Eigentlich gehören vor diesen Post noch zwei andere vervollständigt, aber ich hatte mehr Lust auf diesen, den ich gestern während der langen Fahrt von der kleinen Insel Ruden östlich des Greifswalder Bodden nach Kolberg geschrieben habe. Noch fehlende Bilder und Texte der anderen Posts folgen…
Der Text für unser “Nebelabenteuer” (“The Fog – vier Stunden Angst”) jetzt aber online, also gerne mal zurückgehen….
Der Morgen im Hafen von Ruden beginnt mit strahlender Sonne und ca. 2 Bft Wind. Der Blick über die Mole aufs Meer ist vielversprechend, nur eine leichte “Restwelle” vom Vortag ist sichtbar und wir beschliessen, den “langen Ritt” nach Kolberg, ca. 65 Seemeilen, zu machen. Wir wollen endlich “was Fremdes” sehen und sind scharf auf Danzig, was auch bei größeren Tagesetappen noch 2-3 Tage entfernt ist, vorausgesetzt, das Wetter bleibt fahrbar.
Wir machen uns startklar und verlassen den mit Seifenschaum verzierten Hafen von Ruden : Die Chartersegler auf der COCO haben ausgiebig geduscht und gespült, nun ist alles sauber, nur der Hafen nicht…
Wir verlassen Ruden durch das ausgiebig betonnte Fahrwasser duch die Flachs östlich der Insel und erreichen nach ca. einer halben Stunde die letzte Tonne und nehmen von da an mit genau 90 Grad Kurs auf Kolberg. Backbordseitig bleibt die “Greifswalder Oie” zurück, eine nur etwas größere Insel als Ruden, aber mit mehr Wald und Steilküste, sie sieht vom Wasser jedenfalls richtig einladend aus…
Achtern sind im Sonnenlicht in weiter Ferne die Kreidefelsen von Rügen gut erkennbar, versinken mit zunehmender Entfernung langsam im Meer.
Der Autopilot, der immer noch keinen adäquaten Namen hat, steuert ELSE mit 7.5 Knoten auf die Ansteuerungstonne von Kolberg zu, bei dieser Entfernung verbleiben noch etwa fünf Stunden wiegende Schaukelfahrt – die “Restwelle” kommt von vorne- , die wir uns im Tagesverlauf aber noch durch etwas Gleitfahrt verkürzen werden…
Zwischenzeitlich sind wir in polnischen Hoheitsgewässern, Land ist nicht mehr zu sehen, Handyempfang gibt`s nicht mehr….
Mehrfachl muss ich den Kurs des Autopiloten unterbrechen, voraus, genau auf Kurs, taucht zum einen eine nicht in der Karte verzeichnete Hindernistonne und ein weiße Boje unweit davon auf; keine Ahnung, was sich auf 13 Meter Wassertiefe darunter verbirgt, ich mache lieber einen Bogen darum, ebenso wie um mehrere Fischernetze (8 SM von der Küste entfernt !), die ebenfalls mit Bojen gekennzeichnet sind.
ELSE folgt unbeirrt und monoton dem Kurs auf die Ansteuerungstonne und es bleibt viel Zeit, diesen Text zu schreiben und zu lesen. Da die Sicht sehr gut ist, reicht ein gelegentliches “Aufgucken” um sich zu vergewissern, ob da immer noch nichts ist, wo eben schon nichts war..Stundenlang ist weder Land noch andere Schiffe zu sehen !
Mal sehen, was uns in Kolberg erwartet.
Nachtrag : Bevor wir in Kolberg gegen 18:30 angekommen sind, hat sich ca. 10 SM vor Kolberg kaum merklich die Sicht verschlechtert : Eben war`s noch schön, auf einmal diesig, um dann in Seenebel überzugehen…! Gut, die Sicht war noch deutlich besser als bei unserem “Startnebel” ab Schleimünde, aber ohne Landsicht navigieren wir plötzlich wieder in einer grauen Masse. Vor der Sichtverschlechterung hatten wir uns bei etwas ruppiger gewordenem Wasser noch etwas unangenehme Gleitfahrt gegönnt, jetzt sind wir froh, das wir dadurch bis auf zwei Seemeilen an die Ansteuerungstonne von Kolberg, die auch alsbald aus dem Nebel auftaucht, herangekommen sind.
Auf dem Plotter setzten wir schnell einen Wegpunkt direkt vor die Molenköpfe der Hafeneinfahrt von Kolberg und warten mit trocknem Mund gefühlt sehr lange, bis der Autopilot bei der Schaukelei träge den Kurs auf diesen Punkt findet.
Hinter uns huscht ein Schiff vorbei, ist ebenso schnell verschwunden wie es aufgetaucht ist…
Auf Kanal 12 funken wir die “harbour control” Kolberg an, erkundigen uns in gebrochenem Englisch nach “outbound traffic”, woraufhin wir nach unserer Position gefragt werden – sehen kann er uns nur auf dem Radar- und wir dann die Auskunft erhalten das nix entgegenkommt und wir dem “you can enter the harbor” folgen…
Kurze Zeit später tauchen aus der “Suppe” die Molenköpfe auf und nehmen uns kurz darauf später gefühlt wie “Abrahams Schoß” auf…
Kurze Zeit später machen wir in der hypermodernen “Marina Kolobrzeg” fest und werden von einem angenehmen hilfreichen Hafenmeister in die Benutzung der “Marinaausstattung” eingewiesen…
Wir laufen noch ein bisschen rum und in Richtung Stadtzentrum, versorgen uns an einem Kiosk mit Bier und “Einlaufzigaretten” und lassen das Erlebte Revue passieren : Keine Landsicht bis kurz vor dem “stranden” macht keinen Spaß und warum kommt das soooo überraschend nach eben noch Sonne pur…
Vor dem Schlafen gehen steht noch Bastelei an : Die Landstromversorgung funktioniert nicht. Nach allerlei Messungen stelle ich fest, das ggf. tödliche 230 Volt auf dem Schutzleiter liegen ! Für die andere Steckdose fehlt uns nun ein Chip und ich maschiere zum Hafenmeister (24 h-Service !) und er erinnert sich, “dass das Problem schon mal da war, vor zwei Wochen, aber die andere Steckdose ist gut, 100 %ig…!” Womit er recht behalten sollte…
Wir beschliessen, am nächsten Tag auf jeden Fall in Kolberg zu bleiben.
Verfolge mit Spannung Euren Bericht.
Wünsche weiterhin alles Gute und denkt daran: Am schönsten ist es überall.