Shorts oder “bemützt” einzutreten und die Stille zu respektieren…
So viele “Pomanschetten”, knappe Tops, Blitzlichtgewitter und laut plappernde Menschen habe ich noch nie gesehen. Auch die Bitten der “Kirchenbediensteten” um Respekt und Ruhe werden teilweise ignoriert und abfällig abgewunken…

Einige haben halt mehr Rechte als andere…

Auch auf dem Markt erkennt man den besonderen Touri sofort – nicht nur durch Glotzen und Staunen – sondern durch lautes Lamentieren über Preise, dass es nichts Vernünftiges gibt und dass vieles “Igitt” und “ekelig” ist…

Eine Untergruppe im Touri-Rummel bilden die Kreuzfahrtpassagiere, von 60 aufwärts..

In legerer, edler Sommerkleidung -lange beige Hosen, helles Leinenkostüm, farbdezente Tücher, Pullover lässig über den Schultern – flanieren sie vom oder zum Schiff.

In der Nähe des Anlegers – wo man auch nicht übersehen kann, woher oder wohin sie gehen – entwickeln sie einen kolonialen Habitus mit weltmännischem Gesichtsausdruck…

Oder es sind “Japaner”, die sofort nach Verlassen des Schiffes beginnen, mit dem mitgeführten Tablet Photos der Partner und Freunde im typischen Stil zu machen – groß die Person, im Vordergrund posend, im Hintergrund irgendwas von Riga…

Touristen sind natürlich nicht immer und zwangsläufig laut, lärmend, auffällig und unangenehm :

Erwähnt werden sollen natürlich auch die Reisenden, die mit Interesse und Zeit durch die Stadt schlendern, alles genießen und sich nicht auffällig benehmen…

Aber die kann man nicht so gut beobachten…

Letzter Tag in Riga…

Heute sind wir schon zwei Tage aus Riga weg, waren einen Tag in Jurmala und sind den zweiten Tag in Ruhnu…!

Der Post ist langsamer als ELSE´s Reise, der nachfolgende Text also schon fast ein bisschen “Historie”…:

Eigentlich wollten wir heute stromaufwärts an der Statoil-Tankstelle tanken und im Anschluss nach Jurmala fahren; Irgendwie ist es gestern bzw. heute wieder etwas später geworden und dadurch heute auch irgendwie zu spät zum Aufbruch geworden…

So “gammeln” wir bei heute mal mäßigem Wetter -bewölkt, 18°, jetzt, gegen Abend etwas Regen-, auf ELSE rum und sind dabei, Finnland zumindest überwiegend von der Reiseroute zu streichen, damit es alles auch weiterhin zeitlich “kommod” bleibt und wir eine ausreichende “Zeitreserve” für die Rückfahrt behalten (Seglerlästerei unserer Stegnachbarn : “einen Motor für die Hinfahrt, einen für die Rückfahrt…”)…

Zuviel Zeit haben wir überall da verbracht,wo es uns gefallen hat und das ist gut so und wird so bleiben : Heute haben wir im Reiseführer über Saarema gelesen, von den Stegnachbarn von Tallin berichtet bekommen und es wäre Sünde, für diese Orte nicht genügend Zeit zu haben…

So werden wir wohl frühestens in einer Woche in Tallin ankommen, dort bestimmt wieder zwei Tage, aus denen vielleicht wie in Riga fünf werden, verbringen und ehe man sich versieht ist es Oktober…

Also werden wir “nach Tallin” sehen wie es weitergeht. Überhaupt hat es sich wie bei unserer Schwedenreise 2010 bewährt, keinen detaillierten Plan zu machen, sondern jeweils mehr oder wenig von Tag zu Tag zu entscheiden wie es weitergeht…

Wir bekommen im Gespräch mit anderen Bootsfahrern -mittlerweile “nur noch” ausschliesslich Segler- immer wieder Hinweise zu “regionalen” Zielen, denen wir z.T. gerne folgen. Zu groß wäre uns auch der Aufwand, die jetzt beginnenden eher schwierig zu lesenden estischen und finnischen Seekarten im Hinblick auf eine großräumige Routenplanung “durchzuflöhen”; so endet unser tägliche “Planungshorizont” im wesentlichen im 40 – 60 Seemeilen-Radius, man kann auch 120 SM fahren,aber “das zieht sich hin” und macht nicht so viel Spaß…

Am Sonnabend brechen wir dann tatsächlich eher früh in Riga-Andrejosta auf, fahren an der Altstadt die Daugava etwa vier Seemeilen stromaufwärts, geniessen dabei Riga aus einer neuen Perspektive, biegen dann am linken Ufer in einen “Naturhafen” in dem sich zum einen ein reiner Motoryachthafen und die erwähnte Straßentankstelle befindet, an der man “rückwärtig” mit dem Boot anlegen und tanken kann.Die Tankwartin erläutert uns, das ihre und die Tankstelle in Pavilosta tatsächlich die beiden einzigen Bootstankstellen in Lettland sind, alle anderen, auch die in den neuen Seekarten und “Törnführern” erwähnten gibt es nicht mehr. Für Segler ist diese Tankstelle wegen der Daugava-Brücken nicht zugänglich, Segler müssen sich definitiv mit Sackkarre, Kanistern und Fussmarsch zur Straßentankstelle behelfen.

Nach dem Tanken fahren wir stromabwärts an die Daugavamündung und wollen versuchen, nach Ruhnu zu fahren, eine kleine zu Estland gehörende Insel im Rigaer Meerbusen.

Wie schon befürchtet wird daraus nichts, schon von weitem sehen wir sich gischtend an den Molenköpfen brechende Wellen, der Wind nimmt ständig zu und zwischen den Molenköpfen erwarten uns anderthalb bis zwei Meter hohe Wellen, die ELSE bocken lassen wie ein junges Fohlen…Obwohl die Wellen “erträglich” von vorne komme : Das muss nicht sein und schon gar nicht sieben Stunden lang fünfzig Seemeilen bis Ruhnu ! Wir drehen, einen geeigneten “Zwischenraum” zwischen zwei Wellen abpassend, um und fahren zurück in die Daugava und “aktivieren” Plan B, nämlich binnen auf der Bullupe und Lielupe nach Jurmala, einem “mondänen” Badevorort von Riga zu fahren.
Am frühen Nachmittag kommen wir nach ruhiger Fahrt durch die waldgesäumten Nebenflüsse der Daugava in Jurmala an und erleben wieder viel mehr, als wir mit diesem “Plan B” erwartet haben…

Doch hierzu und zu unserer Fahrt nach Ruhnu später mehr, hier auf Ruhnu gibt es eine sehr gute Internetverbindung und wir wollen versuchen, noch ein paar Bilder hochzuladen.

Um es vorweg zu nehmen : Das kleine estische Eiland Ruhnu ist unglaublich, nur etwas mehr als fünfzig Einwohner, Natur pur, herrliches Wetter, nahezu keine Touristen (an einer Hand abzählbar, uns mitgezählt…!) Wälder, Wiesen, Strände, eine einzige asphaltierte kleine Straße vom Hafen in den “Ort”, den man als solchen gar nicht wahrnimmt…!

Eine “andere Welt” !  Auch hierzu später mehr…!

Na supi : Bilder hochladen geht wieder nicht, außer man schrumpft sie “händisch” auf Briefmarkenformat…! Fuck the www ! Und den ganzen Computermüll !!